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Wasserversorgung in Asien

Ana Lehmann22. März 2013

Mehr als 75 Prozent der Länder Asiens leiden unter Mangel an sauberem Trinkwasser. Doch die Stabilität in diesen Ländern hänge von sicherer Wasserversorgung ab, heißt es in einer Studie der Asiatischen Entwicklungsbank.

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Frauen mit Wassergefäßen in Indien (Foto: AFP)
Bild: AFP/Getty Images

"Die Asien-Pazifik-Region hat sich zu einem bedeutenden Wirtschaftszentrum entwickelt. Doch es ist alarmierend, dass keines der Entwicklungsländer in der Region eine sichere Wasserversorgung hat. Die Länder müssen ihr Wassermanagement dringend durch inspirierte Führung und kreative Politik verbessern" - so lautet die zentrale Botschaft einer neuen Studie der Asiatischen Entwicklungsbank (Asian Development Bank - ADB) zu Sicherheit in der Wasserversorgung in Asien. DW.DE sprach mit zwei führenden ADB-Wasserexperten, die am "Asian Water Development Outlook" (AWDO) mitgewirkt haben.

DW: Was ist neu an der Studie?

Ian Makin: Zum ersten Mal wird hier umfassend die Sicherheit der Wasserversorgung gemessen und die Situation in 49 Ländern in Asien und der Pazifikregion verglichen. Wir haben ein System erarbeitet, mit dem die Länder den Zustand ihrer Wasserversorgung über längere Zeiträume nachverfolgen können. Das hat es bisher noch nicht gegeben. Wir haben eine Methode entwickelt, um alle Dimensionen der Wasser-Sicherheit - vom privaten Haushalt bis hin zu Wasser-Katastrophen - zu betrachten. Das ist das Ergebnis eines vierjährigen Projekts, an dem zehn Organisationen in Asien und der Pazifikregion mitgearbeitet haben.

Ian Makin (Foto: ADB)
Ian MakinBild: ADB

Aus der neuen Studie geht hervor, dass die Versorgung der Haushalte mit sauberem Wasser besonders wichtig und grundlegende Voraussetzung für die Bekämpfung der Armut ist. Das ist auch ein zentrales Anliegen der Millenniums-Entwicklungsziele (Millennium Development Goals, MDG). Aus MDG-Berichten geht hervor, dass in den vergangenen 20 Jahren mehr als 1,7 Milliarden Menschen in Asien Zugang zu sauberem Wasser erhalten haben - das bestätige im Großen und Ganzen, dass Asien das Ziel der Wasserversorgung erreicht habe. Wie steht die Studie der Asiatischen Entwicklungsbank zu diesem Ergebnis?

Wouter Lincklaen Arriens : Es gibt einen riesigen Unterschied zwischen dem, was die MDG-Berichte als Zugang zu besserem oder sauberem Trinkwasser bezeichnen und dem, was wir als sichere Haushaltsversorgung betrachten: nämlich eine Wasserleitung ins Haus und einen Wasserhahn. Die MDG-Statistik bescheinigt zum Beispiel Südasien inzwischen eine Haushalts-Wasserversorgung von 91 Prozent. Aber gerade dort müssen viele Frauen und Kinder Wasser nach Hause schleppen, das wir nicht einmal für trinkbar halten würden. Laut unserer Erhebungen haben auch nur 23 Prozent der Menschen in Südasien einen Wasserhahn im Haus. Das ist ein riesiger Unterschied. Im gesamten Asien-Pazifik Bereich sind die Zahlen für die tatsächliche Versorgung der Haushalte viel niedriger als in den MDG-Berichten erfasst.

Viele glauben deshalb, dass unsere neue Studie nach dem Ablauf der Frist für die Millenniumsziele im Jahr 2015 ein führendes Rahmenwerk für nachhaltiges Wassermanagement sein kann.

So wichtig Wasserversorgung in den Haushalten ist, sie ist nicht das einzige Kriterium, wenn es um sichere Wasserversorgung geht. Welche weiteren Punkte gibt es?

