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Weltbank warnt vor Jobmangel

Marcel Fürstenau29. November 2012

Im Weltentwicklungsbericht 2013 geht es vor allem um eines: Arbeitsplätze. Davon gibt es weltweit viel zu wenige, und die Lage könnte sich weiter zuspitzen. Das gilt vor allem für ärmere Länder.

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Das Logo Weltbank in englischer Sprache: The World Bank. (Foto: Rainer Jensen / dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Rund 200 Millionen Menschen weltweit suchen Arbeit. 75 Millionen von ihnen sind jünger als 25 Jahre. Und die Lage könnte nach Einschätzung der Weltbank noch viel dramatischer werden. Denn in den kommenden 15 Jahren werden mindestens 600 Millionen neue Arbeitsplätze benötigt, wegen des rasanten Bevölkerungswachstums vor allem in Asien und in Afrika südlich der Sahara. Angesichts dieser Perspektive war es für die Weltbank naheliegend, ihren in englischer Sprache verfassten Weltentwicklungsbericht mit einem Wort zu betiteln: "Jobs".

In Washington, dem Sitz der Weltbank, wurde der Report schon im Oktober vorgestellt. Nun erläuterte Chefautor Martin Rama seine Analyse in Deutschland. Begleitet wurde er vom deutschen Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dirk Niebel, der der liberalen Partei der Freien Demokraten (FDP) angehört. In der Sache waren sich die beiden einig: Ohne die Privatwirtschaft gäbe es überhaupt keine Fortschritte. Neun von zehn Jobs würden in diesem Sektor geschaffen. Das heiße nicht, dass der öffentliche Bereich unwichtig sei, betonte Rama. Ohne Lehrer, Agrarexperten oder Stadtplaner liefe kaum etwas. Aber, ergänzte der Weltbank-Experte, ein Blick auf die arabische Welt zeige, Arbeitsmarktprobleme könnten nicht gelöst werden, wenn Jobs nur im öffentlichen Sektor geschaffen würden.

Kritik an Kürzung der Entwicklungshilfe

Mit Sorge beobachtet Rama aber auch, dass etliche europäische Länder in Zeiten der Staatsschuldenkrise ihre Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit verringern. In Deutschland sinkt Minister Niebels Etat im kommenden Jahr um 83 Millionen Euro auf rund 6,3 Milliarden Euro. Das sei ein Signal in die "falsche Richtung", räumte Niebel ein. Aus Sicht des Weltbank-Autors Rama ist die staatliche Entwicklungshilfe "fundamental". Ohne sie seien insbesondere große Infrastruktur-Projekte kaum zu finanzieren. Staatliches und privates Engagement seien mehr denn je aufeinander angewiesen.

Auf diese Partnerschaft von Staat und Unternehmen, auch unter dem englischen Begriff "public-private partnership (ppp)" bekannt, setzt auch Entwicklungsminister Niebel seit Jahren. Nur zusammen mit privaten Firmen könnten zum Beispiel in Tunesien Berufsschulen so unterstützt werden, dass ihre Lehrpläne den Erfordernissen des Arbeitsmarktes entsprächen. Gleiches gelte für Straßenbau-Projekte in Namibia oder Kakao-Plantagen in Sierra Leone. In dem westafrikanischen Land hätten 15.000 jungen Menschen deshalb eine Zukunft, weil sie gut ausgebildet und ihre Produkte auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig seien.

Entwicklingsminister Dirk Niebel (FDP) (Foto: DW)
Entwicklingsminister Dirk Niebel (FDP)Bild: DW

Angesichts der Etatkürzungen für sein Ministerium will Niebel künftig noch stärker auf den Privatsektor setzen. Im vergangenen Jahr hätten die Geberländer weltweit 133 Milliarden US-Dollar für die staatliche Entwicklungszusammenarbeit bereitgestellt. Im gleichen Zeitraum habe die Privatwirtschaft weltweit ungefähr das Zehnfache investiert, nämlich 1200 Milliarden US-Dollar. Die Hälfte davon sei in Entwicklungs- und Schwellenländer geflossen, sagte Niebel. Allein diese Zahlen ließen erkennen, dass auch die 600 Millionen zusätzlichen Jobs, die laut Weltbank in den kommenden 15 Jahren benötigt werden, allein mit Steuergeldern nicht zu schaffen seien.