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Nachhaltigkeit unterm Tannenbaum

23. Dezember 2022

Weihnachten ohne geschmückten Baum und Geschenke, das ist für viele undenkbar. Doch die Zeiten des hemmungslosen Konsumrausches scheinen vorüber: Immer mehr Menschen legen Wert auf Nachhaltigkeit beim Fest.

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Weihnachtsdekoration: Äpfel auf einem Schlitten
Dekoration aus natürlichen Materialien ist wieder gefragt Bild: picture alliance / CHROMORANGE

Wenn  Sylvia Meier aus dem Fenster guckt, sieht sie eine zwei Meter hohe wunderschöne Tanne. An den Zweigen hängen rote Kugeln und Lichterketten. "Das ist mein Weihnachtsbaum", sagt sie, "und das schon seit vielen Jahren". Irgendwann mal hat sie ihn als kleines Bäumchen im Topf fürs Fest gekauft und nach den Weihnachtstagen dann im Garten eingepflanzt.

"Der nachhaltigste Baum ist kein Baum"

Aus Sicht vieler Deutscher hat Sylvia Meier alles richtig gemacht. Immerhin werden jedes Weihnachten rund 30 Millionen Bäume abgeholzt, nur um sie in deutschen Wohnzimmern aufzustellen. Allerdings hat nicht jeder einen Garten wie Familie Meier. Und selbst wenn, überleben viele Bäume gar nicht draußen, weil sie zu lange im warmen Haus standen. Was also tun, wenn man nicht auf den traditionellen Baum verzichten möchte?

Weihnachtsbäume mit Wurzeln in rotem Plastik
Nicht jeder Baum wächst nach dem Fest problemlos im Garten an Bild: picture alliance/dpa

"Zugespitzt: Der nachhaltigste Baum ist kein Baum", meint Corinna Hölzel vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Oder ein Baum, der bei Forstmaßnahmen sowieso gefällt werden würde, also ein Abfallprodukt." Da dies jedoch nicht den Mengenbedarf aller Haushalte decken würde, seien Alternativen gefragt, denn "wir möchten natürlich nicht die weihnachtliche Tradition der Christbäume verbieten". 

Der Baum gehört einfach dazu 

Anders als viele meinen, ist ein wieder verwendbarer Plastikbaum allerdings definitiv keine Alternative. Denn obwohl er jahrzehntelang an Heiligabend seine Pflicht tut, wandert er irgendwann auf den Müll. Allerdings ist er im Gegensatz zum echten Baum nicht biologisch abbaubar.

Drei Leute schauen sich Weihnachtsbäume an
Die Qual der Wahl: Welcher Baum soll es sein? Bild: picture alliance/dpa

Auf der anderen Seiten stammen rund 80 Prozent der für Weihnachten gepflanzten Tannenbäume hierzulande aus Monokulturen. Dünger und Pestizide inklusive. Wer umweltfreundlich feiern will, sollte sich beim Baumkauf also zumindest für ein Exemplar aus regionalem ökologischem Anbau entscheiden, rät der BUND. 

Und das tun mittlerweile auch Viele, denn einer Umfrage des Bildungskanals ARD alpha zufolge wollen nur 24 Prozent der Deutschen ganz auf einen Baum verzichten; er gehört einfach zum Fest dazu. An der festlichen Beleuchtung in Haus und Garten allerdings wird 2022 in Zeiten der Energiekrise kräftig gespart. Das "freut" die Umwelt: Denn solange der Strom aus fossilen Energiequellen stammt, steigen die CO2-Emissionen.

Ein beleuchteter Garten mit Rentieren, Sternen und anderen Dekoobjekten
Stromfresser: Lichterdekoration im heimischen Garten Bild: picture alliance/dpa

Kampf gegen Müllberge

Und was ist mit dem Geschenkpapier? Jahr für Jahr quellen in Deutschland die Mülltonnen über, denn jedes Präsent will schön verpackt werden. Laut Schätzungen des Papeterie- und Buchverlags Dabelino landen allein in Deutschland alljährlich rund 8000 Tonnen Geschenkpapier im Müll. Doch auch hier zeichnet sich eine Trendwende ab. Einer Studie zufolge wollen 50 Prozent der Befragten der Umwelt zuliebe das Geschenkpapier reduzieren. In vielen Familien wird altes Papier aufgebügelt und wiederverwendet und auch der Handel hat schon reagiert: Längst kann man veganes Geschenkpapier erwerben. Und 20 Prozent der Deutschen wollen den Konsumrausch nicht mehr unterstützen, sondern nur noch Selbstgebasteltes auf den Gabentisch legen.

Weihnachtsgeschenkpapier in einem vollen Papiercontainer
Die Tonne ist bis oben hin voll mit Geschenkpapier Bild: Frank Sorge/IMAGO

Bewusster konsumieren

Das gilt auch für Lebensmittel, die zunehmend bewusster konsumiert werden als in früheren Zeiten. 39 Prozent der Deutschen geben an, Weihnachten auf eine Ernährung mit regionalen Lebensmitteln achten zu wollen. Vorbei also die Zeiten hemmungsloser Schlemmerorgien, immer mehr Menschen essen gesund, viele vegetarisch oder vegan - der Umwelt zuliebe.

Immerhin 70 Prozent aller Deutschen sprechen sich mittlerweile für ein rundum umweltfreundlicheres Weihnachtsfest aus. Es tut sich also was unterm Tannenbaum. "Allerdings bringt es wenig, nur an Weihnachten an Nachhaltigkeit zu denken", sagt die Umweltpsychologin Karen Hamann gegenüber ARD alpha. Nur an den Festtagen zu überlegen, ob man Orangen aus Spanien oder einen Weihnachtsbraten essen darf, sei wenig sinnvoll. "Wir sollten versuchen, das ganze Jahr über unser klimaschädliches Verhalten aus Bereichen wie Flugverkehr, Mobilität, Energie und Ernährung zu reduzieren", betont sie. "Andererseits sollten wir uns auch nicht wegen jeder Kleinigkeit verurteilen."

Eine Weihnachtsgans liegt auf einem Teller
Bei Sylvia Meier gibt es an Heiligabend Gans - das hat TraditionBild: monica/Shotshop/IMAGO

Das sieht auch Sylvia Meier so. Und deswegen hat sie wie jedes Jahr schon mal das Rezept ihrer Oma für den traditionellen Gänsebraten rausgesucht. "Vielleicht nicht ganz klimafreundlich", sagt sie, "aber meine Familie freut sich schon darauf." Nur Tochter Antonia nicht. Sie bekommt an Heiligabend veganes Tofu.  

Suzanne Cords Weltenbummlerin mit einem Herz für die Kultur