Wouter Lincklaen Arriens: Wir haben fünf Dimensionen identifiziert, sie betreffen die Wassersicherheit in der Wirtschaft, die Versorgung der Städte, die Umwelt und sie schließen auch die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung gegenüber Wasser-Katastrophen ein. Für jede Dimension haben wir einen Index mit fünf Stufen, von "sehr unsicher" - Stufe eins - bis hin zu "Vorbildfunktion" - Stufe fünf.

Wouter Lincklaen Arriens (Foto: ADB)
Wouter Lincklaen ArriensBild: ADB

Ian Makin: Schauen wir uns die Situation in Vietnam an - auf nationaler Ebene rangiert das Land auf Stufe zwei, "recht unsicher", in der Wasserversorgung. Die Regierung hat zwar die Investitionen erhöht, aber Vietnam ist immer noch ein sehr gefährdeter Staat. Allerdings ist die Versorgung in den Haushalten gut, denn die Regierung hat viel dafür getan. Aber die Wassersicherheit in der Wirtschaft ist schlecht, vor allem, weil sie sehr stark abhängig ist von der Politik der Staaten an dem Oberlauf der großen Flüsse. Schlechte Noten auch für die Städte, dort ist die Aufbereitung ungenügend, außerdem leiden die Menschen unter der Zerstörung durch häufige Flutkatastrophen. Die Wassersicherheit in der Umwelt ist gering, das liegt zum Beispiel an der Verschmutzung vieler Flüsse. Auch die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung konnten wir nur auf Stufe zwei ansiedeln, da die Menschen an einer sehr langen und ungeschützten Küste den Taifunen und Gefahren durch Wasser ausgesetzt sind.

Was sollten die Regierungen tun, um die Sicherheit in der Wasserversorgung in ihren Ländern zu erhöhen?

Ian Makin: Wir geben den Planungs- und Finanzministerien zwölf Empfehlungen, es geht darum, die bestehenden und entwickelten Wasserressourcen noch effektiver zu nutzen, zum Beispiel durch Wiederverwertung von Wasser, besseres Grundwasser-Management und wirkungsvollere Bewässerungssysteme.

Wir wollen den Regierungen die Bereiche aufzeigen, in denen wir Investitionen für sinnvoll halten. Denn Sicherheit in der Wasserversorgung ist eng verknüpft mit persönlicher und wirtschaftlicher und damit auch nationaler Sicherheit.

Was wären die Konsequenzen, wenn es den Regierungen nicht gelingt, die Wasserversorgung und den Umgang mit dieser Ressource zu verbessern?

Wouter Lincklaen Arriens : Die finanzielle und die wirtschaftliche Entwicklung würden leiden und die Wirtschaft wäre krisenanfälliger. Aber vor allem wäre es ein Problem für das Gesundheitswesen. Es gibt Studien, die belegen, dass durch anhaltende starke Wasserverschmutzung in manchen Regionen Asiens immer mehr Menschen an Krebs erkranken. Außerdem würden die Kosten steigen. Je verschmutzter das Wasser insgesamt ist, desto teurer wird es, der wachsenden Bevölkerung und der Industrie sauberes Trinkwasser zur Verfügung zu stellen.

Ian Makin: Das Land, das am schnellsten die Konsequenzen erkannt hat, ist die Volksrepublik China. Die Regierung hat inzwischen eingesehen, dass die mangelnde Sicherheit in der Wasserversorgung in den vergangen zehn Jahren die wirtschaftliche Entwicklung und die Nachhaltigkeit des wirtschaftlichen Fortschritts bedroht hat. Sie hat sich selbst dazu verpflichtet, in den kommenden zehn Jahren ihr Ressourcenmanagement zu verbessern und will speziell in effektiveren Wasserverbrauch und Abbau von Verschmutzung investieren. China leistet beträchtliche Anstrengungen , um die Schäden, die es vielen seiner Flüsse zugefügt hat, wieder gutzumachen.

Wouter Lincklaen Arriens ist führender Experte für Wasserressourcen bei der Asiatischen Entwicklungsbank und verantwortlich für die Veröffentlichung des "Asian Water Development Outlook". Ian Makin ist ADB-Spezialist für Wasserversorgung in Asien.