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Karstadt ringt um Zukunft

Frank Lohmann23. Oktober 2014

In Essen berät heute der Aufsichtsrat über die Zukunft des angeschlagenen Warenhaus-Konzerns. Über 20 Filialen droht im Zuge der Sanierung das Aus, bis zu 2000 Arbeitsplätze sind gefährdet.

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Bildergalerie Kaufhäuser Karstadt-Stammhaus in Wismar (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Zum zweiten Mal nach der Übernahme durch den österreichischen Investor René Benko tritt heute der Karstadt-Aufsichtsrat zusammen, um die Weichen für eine Sanierung des angeschlagenen Warenhauskonzerns zu stellen. Dass es dabei um empfindliche Einschnitte gehen wird, das ist den rund 17.000 Karstadt-Mitarbeitern seit langem bewusst. Obwohl sie in den vergangenen Jahren auf Lohnerhöhungen verzichtet und somit einen Beitrag zum Erhalt des Unternehmens geleistet haben, könnten im Zuge der Sanierung bis zu 2000 Stellen gestrichen werden.

Die Gewerkschaft Verdi warnt das Management zwar vor einem Kahlschlag, doch davor, dass über 20 der 83 Karstadt-Filialen weiterhin Verluste schreiben, kann auch die Gewerkschaft nicht die Augen verschließen.

René Benko (Foto: dpa)
Neu-Eigner René BenkoBild: picture-alliance/dpa

"Einschneidende Veränderungen"

Dass Tausenden der Verlust des Arbeitsplatzes droht, das zeichnete sich bereits nach der ersten Aufsichtsratssitzung im September ab. Neben der Schließung von Filialen sollten demnach auch 400 Stellen in der Essener Zentrale wegfallen. Vor der heutigen Aufsichtsratssitzung bereitete Interimsgeschäftsführer Miguel Müllenbach die Belegschaft darum in einem Brief auf "einschneidende Veränderungen und entschiedene Einsparungen von Personal- und Sachkosten" vor. Zu rechnen ist nicht erst seit heute mit dem Aus für etwa 20 bis 30 Filialen. Dabei geht es um Standorte in der gesamten Bundesrepublik.

Welche Karstadt-Häuser es letztlich zu welchem Zeitpunkt trifft, darüber dürfte auch nach der Aufsichtsratssitzung noch keine endgültige Klarheit bestehen. Da das Weihnachtsgeschäft bevorsteht, bekommen manche Häuser quasi zur Bewährung noch eine Gnadenfrist eingeräumt. Erst nach dem weihnachtlichen Kassensturz, so der Stand der Dinge, werde abgerechnet.

Verzicht auf Lohnerhöhungen

So viel steht aber schon jetzt definitiv fest: Ohne Schließungen und Stellenabbau geht das Sanierungskonzept nicht auf. Und offenbar auch nicht ohne die Bereitschaft der Mitarbeiter, weiter auf Lohnerhöhungen zu verzichten. Darauf hatte das Karstadt-Management noch am Dienstag bei der zweiten Runde der Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi seit der Übernahme durch René Benko gepocht. Und zwar für weitere drei bis fünf Jahre.

Außerdem sollten der Belegschaft das Weihnachts- und Urlaubsgeld gestrichen werden. Solche Einschnitte aber, zeigte sich die Gewerkschaft unnachgiebig, seien den Beschäftigten nicht zumutbar. Vor den entscheidenden Sanierungs-Beschlüssen gelten die Fronten als verhärtet.

Umfangreiches Sanierungskonzept

Für Verdi geht es vor allem darum, möglichst viele der bislang 17.000 Arbeitsplätze auch nach der Umstrukturierung zu erhalten. Das Management aber hält drastische Einschnitte für unumgänglich. Über 100 Seiten umfasst das im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung erstellte Sanierungskonzept für die angeschlagene Kaufhaus-Kette.

Darin geht es dem Vernehmen nach nicht nur um die Schließung von Filialen, sondern darüber hinaus auch um die Ausdünnung des Personals in den dann verbliebenen Karstadt-Häusern. Demnach sollen etwa 1600 Stellen wegfallen. Außerdem soll es in den Kaufhäusern künftig weniger Kassen geben. Düstere Aussichten für die Mitarbeiter, die um ihre Arbeitsplätze bangen.

Klarheit wird von der heutigen Aufsichtsratssitzung zudem über die Zusammensetzung der Führungsmannschaft erwartet. Als Favorit für die Geschäftsführung gilt der jetzige Aufsichtsratschef Stephan Fanderl. Der ehemalige Rewe-Manager hatte schon früh die Sanierungs-Perspektive abgesteckt. Bereits im Juli bezeichnete er mehr als 20 Karstadt-Häuser als nicht profitabel. Nicht überraschend käme ferner die Besetzung des dann frei werdenden Postens als Aufsichtsratschef mit Wolfram Keil, einem engen Vertrauten des neuen Karstadt-Eigners. Schließlich fungiert Keil als kaufmännischer Geschäftsführer von Signa Retail, der Handelstochter von Benkos Unternehmensgruppe Signa.