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Was die Karls-Universität so besonders macht

Kevin Tschierse
23. Dezember 2023

Nach dem Amoklauf mit 15 Toten an der Prager Karls-Universität begeht Tschechien eine eintägige Staatstrauer. Über den Geist einer Institution, die auf eine 650-jährige Geschichte zurückblickt.

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Polizeisirenen erleuchten die Fassade der Prager Karls-Universität bei Nacht.
Amok an der traditionsreichen Karls-Universität in Prag: Ein 24-jähriger Student tötete 14 Menschen auf dem CampusBild: Deml Ondøej/CTK/dpa//picture alliance

Die Prager Karls-Universität ist die älteste Universität in Mitteleuropa und eine der ältesten Universitäten der Welt. Die Schriftsteller Franz Kafka und Rainer Maria Rilke studierten hier einst. Albert Einstein trat eine Professur an.

Am Donnerstag (21.12.) hatte ein Student im Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät in der Prager Innenstadt 14 Menschen getötet. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei erschoss er sich dann selbst. Ein traumatischer Vorfall für die traditionsreiche Bildungseinrichtung, die in ihrer langen Geschichte schon viele Krisen überstehen musste. An diesem Samstag hält Tschechien eine Staatstrauer ab. 

Gründung im Mittelalter

Die Karls-Universität wurde bereits im Jahr 1348 unter der Schirmherrschaft des römisch-deutschen Kaisers Karl IV. gegründet. Großen Umwälzungen zum Trotz - Reformation, Nationalsozialismus oder Kommunismus - etablierte sie sich im Laufe der Jahrhunderte als eine der führenden Bildungseinrichtungen in Europa. Die verschiedenen Fachbereiche der Universität, insbesondere die philosophische Fakultät, an der sich der Amoklauf ereignete, genießen bis heute weltweites Ansehen für ihre herausragende Lehre und wegweisende Forschung. Die philosophische Fakultät gilt als Geburtsstätte einiger der bedeutendsten Denker und Wissenschaftler der Geschichte. Sie hat nicht nur maßgeblich zur intellektuellen Entwicklung Tschechiens, sondern ganz Europas beigetragen.

Top-Uni für internationale Studierende

Bis heute genießt die Karls-Universität einen sehr guten Ruf und nimmt einen festen Platz in den weltweiten Top-Universitäts-Rankings ein. Ihre historische Bedeutung und die Qualität der Lehre machen sie zu einer attraktiven Wahl für Studierende aus aller Welt. Viele internationale Studierende kommen unter anderem hierher, weil sie Studienprogramme in englischer Sprache anbietet.

Schwarz-weiß-Foto von Franz Kafka in Anzug.
Der Schriftstelle Franz Kafka studierte einst an der Karls-UniversitätBild: Archiv K. Wagenbach/akg-images/picture alliance

Historische Gebäude und Bibliotheken

Die Karls-Universität beherbergt zahlreiche historische Gebäude. Darunter die barocke Bibliothek des Clementinums, die zu den ältesten Bibliotheken in Europa zählt. Das beeindruckende Barockbauwerk diente schon als Sitz des böhmischen Königs und des Heiligen Römischen Kaisers.

Lithografie des Hauptgebäudes der Karls-Universität.
Das historische Hauptgebäude "Karolinum" wurde schon im 14. Jahrhundert Teil der UniversitätBild: arkivi/picture alliance

Das älteste Gebäude der Universität ist das Karolinum. Karls Sohn Wenzel IV. erwarb das stattliche Altstadt-Palais 1383 und baute es zum Studierendenwohnheim um. 1718 erneut umgebaut, ist die Erscheinung des Gebäudes heute barock. Heute stellt es das Zentrum des universitären Lebens an der Karls-Universität dar und beherbergt die Aula Magna, die Karlsbibliothek, das Universitätsmuseum sowie die Universitätsverwaltung. Außerdem werden hier offizielle akademische Zeremonien abgehalten.

Schriftdokument mit Verzierungen und Stempeln aus dem Mittelalter.
Die Stiftungsurkunde der Karls-UniversitätBild: VisualEyze/United Archives/picture alliance

Der Amoklauf kurz vor Weihnachten erschütterte nicht nur die Universitätsmitglieder, sondern ganz Tschechien. An öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Rathäusern wehten die Fahnen am Samstag im Rahmen der Staatstrauer auf halbmast und waren mit einem schwarzen Band versehen. Der liberalkonservative Regierungschef Petr Fiala rief die Menschen auf, um 12.00 Uhr mittags eine Schweigeminute zu halten. Die meisten Advents- und Kulturveranstaltungen wurden abgesagt.