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MigrationGlobal

Weltflüchtlingstag: Wer flüchtet und wohin?

Rodrigo Menegat Schuinski
20. Juni 2024

Ein neuer UN-Bericht zeigt: 117 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Neun Grafiken verdeutlichen, woher sie kommen und wohin sie gehen.

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Beine und Schatten von syrischen Flüchtlingen auf Zypern (Archiv)
Im Jahr 2023 galten 117,3 Millionen Menschen als gewaltsam vertrieben. Die Mehrheit von ihnen ist innerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht, gefolgt von 36 Prozent, die anderswo Zuflucht suchten, und 6 Prozent, die noch dabei sind, im Ausland Asyl zu beantragenBild: picture-alliance/AP Photo/P. Karadjias

Konflikte, Verfolgung und andere Gefahren haben dafür gesorgt, dass Ende 2023 etwa 117 Millionen Menschen auf der Flucht aus ihrer Heimat waren. Das zeigt der jüngste Bericht des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR). Das Kommissariat ist mit der Unterstützung dieser Vertriebenen betraut.

Der in diesem Monat veröffentlichte Bericht gibt Aufschluss über Menschen, die bereits als internationale Geflüchtete anerkannt sind - aber auch über diejenigen, die noch auf die Entscheidung über ihren Asylantrag warten, und über jene, die innerhalb ihrer Herkunftsländer auf der Flucht sind.

Diese neun Diagramme zeigen, aus welchen Ländern die meisten Menschen fliehen, und welche Länder sie aufnehmen.

1. Heute sind mehr Menschen auf der Flucht als noch vor zehn Jahren

Im Jahr 2014 galten von 1000 Menschen weltweit acht als vertrieben. Im Jahr 2023 waren es 14 von 1000.

In absoluten Zahlen sind heute weltweit etwa 58 Millionen Menschen mehr als noch 2014 aus ihrer Heimat vertrieben worden. Das entspricht der gesamten Bevölkerung Italiens.

2. Die meisten Vertriebenen bleiben im eigenen Land

Von den rund 117,3 Millionen Vertriebenen weltweit, die vom UNHCR erfasst werden, gelten 68,3 Millionen als Binnenflüchtlinge. Sie mussten ihre Häuser und Gemeinden verlassen, befinden sich aber noch innerhalb der Grenzen ihres Herkunftslandes. Diese Zahl entspricht der gesamten Bevölkerung des Vereinigten Königreichs.

Das UNHCR zählt nur Menschen auf, die durch Gewalt und Krieg vertrieben wurden. Das International Displacement Monitoring Centre hat weitere etwa 7,7 Millionen Menschen im Blick, die aufgrund von Naturkatastrophen und Klimawandel ihre Heimat verlassen mussten.

3. Die meisten Binnenflüchtlinge gibt es in Afrika und im Nahen Osten

Von den insgesamt 68,3 Millionen Binnenvertriebenen weltweit stammen etwa 48 Prozent aus afrikanischen Ländern und rund 21 Prozent aus dem Nahen Osten.

Mit rund neun Millionen Binnenvertriebenen beherbergt allein der Sudan 14 Prozent der weltweiten Binnenflüchtlinge. Auch innerhalb Syriens (7,2 Millionen), der Demokratischen Republik Kongo (6,7 Millionen) und in Jemen (4,5 Millionen) sind viele Menschen auf der Flucht.

Von den zehn Ländern mit den meisten Binnenflüchtlingen befinden sich nur drei nicht in Afrika oder im Nahen Osten: Kolumbien (5 Millionen) in Südamerika, Afghanistan (4,1 Millionen) in Zentralasien und die Ukraine (3,7 Millionen) in Europa.  

4. Auch innerhalb einiger europäischer Länder sind viele Menschen auf der Flucht

Doch auch in anderen Regionen - etwa in Europa - werden viele Menschen aus ihrer Heimat vertrieben.

Etwa in Zypern, wo heute mehr als 240.000 Menschen - etwa einer von fünf Zyprioten - als Vertriebene gelten. Das liegt vor allem am Territorialkonflikt zwischen Zypern und der Türkei, der bereits seit fünf Jahrzehnten andauert.

