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Kampf gegen die Immunschwäche

Suzanne Krause4. August 2008

In Mexiko beraten 25.000 Experten über bessere Maßnahmen gegen die Immunschwäche. Rasche Erfolge sind nicht in Aussicht. Das Virus ist zwar gut erforscht, bleibt aber schwer zu bekämpfen.

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Demonstrant in Mexiko-City vor Beginn der Konferenz, Quelle: AP
Demonstrant in Mexiko-Stadt vor Beginn der KonferenzBild: AP

In Mexikos Hauptstadt debattieren in dieser Woche rund 25.000 Ärzte, Wissenschaftler, Politiker und Vertreter internationaler Organisationen darüber, wie der Kampf gegen Aids künftig wirksamer geführt werden kann. Die internationale Aids-Konferenz, die am Sonntag (03.08.2008) eröffnet wurde und noch bis einschließlich Freitag dauert, ist die erste dieser Art in Lateinamerika. Die Aufmerksamkeit soll vor allem auf die Entwicklungsländer gelenkt werden. Dort leben rund 90 Prozent der weltweit etwa 33 Millionen Aids-Kranken.

Eine solche große Zahl an Infizierten weltweit und eine solch globale Ausbreitung der Immunschwächekrankheit hätte sich Francoise Barré-Sinoussi 1983 nicht vorstellen können. Damals arbeitete die junge Forscherin am Pariser Pasteur-Institut Hand in Hand mit Luc Montagnier an der Entschlüsselung des Virus. Ein Vierteljahrhundert später studiert sie immer noch seine Funktionsweise, und sie räumt ein: Zwar sei kein Virus im Prinzip besser bekannt als der HIV, gleichzeitig gebe es aber auch keinen Virus, der so komplex und ungreifbar wie der Aids-Erreger sei.

Therapien ja, aber viele Nebenwirkungen

Die Suche nach wirksamen Anti-Aids-Medikamenten geht weiter.Quelle: ap
Auf der Suche nach dem besten Wirkstoff

Die Forschungssituation stellt sich damit widersprüchlich dar, und das gilt auch für die medizinische Versorgung. Barre-Sinoussi betont, dass es dank der Kenntnisse über den HIV-Virus nun zuverlässige Aids-Tests gebe und auch eine Behandlung möglich sei, die es Patienten erlaube, ein einigermaßen normales Leben zu führen. Allerdings werde die Therapie oft mit sehr starken Medikamenten geführt, und das werde mittelfristig zu einem Problem. Denn viele HIV/Aids-Patienten würden durch deren Nebenwirkungen an Krebs, Stoffwechsel-Störungen oder ähnlichem erkranken. Das seien Begleiterscheinungen, die man heute schon einkalkulieren müsse, so die Wissenschaftlerin.

Offene Auseinandersetzung statt Verdrängung

Für den Vizepräsidenten der südafrikanischen Universität Kwazulu-Natal, Malegapuru Makgoba, geht es beim Thema Aids aber nicht nur um den medizinischen Aspekt, sondern auch schlicht um die Bereitschaft, sich mit der Krankheit offen und ehrlich auseinanderzusetzen. Makgoba geht in diesem Zusammenhang mit seinen afrikanischen Landsleuten hart ins Gericht. Auf dem schwarzen Kontinent gebe es heute auch deshalb weltweit die meisten HIV- und Aids-Patienten, weil die Epidemie zunächst einfach verleugnet worden sei. Als man die ersten Fälle entdeckt habe, sei die Epidemie als Homosexuellen-Krankheit abgestempelt worden. Als dann der Virus auch bei Heterosexuellen auftauchte, habe man von einem Angriff auf die schwarze Rasse gesprochen.

Aids-Waisen in Malawi, Quelle: AP
Aids-Waisen in MalawiBild: AP

Auf dieser Basis, so Makgoba, sei eine echte Auseinandersetzung mit der Krankheit lange nicht möglich gewesen. Dabei hätten gerade Männer dies aber auch gewollt, gibt der Universitätslehrer zu bedenken. "Sie haben versucht, weiter die Frauen und die Gesellschaft zu kontrollieren."

Qualifizierte Kräfte wandern ab

Eine solche Mentalität sei nicht hilfreich, bekräftigt Makgoba. Notwendig sei der ehrliche Umgang mit der Epidemie. Außerdem müsse Afrika selbst massiv in die Forschung investieren und den HIV-Erreger dort studieren, wo er die stärkste Seuche ausgelöst habe, ist sich der südafrikanische Wissenschaftler sicher. Diese Forschung kostet allerdings Geld, und das können gerade in Afrika viele der ärmeren Staaten kaum aufbringen.

Auf dieses Problem wurde auch auf der Aids-Konferenz in Mexiko-Stadt gleich zum Auftakt des Treffens aufmerksam gemacht. Mehrere Experten kritisierten, es gebe in vielen Entwicklungsländern eine Abwanderung medizinischer Fachkräfte. Viele qualifizierte Ärzte und Krankenpfleger würden in Industriestaaten wechseln, weil sie dort mehr verdienen könnten.