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Politik

Wahlen in Kenia: Wer will Präsident werden?

Benita van Eyssen
5. August 2022

Bei den Präsidentschaftswahlen in Kenia werden vier Kandidaten um das Amt ins Rennen gehen. Amtsinhaber Uhuru Kenyatta darf nicht wieder antreten. Die DW stellt die Kandidaten und ihre Ziele für ihr Land vor.

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Kenia Wahlen 2022
Kenia wählt am 9. August einen neuen Präsidenten: Wahlhelfer erklären den Bürgern den WahlprozessBild: Simon Maina/AFP

In Kenia wird am 9. August ein neuer Präsident gewählt. Diesmal hat die Wahlkommission nur vier Kandidaten für die Präsidentschaftskandidatur zugelassen, die geringste Anzahl von Kandidaten seit den 1990er Jahren.

Der amtierende Präsident Uhuru Kenyatta darf nicht zur Wiederwahl antreten, da er die maximale Amtszeit von zwei Fünfjahresperioden erreicht hat. Schon jetzt ist sicher, dass zum zweiten Mal in der Geschichte Kenias (nach Daniel Arap Moi, 1978-2002) kein Kikuyu Präsident wird: Diesmal steht kein Vertreter der bevölkerungsstärksten Ethnie auf dem Wahlzettel. Meinungsumfragen deuten auf ein enges Rennen zwischen den beiden prominentesten Kandidaten, Raila Odinga und William Ruto, hin.

Uhuru Kenyatta bei einer Konferenz
Kenias Präsident Uhuru Kenyatta darf nach zwei Amtszeiten als Präsident nicht mehr zur Wahl antretenBild: TONY KARUMBA/AFP/Getty Images

Alle vier Präsidentschaftskandidaten für 2022 sind Männer, aber drei von ihnen haben Frauen als "Running Mate" aufgestellt - also als Ko-Kandidatinnen und mögliche Vizepräsidentinnen.

Raila Odinga - Azimio la Umoja

Raila Odinga ist der Anführer des Azimio la Umoja-Bündnisses, dem sowohl die regierende Jubilee Party als auch Odingas Orange Democratic Party (ODM) angehören. Der ehemalige Parlamentsabgeordnete war von 2008 bis 2013 Premierminister und ist seit 2018 Vertreter der Afrikanischen Union für die Entwicklung der Infrastruktur.

Ein zentrales Versprechen in Odingas Wahlprogramm ist die Umgestaltung der kenianischen Wirtschaft. "Wir werden den Kenianern die dritte Befreiung bringen. Mehrere Jahre nach Erlangung der Unabhängigkeit kämpfen wir immer noch gegen Armut, Analphabetismus und Krankheit", sagte Odinga im Mai vor den Wählern. Odinga, der von den Kenianern einfach "Raila" oder "Baba" (Vater) genannt wird, hat die Oppositionspolitik in Kenia lange Zeit dominiert.

Der im westkenianischen Bezirk Kisumu geborene Odinga stammt aus einer einflussreichen Luo-Familie; sein Vater Jaramogi Oginga Odinga war der erste Vizepräsident im unabhängigen Kenia. In der Vergangenheit hat die tiefe Rivalität zwischen den Anhängern von Raila Odinga und denen von Präsident Uhuru Kenyatta zu tödlicher Gewalt geführt.

Odinga studierte in den späten 1960er-Jahren in der damaligen DDR Maschinenbau und pflegte während seiner Tätigkeit im kenianischen Staatsdienst Geschäftsinteressen im Energiesektor.

Viele Besucher einer Wahlkampfveranstaltung, ein Plakat der Kampagne der Azimio Koalition wird hochgehalten
Anhänger von Kandidat Raila Odinga im Wahlkampf: Odinga verspricht eine Erneuerung der WirtschaftBild: James Wakibia/Zuma/picture alliance

Im Jahr 1982 wurden er und andere wegen eines Putschversuchs gegen den damaligen Präsidenten Daniel Arap Moi wegen Hochverrats inhaftiert. Bei den Wahlen 2022 kandidiert Odinga bereits zum fünften Mal für das Amt des Präsidenten.

William Ruto - Kenia Kwanza

Kenya Kwanza ist ein Bündnis, das William Rutos United Democratic Alliance (UDA), den Amani National Congress (ANC) und das Forum for the Restoration of Democracy-Kenya (FORD-Kenya) umfasst.

William Ruto ist seit 2013 Vizepräsident. Zuvor war er Innenminister, Landwirtschaftsminister und Minister für höhere Bildung. Ruto hat versprochen, im Falle seiner Wahl ein neues Wirtschaftsmodell von "unten nach oben" in Kenia einzuführen: In seinem Wahlprogramm schlägt er radikale Wirtschaftsreformen vor, um die unterprivilegierten Bevölkerungsschichten zu stärken.

