Was von der DDR übrig blieb
11. Juni 2003Das Bundesarchiv in Berlin ist eine unerschöpfliche Schatzkammer der jüngeren deutschen Geschichte. Unter anderem werden dort die Akten der Parteien und Massenorganisationen der DDR aufbewahrt. Alle Akten des Bundesarchivs zusammen füllen 280 Kilometer Regal-Fläche. Bei dieser Masse an Dokumenten haben selbst die Mitarbeiter Mühe, den Überblick zu behalten, für Außenstehende ist es fast unmöglich. Mit der neuen Online-Übersicht wird der Zugang zum Archiv und damit zur deutschen Geschichte leichter.
Die DDR verstehen lernen
Wer zum Beispiel wissen will, worüber die Staats-Führung der DDR an einem bestimmten Tag gesprochen hat, der findet die Tagesordnung der Sitzung im Internet und kann sich zu Hause am Computer einen ersten Überblick über die Quellen verschaffen.
"Unser Hauptpublikum sind Historiker und Studenten, die in den Lesesaal kommen. Aber eigentlich möchten wir das Archiv für jeden öffnen: Leute, die in der DDR aufgewachsen sind und einfach jetzt mal Sachen sehen wollen, die früher strikt geheim waren," erklärt Angelika Menne-Haritz, die Direktorin des Archivs.
Im Bundesarchiv sind die Archive aller so genannter Massenorganisationen der DDR vereint. Neben den Parteien waren das etwa die Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend (FDJ) und der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB).
Online-Archive sind aktueller
Die Inhaltverzeichnisse können im Internet eingesehen werden, die Dokumente selbst allerdings nur im Archiv. Wem der Weg zur weit ist, der kann Dokumente auch per Email bestellen - Versand und Fotokopien kosten dann allerdings etwas.
Der Fortschritt des Online-Angebots liege auch darin, dass es aktueller sei als die alten gedruckten Wälzer, meint Hartmut Weber, der Präsident des Bundesarchivs. Gerade bei den Akten zur jüngsten deutschen Geschichte kommt immer wieder Neues dazu, da ist ein Online-Verzeichnis ideal. Die Akten selbst ins Internet zu stellen, wäre bei der Masse von Dokumenten allerdings viel zu teuer.
Das Interesse der Nutzer sei jedenfalls groß, sagt Angelika Menne-Haritz. Und auch ohne historische Vorkenntnisse könne man problemlos auf den Seiten surfen. Die Archivdirektorin hofft, dass die Aufarbeitung der jüngeren deutschen Geschichte mit dem neuen Angebot leichter wird. "Da sind noch viele Schätze zu heben", sagt Menne-Haritz. Zumal der Gesetzgeber für die Akten aus DDR-Zeiten die übliche Sperrfrist von 30 Jahren aufgehoben hat.