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PolitikSüdafrika

Wahlen in Südafrika: Wer kandidiert für das Präsidentenamt?

Okeri Ngutjinazo
28. Mai 2024

Fast 28 Millionen Wähler haben heute in Südafrika die Gelegenheit, landesweit und in den Provinzen neue Parlamente zu wählen. Die Deutsche Welle stellt die wichtigsten Kandidaten vor.

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Porträtaufnahme von Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa
Hofft auf seine Wiederwahl: Südafrikas amtierender Präsident Cyril Ramaphosa Bild: Siphiwe Sibeko/REUTERS

Noch hofft Cyril Ramaphosa, der amtierende Präsident Südafrikas und Vorsitzende des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), dass er und seine Partei die Wahlen gewinnen werden. 2018 hatte er die Macht von Jacob Zuma übernommen. Der war damals in einen Korruptionsskandal verwickelt und sah sich zahlreichen Vorwürfen ausgesetzt: Erpressung, Betrug, Steuerhinterziehung und Geldwäsche.

Bei seinem Amtsantritt versprach der mittlerweile 71-jährige Ramaphosa den Südafrikanern einen Neuanfang. Doch damit ist er nach Ansicht von Kritikern gescheitert. Die Arbeitslosigkeit erreichte während seiner Amtszeit neue Rekorde und dem ANC droht nun das schlechteste Abstimmungsergebnis seiner Geschichte.

Bei den Wahlen am 29. Mai steht der ANC unter besonderem Druck: Sollte die Partei ihre Mehrheit verlieren, muss sie sich für die Regierungsbildung einen Koalitionspartner suchen. Das wäre ein Novum für den ANC, der vor drei Jahrzehnten erstmals mit dem von vielen verehrten Anti-Apartheid-Aktivisten Nelson Mandela an der Spitze die Regierung bildete.

Wir stellen einige der Kandidaten vor, die nach der Wahlentscheidung eine wichtige Rolle spielen könnten.

Unbequem und anspruchsvoll: Julius Malema

Der 43-Jährige war Präsident der Jugendliga des ANC. Doch die Partei schloss ihn aus, weil er zur Spaltung angestiftet und den ANC in Verruf gebracht haben soll. Julius Malema gründete daraufhin 2013 die radikale Partei Economic Freedom Fighters (EFF).

Porträtaufnahme von Julius Malema
Julius Malema und seine Parteigenossen sehen sich als Anwälte der UnterprivilegiertenBild: Guillem Sartorio/AFP

Die EFF fordert radikale Reformen und hat damit viel Unterstützung gewonnen. Sie will Land umverteilen und wirtschaftliche Schlüsselsektoren verstaatlichen, um die massive Ungleichheit zu bekämpfen. Malema ist in Südafrika sehr umstritten. Die einen sehen in ihm einen rücksichtslosen Populisten, die anderen einen zukünftigen Führer des Landes.

Image der weißen Mittelschicht: John Steenhuisen

John Steenhuisen arbeitete sich in der Demokratischen Allianz (DA) nach oben und ist seit 2020 ihr Vorsitzender. Der 48-Jährige übernahm das Amt, nachdem zwei führende schwarze Südafrikaner aus der Partei ausgetreten waren. Einer von ihnen begründete seinen Austritt mit den Schwierigkeiten, die DA jenseits ihrer traditionell weißen südafrikanischen Basis auch für andere Bevölkerungsgruppen attraktiv zu machen.

John Steenhuisen während einer Rede
Die Partei von John Steenhuisen spricht hauptsächlich eine weiße Wählerschaft anBild: MICHELE SPATARI/AFP

Die DA steht an der Spitze einer aus mehreren Parteien bestehenden Koalition, die den ANC ablösen möchte. Doch Steenhuisen ist es bisher nicht gelungen, das Image einer Partei der weißen Mittelschicht abzuschütteln und eine breitere Wählerschaft anzusprechen.

Von der Wahl ausgeschlossen: Jacob Zuma 

Nach dem Zerwürfnis mit seinem Nachfolger Ramaphosa gründete der frühere Präsident Jacob Zuma  eine neue Partei, die er nach dem paramilitärischen Flügel des ANC während der Zeit der Apartheid benannte: Umkhonto we Sizwe (MK). Der 82-Jährige genießt noch immer viel Unterstützung in der Bevölkerung, vor allem in seiner Heimatprovinz KwaZulu-Natal.

Doch das Verfassungsgericht des Landes hat Zuma jüngst von den Wahlen ausgeschlossen. Begründung: Zuma sei wegen einer Straftat zu einer Freiheitsstrafe von mehr als zwölf Monaten verurteilt worden. Er könne darum nicht Mitglied der Nationalversammlung sein und dementsprechend auch nicht für das Amt kandidieren.

Unterstützer von Jacob Zuma halten ein Wahlplakat mit seinem Konterfei
Nur noch auf den Plakaten: Südafrikas Verfassungsgericht entschied, dass Jacob Zuma nicht fürs Parlament kandidieren darfBild: MARCO LONGARI/AFP

Die südafrikanische Wahlkommission entschied allerdings, Zumas Bild auf den Wahlzetteln zu lassen, da er als Vorsitzender der Partei eingetragen ist. Sein Name wird jedoch von der Liste der MK-Kandidaten entfernt.

Kandidaten und Koalitionen

Es gibt noch weitere Kandidaten, die eine Rolle spielen könnten. Dazu gehört Mmusi Maimane, der frühere Vorsitzende der DA, der nun einer neuen liberalen Partei vorsitzt, der Build One South Africa.

Der frühere Bürgermeister von Johannesburg, Herman Mashaba, ist Chef von ActionSA, die eine Koalition mit der DA bildet. Er hat ein Vermögen mit dem Verkauf afrikanischer Haarpflegeprodukte gemacht und beschreibt sich selbst als "kapitalistischen Kreuzritter".

Zur selben Koalition gehört auch die Zulu-dominierte Inkatha Freedom Party (IFP) mit ihrem Vorsitzenden Velenkosini Hlabisa. Er trat 2019 die Nachfolge von IFP-Gründer Mangosuthu Buthelezian. Ein weiterer Bündnispartner ist die rechtsgerichtete Freedom Front Plus (FF Plus), eine von Pieter Groenewald angeführte Partei, die die Interessen der Buren vertritt.

Junge Südafrikaner kämpfen für ihre Demokratie

Der ehemalige Journalist Songezo Zibi steht der Mitte-Links-Partei Rise Mzansi vor. Gayton Mckenzie ist ein verurteilter Bankräuber, der jetzt als Motivationsredner auftritt und die Patriotic Alliance anführt. Die rechtsgerichtete Partei spricht sich gegen Einwanderung aus.

Insgesamt treten bei den Wahlen für das Nationalparlament und die neun Provinzparlamente 70 politische Parteien und elf unabhängige Kandidaten an. Allein auf dem Stimmzettel für das Nationalparlament stehen 52 Parteien.

Adaptiert aus dem Englischen von Phoenix Hanzo.