Ruto hat sich außerdem verpflichtet, innerhalb von 12 Monaten eine Zweidrittel-Regelung für die Besetzung von Wahlpositionen und Ernennungsstellen im öffentlichen Sektor einzuführen und ein Kabinett zu bilden, das zu gleichen Teilen aus Männern und Frauen besteht. Die Zweidrittel-Regelung sieht vor: Nicht mehr als Zweidrittel der zu vergebenden Positionen sollen von Menschen gleichen Geschlechts besetzt sein.

Wahlkampfveranstaltung auf einer Bühne die Bilder von William Ruto und Rigathi Gachagua
Vizepräsident William Ruto (links) und sein Running Mate, Rigathi Gachagua, auf einer WahlveranstaltungBild: Yasuyoshi Chiba/AFP

In einem DW-Interview sprach der 55-Jährige kürzlich über seinen Plan, den Agrarsektor umzugestalten, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten. "Die Landwirtschaft ist der wichtigste Sektor, den wir in Kenia haben. Es gibt absolut keinen Grund, warum wir nicht genügend Nahrungsmittel produzieren können. Es gibt keinen Grund, warum vier Millionen Kenianer hungern", sagte er.

Ruto gehört zur Ethnie der Kalenjin und wurde im Bezirk Uasin Gishu geboren. Er ist Absolvent der Universität von Nairobi und kam über die Lobby "Jugend für Kanu '92" in die Politik, die bei den ersten kenianischen Mehrparteienwahlen 1992 für den damals amtierenden Präsidenten Daniel Arap Moi warb - ebenfalls ein Kalenjin.

Ruto hat seit 2005 häufig die Partei gewechselt. Im Jahr 2021 trennte er sich von der regierenden Jubilee-Partei und wurde im März von der UDA als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen bestätigt. 2017 waren er und der amtierende Präsident Uhuru Kenyatta zum zweiten Mal Partner im Rennen. Die beiden haben sich seitdem zerstritten.

David Mwaure Waihiga - Agano-Partei

David Mwaure Waihiga ist Jurist und ordinierter Geistlicher, der 2006 die Agano-Partei gründete. Er kandidiert zum ersten Mal für das höchste Staatsamt. Bei den Präsidentschaftswahlen 2013, die Uhuru Kenyatta gewann, trat er nicht mehr an.

David Mwaure Waihinga - flankiert von zwei Frauen
David Mwaure Waihinga in einem Vorort von Nairobi - ihm werden nur geringe Chancen eingeräumtBild: John Ochieng/SOPA Images/ZUMAPRESS.com/picture alliance

Waihiga war in der Vergangenheit auch ein Anwärter auf das Amt des Obersten Richters oder dessen Stellvertreters. Er hat versprochen, die Korruption zu bekämpfen, falls er Präsident wird. "In zehn Jahren soll man sich an meine Präsidentschaft als jene erinnern, die den Drachen der Korruption, der Verschwendung und der Misswirtschaft erschlagen hat", sagte er bei der Vorstellung seines Wahlprogramms am 4. Juli. Waihiga wurde im Bezirk Nakuru im Rift Valley geboren. In welchem Jahr, ist nicht bekannt - aber einhellig wird in kenianischen Medien sein Alter mit "Anfang 50" angegeben. Waihiga bezeichnet sich selbst auch als einen "Mann Gottes".

George Wajackoyah - Roots Party

Der Vorsitzende der Roots Party ist in den sozialen Medien durch Aussagen über Cannabis, Schlangengift und Hyänenhoden bekannt geworden: George Wajackoyah sagt, diese Produkte könnten Kenia dringend benötigte Einnahmen bringen.

George Wajackoyah mit Unterstützern
George Wajackoyah, Kandidat der Roots Partei, will Cannabis für medizinischen und industriellen Gebrauch legalisierenBild: Andrew Wasike/DW

"Professor" Wajackoyah, wie er genannt wird, hat versprochen, Cannabis für den industriellen und medizinischen Gebrauch zu legalisieren, damit die Kenianer von dessen Export profitieren können. Die Einnahmen würden dazu beitragen, die Staatsschulden zu verringern und die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, so Wajackoyah.

Sein Plan für den Umgang mit Korruption? "In den ersten fünf Jahren meiner Amtszeit als Präsident sollten diese Leute das Leid erfahren, das sie den Kenianern zugefügt haben, indem sie das Land ohne Rücksicht auf Verluste geplündert haben", sagte er im Februar im kenianischen Fernsehsender KTN.

Der 60-jährige Wajackoyah ist in Matungu nahe der kenianischen Grenze zu Uganda geboren, lebte als Jugendlicher auf der Straße und verbrachte einige Zeit im Vereinigten Königreich und in den Vereinigten Staaten.

 

Mitarbeit: Mariel Müller (Nairobi)