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Wahlen im Familienbetrieb Togo

25. April 2015

Seit fast 50 Jahren herrscht die Familie Gnassingbé im afrikanischen Togo, erst der Vater, jetzt der Sohn. Und Faure Gnassingbé hat gute Chancen, bei der Präsidentenwahl wiedergewählt zu werden.

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Togos Präsident Faure Gnassingbe (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: AFP/Getty Images/I. Sanogo

Im westafrikanischen Togo waren an diesem Samstag 3,5 Millionen Bürger zur Wahl eines neuen Staatsoberhauptes aufgerufen - inzwischen sind die Wahllokale geschlossen. Beobachter erwarten einen Sieg des amtierenden Präsidenten Faure Gnassingbé. Der 48-Jährige kam 2005 nach dem Tod seines Vaters Gnassingbé Eyadema zunächst mit Hilfe des Militärs an die Macht und ließ sich danach in einer umstrittenen Wahl im Amt bestätigen. 2010 wurde Faure Gnassingbé wiedergewählt. Sein Vater hatte sich 1967 an die Macht geputscht. Seither ruht diese, abgesichert durch eine loyale Armee, in den Händen der Familie.

Wählerlisten zunächst manipuliert

Die Wahl war ursprünglich bereits für den 15. April geplant, wurde aber auf Druck des westafrikanischen Staatenbundes ECOWAS um zehn Tage verschoben. Die Beobachter der Organisation hatten festgestellt, dass Tausende Wähler doppelt registriert waren. Sie sollten vermutlich für Gnassingbé stimmen. Die Kandidaten einigten sich schließlich auf ein aktualisiertes, wenn auch immer noch nicht perfektes Wahlregister.

Der Amtsinhaber gilt nach Ansicht von Beobachtern allein schon deshalb als Wahlfavorit, weil sich die gespaltene Opposition nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen konnte, der ihm gefährlich werden könnte. Als stärkster Herausforderer gilt der 63-jährige Jean-Pierre Fabre, der Vorsitzende des Oppositionsbündnisses für politischen Wandel (CAP2015).

Drei weitere Kandidaten sind chancenlos. Erste Wahlergebnisse werden am 1. Mai erwartet, das Endergebnis soll am 3. Mai verkündet werden. Die EU und die ECOWAS haben Wahlbeobachter entsandt.

Vorsichtige Reformen

Anders als sein Vater, der wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen und seiner autoritären Regierungsführung in der Kritik stand, bemüht sich Faure Gnassingbé um Reformen und eine langsame Öffnung zur Demokratie. Seine Anhänger halten ihm auch zugute, dass er zahlreiche Infrastrukturprojekte vorangetrieben hat, wie etwa neue Straßen, größere Renovierungsarbeiten am Hafen der Hauptstadt Lome und einen neuen Flughafen. Außerdem hat der Präsident den Tourismus in Togo durch den Bau mehrerer Hotels wieder belebt.

Trotz eines Wirtschaftswachstums von durchschnittlich 5,1 Prozent pro Jahr lebt ungefähr die Hälfte der 6,5 Millionen Einwohner des Kleinstaates unter der Armutsgrenze. Togo war von 1884 bis 1914 eine deutsche Kolonie. Ende 2011 hatte Deutschland nach fast 20 Jahren Unterbrechung die Entwicklungszusammenarbeit mit dem Land wiederaufgenommen.

wl/uh (dpa, epdm, afp)