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Warnstreiks bei der Bahn treffen Pendler

1. September 2014

Der Tarifstreit bei der Deutschen Bahn hat den Feierabendverkehr beeinträchtigt, aber nicht komplett lahmgelegt. Der Arbeitskampf ist auch das Ergebnis rivalisierender Gewerkschaften.

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Bahnschild. Foto: dpa
Bild: picture-alliance/dpa

Zu den Streiks aufgerufen hatte die Gewerkschaft GDL. Einen Schwerpunkt legte die GDL auf den Güterverkehr, doch die Lokführer etlicher S-Bahnlinien sowie Regional- und Fernzüge legten ebenfalls die Arbeit nieder. Zehntausende Pendler und Fernreisende in ganz Deutschland, aber auch der Güterverkehr waren von dem dreistündigen Ausstand betroffen.

Den Angaben der Deutschen Bahn zufolge waren bundesweit etwa 150 Personen- und 50 Güterzüge entweder verspätet oder sie fielen aus.

Der Streik wurde zwar nur auf 3 Stunden bis 21 Uhr angesetzt, trotzdem kam es am Dienstagmorgen im Nah- und Fernkehr vereinzelt noch zu geringfügigen Verspätungen. Bis sich der Zugverkehr ohne Ausfälle und Verspätungen normalisiert, dauert es gewöhnlich immer mehrere Stunden.

Nach den ersten Warnstreiks am Montag soll es zu weiteren Arbeitsniederlegungen kommen. GDL-Chef Claus Weselsky: "Wir gehen davon aus, dass wir eventuell noch ein, zwei Warnstreiks durchführen." Der nächste Schritt wäre dann eine Urabstimmung "über längerfristige Maßnahmen", also über einen eventuellen Dauerstreik - so die Gewerkschaft GDL.

Gewerkschaften buhlen um Einfluss

Mit den Aktionen will die GDL auch ihren Einfluss demonstrieren: Die Bahn müsse "endlich anerkennen", dass die GDL rund 51 Prozent der 37 000 Beschäftigten des Zugpersonals vertrete, während die Konkurrenzorganisation Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) nur 21 Prozent vertrete. Die Bahn wiederum will erst Verhandlungen über die Frührente aufnehmen, wenn GDL und EVG kooperieren. Nachdem eine bislang bestehende Übereinkunft ausgelaufen war, wollen beide Gewerkschaften nun jeweils das gesamte Personal vertreten. Bahn-Personalchef Ulrich Weber hatte erst am Montag bekräftigt, Ziel der DB bleibe es, eine Kooperationsabrede mit beiden Gewerkschaften zu vereinbaren. So wolle die Bahn konkurrierende Tarifverträge vermeiden.

Tarifeinheit per Gesetz?

Noch am Montagmorgen forderte die DB die GDL dazu auf, ihren Warnstreik-Aufruf zurückzunehmen. Das Unternehmen habe der GDL ein neues Tarifangebot vorgelegt, teilte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber mit. Es enthalte die Bereitschaft, über alle Tarifforderungen der GDL für Lokomotivführer zu reden.

Die GDL hatte jedoch nicht nur für die rund 20.000 Lokführer, sondern eben auch für 17.000 weitere Beschäftigte des Zugpersonals Forderungen erhoben. Sie verlangt für alle fünf Prozent mehr Geld und eine um zwei Stunden verkürzte Wochenarbeitszeit von 37 Stunden. Die EVG hingegen möchte sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber 150 Euro mehr im Monat.

Angesichts drohender Streiks - nicht nur bei der Bahn, sondern auch bei den Piloten der Lufthansa - riefen die Arbeitgeber die Bundesregierung auf, die Macht kleiner Gewerkschaften baldmöglichst zu beschränken. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte zuletzt einen neuen Vorstoß unternommen, die Tarifeinheit gesetzlich zu regeln. Danach soll es in großen Unternehmen keine unterschiedlichen Tarifverträge von konkurrierenden Gewerkschaften mehr geben. Ein erstes Eckpunktepapier, das in der Regierung bereits abgestimmt war, war aber Anfang Juli kurzfristig von der Tagesordnung des Kabinetts gestrichen worden.

js/fab (dpa, rtr, afp)