Ähnlich ist die Lage in Georgien, Aserbaidschan, Serbien und Bosnien und Herzegowina. Oft kehren vertriebene Menschen selbst Jahrzehnte oder sogar Generationen später nicht in ihre Heimat zurück.

5. Neun von zehn Geflüchteten kommen aus nur zehn Gebieten

Laut UNHCR leben weltweit etwa 43,4 Millionen Menschen außerhalb ihrer Herkunftsländer als Geflüchtete oder im Rahmen anderer internationaler Schutzprogramme, wie etwa vorübergehender humanitärer Aufenthalte. Das sind mehr Menschen als die Bevölkerung Polens umfasst.

87 Prozent aller Geflüchteten kommen aus Afghanistan, Syrien, Venezuela, der Ukraine, den Palästinensischen Gebieten, dem Südsudan, dem Sudan, Myanmar, der DR Kongo oder Somalia.

6. Die meisten Geflüchteten suchen Schutz in Nachbarländern

Die Aufnahmeländer mit den meisten Flüchtlingen grenzen oft an Orte mit humanitären Krisen. Dem UNHCR-Bericht zufolge lebten 69 Prozent der Geflüchteten im Jahr 2023 in einem Nachbarland.

Der Iran, die Türkei, Kolumbien und Jordanien beherbergen die meisten Flüchtlinge, die vor allem aus Afghanistan, Syrien, Venezuela und den Palästinensischen Gebieten fliehen.

Die größte Ausnahme ist Deutschland, das Hunderttausende von Menschen aus weit entfernten Ländern wie der Ukraine, Syrien, Afghanistan, Irak und Eritrea aufnimmt.

7. Entwicklungsländer nehmen überproportional viele Geflüchtete auf

Deutschland nimmt von allen EU-Ländern die meisten Geflüchteten auf - mehr als 2,5 Millionen waren es Ende 2023. Das sind jedoch deutlich weniger als etwa der Iran, die Türkei, Jordanien oder Kolumbien aufnehmen.

Mit seinen elf Millionen Einwohnern beherbergt Jordanien im Verhältnis zur Bevölkerung die meisten Schutzsuchenden: Mehr als drei  Millionen von ihnen, die zumeist aus den nahe gelegenen palästinensischen Gebieten stammen, leben in Jordanien. Damit kommen auf 100 Einwohner jeweils rund 27 Geflüchtete.

Einige der ärmsten Länder der Welt beherbergen die größte Anzahl an Geflüchteten. Der Tschad beispielsweise beherbergt mehr als eine Million Menschen, obwohl er eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt ist. Das sind mehr als 60.000 Flüchtlinge pro Millionen Einwohner, etwa doppelt so viel wie Deutschland.

8. Asylentscheidungen hängen neuen Anträgen hinterher

Neben Binnenvertriebenen und Menschen mit bereits anerkanntem Flüchtlingsstatus gibt es weltweit etwa sieben Millionen Menschen, die noch darauf warten, dass Aufnahmeländer über ihren Antrag auf Asyl entscheiden.

Die Zahl der Asylentscheidungen hält im Augenblick mit der Zahl der Anträge nicht Schritt. Im Jahr 2023 wurden weltweit 5,6 Millionen neue Asylanträge gestellt. Aber nur 1,4 Millionen Entscheidungen wurden getroffen.

Die Kluft zwischen Anträgen und Entscheidungen war noch nie so groß wie heute. Und der Rückstau an Anträgen wächst weiter an. Für Vertriebene bedeutet das einen rechtlichen Schwebezustand.

9. Vertriebene kehren oft in Länder zurück, die weiterhin unsicher sind

Im Jahr 2023 kehrten etwa 1,1 Millionen Geflüchtete in ihre Herkunftsländer zurück. Eine solche Heimkehr ist oft nicht sicher: Die meisten Rückkehrer finden Länder vor, in denen noch immer Krieg und Konflikte herrschen. Beispiele sind etwa der Südsudan oder die Ukraine.

Redaktion: Milan Gagnon. Adaption: Kira Schacht

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