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Corona-Pandemie verursacht Umweltprobleme

Nikolia Apostolou Kalamata, Griechenland
24. April 2020

Einwegmasken, Handschuhe und Desinfektionsmittelflaschen, die uns vor der Verbreitung von COVID-19 schützen sollen, landen vielerorts auf den Straßen, in der Natur und in den Meeren.

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Mundschutz auf der Straße
Bild: picture-alliance/dpa/W. Steinberg

Mehr als einen Monat nach der Verordnung der Quarantäne sind die sonst belebten Straßen von Kalamata, einer südwestlich von Athen, inmitten des Anbaugebietes der bekannten Kalamata-Oliven gelegenen Stadt, weitgehend leer. Wie im Rest Griechenlands dürfen die Bewohner von Kalamata die Wohnung nur verlassen, um kurz Sport zu machen, oder Lebensmittel einzukaufen.

Auch hier versuchen die Menschen, sich vor dem Coronavirus zu schützen. Plastikhandschuhe, Wischtücher und Flaschen mit Desinfektionsmitteln werden in Parks, auf Bürgersteigen und Straßen entsorgt.

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Das Problem gibt es nicht nur in Kalamata. Große Müllmengen, die im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie entstehen, gibt es auch in Metropolen wie New York und London. Und das Problem hat sogar die unbewohnten Soko-Inseln erreicht: Wenige Seemeilen vor Hongkong fand Gary Stokes von der Naturschutzgruppe OceansAsia bei drei Strandbesuchen rund 100 angespülte Masken.

"Wir haben noch nie so viele Masken an so einem abgelegenen Ort gesehen”, sagt Stokes. Er vermutet, die Masken seien aus dem nahen China oder Hongkong angeschwemmt worden. "Als wir sie fanden, war es nur sechs bis acht Wochen her, dass Menschen anfingen, Masken zu tragen."

Gary Stokes von OceansAsia hält Masken in den Händen, die auf den Soko-Inseln gefunden wurden
Gary Stokes von OceansAsia hält Masken in den Händen, die auf den Soko-Inseln gefunden wurdenBild: OceansAsia/Naomi Brennan

Auswirkungen auf die Tierwelt

Das Tragen von Handschuhen, Masken und anderer persönlicher Schutzausrüstung ist für das medizinische Personal aber auch für die breite Öffentlichkeit unumgänglich. Ohne die ordnungsgemäße Entsorgung sehen Umweltschützer jedoch Gefahren für die Umwelt und die Tiere darin.

"Wenn sie auf die Straße geworfen werden und es dann regnet, landen die Handschuhe und Masken im Meer", erklärt Anastasia Miliou, Meeresbiologin und Forschungsdirektorin des Archipelagos Institute of Marine Conservation in Griechenland. Zumal die Abfallwirtschaft im Lande auch ohne Corona schon problematisch war.

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Selbst in Hongkong, wo Müll auf den Straßen selten ist, können Atemschutzmasken auf verschiedene Weise ins Meer gelangen. "Die Leute laufen herum, ziehen ihre Brieftaschen heraus, und aus ihren Taschen fällt versehentlich eine Maske", erklärt er. Selbst wenn sie im Müll landen, seien sie leicht genug, um weggeblasen zu werden.

Eine Mundschutzmaske schwimmt neben weiteren Plastikartikeln im Meer
Umweltaktivisten wie Stokes befürchten, dass weggeworfene Masken und Handschuhe den Kampf gegen Plastikverschmutzung im Meer erschweren Bild: OceansAsia

Sobald die Masken einmal im Meer sind, seien sie eine Gefahr für Meereslebewesen. "In Hongkonger Gewässern gibt es pinkfarbene Delfine und grüne Schildkröten", sagt Stokes. Eine vor kurzem veröffentlichte Studie habe gezeigt, dass Plastik für Schildkröten wie Essen rieche, wenn es nur lange genug im Wasser schwimmt und sich Algen und Bakterien darauf angesiedelt haben.

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Wie können Masken ordnungsgemäß recycelt werden?

Zubehör von Schutzausrüstungen, das nicht in der Umwelt und im Meer herumschwimmt, ist nicht unbedingt einfacher zu handhaben, erklärt Joan Marc Simon, Geschäftsführer von Zero Waste Europe, einer in Brüssel ansässigen NGO. Er verweist auf das europäische Recyclingsystem, bei dem Einzelhändler und Hersteller für das Einsammeln und die Verwertung von Kunststoffverpackungen bezahlen. Da Handschuhe nicht als Verpackung gelten, können sie nicht in die Recyclingtonne eines Haushalts geworfen werden, erklärt Simon.

Desinfektionsmittel auf dem Boden
Nachhaltigkeit tritt in Krisenzeiten in den HintergrundBild: DW/N. Apostolou

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Selbst Handschuhe aus Latex, einem Naturprodukt, seien häufig wegen  verwendeter chemischer Zusätze nicht immer umweltfreundlich. "Es ist zwar verständlich, dass Nachhaltigkeitspraktiken in einer Krise zurückgeschraubt werden", sagt Richard Thompson, Professor und Direktor des Marine Institute an der University of Plymouth, aber um das Problem von Kunststoffabfällen richtig anzugehen, müsse man ein Produkt vom Anfang seiner Entstehung bis zu seinem Ende  beobachten, egal ob es sich um eine Flasche Limonade oder eine Maske, die jetzt vermehrt verwendet wird, handelt.

Vivian Loonela, Sprecherin der EU für Umweltfragen hingegen sagt, es sei noch zu früh, Plastikmüll, der 2020 produziert wurde, in seiner Gesamtheit zu bewerten.

Welche nachhaltigen Lösungen gibt es in dieser Pandemie?

Deutschland Stadt Dresden verteilt kostenlose Masken
Waschbare Stoffmasken würden den erforderlichen Schutz ermöglichen Bild: Reuters/M. Rietschel

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagte der DW, dass regelmäßiges Händewaschen im Vergleich mit dem Tragen von Gummihandhschuhen den größeren Schutz gegen COVID-19 für die Öffentlichkeit biete. Das US Center for Disease Control and Prevention hingegen erklärt, dass waschbare Stoffmasken den erforderlichen Schutz ermöglichen würden.

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Und weil persönliche Schutzausrüstungen, die in medizinischen Einrichtungen verwendet werden, aber weitgehend nicht recycelbar oder wiederverwendbar sind, entstehen anderswo neue nachhaltige Alternativen. In den USA stellt der Autohersteller Ford Kittel aus Airbagmaterialien her, die bis zu 50 Mal gewaschen werden können. Die Universität von Nebraska  testet, ob ultraviolettes Licht medizinische Masken dekontaminiert und ihre Lebensdauer verlängert. So soll Abfall reduziert werden.

Simon von Zero Waste Europe ist der Meinung, dass sich Länder nicht zwischen dem Schutz der Umwelt und dem Schutz der öffentlichen Gesundheit entscheiden müssen sollten. "Das ist das, was derzeit geschieht", sagt Simon. "In Zukunft müssen wir sicherstellen, dass wir auf solche Pandemien vorbereitet sind und dass wir bereit sind, mit ihnen auf ökologische Weise umzugehen; es muss nicht das Eine auf Kosten des Anderen gehen."