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Was tun bei Osteoporose?

19. Oktober 2015

Osteoporose ist in Westeuropa auf dem Vormarsch. Frauen erkranken häufiger als Männer. Betroffene können jedoch selbst etwas dagegen tun. Wir sprachen mit dem Sportwissenschaftler Dr. Jürgen Siebenhünen.

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19.01.2015 DW fit und Gesund Dr. Jürgen Siebenhünen, Quelle: privat

DW: Warum erkranken so viele Menschen an Osteoporose und warum ist der Anteil der Frauen so hoch?
Dr. Siebenhünen: Gründe liegen häufig in einer genetischen Disposition, d.h. die Krankheit ist von der Mutter vererbt. Der Hauptgrund aber für ein steigendes Osteoporose-Risiko bei Frauen ist die Veränderung des Hormonhaushaltes in den Wechseljahren oder der Menopause, der einen Mangel an Östrogen hervorruft. Mit Abfall des Östrogenspiegels steigt dieser Knochenverlust rapide bis auf 4% pro Jahr. Dies bedeutet, dass eine Frau vom 40. bis zum 70. Lebensjahr durchschnittlich etwa 40% ihrer Knochenmasse verlieren kann, ein Mann jedoch nur 12% im gleichen Zeitraum. Mittlerweile ist es aber so, dass Männer bereits im früheren Alter nachziehen. Das liegt vor allem in einer ungesunden Lebensweise, die die Krankheit entscheidend begünstigt. Bewegungsmangel, süße Getränke, Süßigkeiten, Hefe, Wurstwaren, gepökeltes Fleisch und vor allem Bier schwächen die Knochenmasse.

DW: Kann im Umkehrschluss eine entsprechende Ernährung die Krankheit günstig beeinflussen?
Dr. Siebenhünen: Ja, es ist unbestritten, dass Ernährungsfehler eine wesentliche Ursache für die Entstehung einer Osteoporose sind. Betroffene sollten sich an speziell geschulte Ernährungsberater wenden, um zunächst einmal eine Bestandsaufnahme ihrer Ernährung zu dokumentieren. Bei einem Ernährungsprofil werden schnell Essfehler und eventuelle Mängel an wichtigen Nährstoffen herausgefunden. Auch Ernährungssünden, die häufig mit einer Reduzierung des Calcium Haushaltes einhergehen werden erkannt und durch gesündere Ernährungsformen schrittweise ersetzt. Eine ausgewogene und auf den Patienten abgestimmte Ernährung kann sehr viel zur Linderung der Beschwerden beitragen.

DW: Welche Lebensmittel empfehlen Sie Osteoporosepatienten ganz besonders?
Dr. Siebenhünen: Das sind erst einmal alle Käsesorten, aufgrund ihres hohen Calciumgehaltes. Daneben Milch und Milchprodukte, Gemüse wie Brokkoli, Blumenkohl, alle Kohlsorten, Fenchel, Vollkornbrot, Obst. Mineralwasser mit einem hohen Calciumgehalt und einem niedrigen Natriumanteil. Aber damit allein ist es nicht getan. Ernährung ist wichtig, aber ein entsprechendes Sportprogramm ist unerlässlich.

DW: Wie sieht ein optimales Bewegungsprogramm für Osteoporosepatienten aus?
Dr. Siebenhünen: Beim Trainings- und Sportprogramm werden Bewegungen ausgeführt, die besonderen Druck- und Zug auf die Knochen bringen. Da 'Erschütterungen' auf den Körper ebenfalls wichtig sind, ist ein Training auf der Power-Plate, (eine schnell schwingende Plattform),sehr wirkungsvoll. Es ist belegt ist, dass dieses Training Knochenmasse verdichten und wieder aufbauen kann. Um Osteoporose zu bekämpfen, sollte der Sport allerdings regelmäßig ausgeübt werden. Ab und zu mal eine Bewegungseinheit reicht da nicht. Neben dem speziellen Krafttraining mit relativ kurzen und recht intensiven Belastungen sind auch Ausdauersportarten wie Joggen und Walken ein wichtiger Baustein eines Trainingsprogramms. Um die knochenwirksamen Effekte zu erreichen, sollten die Trainingsreize langsam gesteigert werden. Jedenfalls sollten die Trainingsbelastungen die üblichen Alltagsbelastungen übersteigen, wenn ein Gewinn an Knochenmasse erreicht werden soll. Zu sagen wäre noch, dass ein solches Trainingsprogramm natürlich nur unter professioneller Betreuung stattfinden sollte.

Dr. Jürgen Siebenhünen ist Sportwissenschaftler, arbeitet als Seminarleiter im Gesundheitsmanagement, in der Sportrehabilitation und als Personal Trainer.
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Das Interview führte Marita Brinkmann