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Weltjugendtag: Ein Signal für die Ökumene?

Hartmut Meesmann19. August 2005

Das Verhältnis der katholische Kirche zu den anderen Kirchen und Glaubensgemeinschaften wird vom Papst mitgeprägt. Benedikt XVI. steht vor großen Herausforderungen.

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Dialog der Weltreligionen (hier 2003 in Aachen)Bild: AP

Papst Benedikt XVI. hatte gleich nach seiner Wahl zum Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche davon gesprochen, dass er sich ökumenische Fortschritte wünsche. Bei seiner ersten Reise als Papst, zum Eucharistischen Kongress im italienischen Bari, sprach er von "konkreten Gesten" und "neuen Schritten" in der Ökumene mit den orthodoxen Kirchen.

Lange war unklar, ob der Papst während des Weltjugendtages mit Vertretern anderer Kirchen zusammentreffen würde. Für Freitagabend (19.8.05) ist eine Begegnung mit etwa 30 Spitzenvertretern von Protestanten und Orthodoxen anberaumt. Am Freitagmittag wird Benedikt XVI. die einzige noch bestehende Synagoge in Köln besuchen und für Samstagabend (20.8.) ist ein etwa einstündiges Treffen des Papstes mit zehn Vertretern muslimischer Gemeinschaften in Form einer Audienz vorgesehen. Die Begegnung wurde auf Bitten der Türkisch-Islamischen Union (DITIB) ins Programm augenommen.

Bessere Kontakte zu den Orthodoxen

Auch Athanasios Basdekis, orthodoxer Referent in der Ökumenischen Centrale in Frankfurt - einer Einrichtung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland - ist optimistisch: "Es gibt Tat berechtigte Hoffnungen, dass der neue Papst Benedikt XVI. die Pflege der Kontakte und Beziehungen zu den orthodoxen Kirchen fördern und stärken wird." Ein Zeichen dafür sieht Basdekis in der Einladung des Ökumenischen Patriarchen an Papst Benedikt. "So viel ich weiß, hat er die Einladung angenommen und wird den Sitz des Ökumenischen Patriarchats am 30. November 2005 besuchen."

Ein weiteres Signal ist die Wiederaufnahme der offiziellen Dialoggespräche. Sie waren vor fünf Jahren unterbrochen worden, nachdem die Russisch-Orthodoxe Kirche dem Vatikan vorgeworfen hatte, auf aggressive Weise zu missionieren. Auch war man erbost darüber, dass Papst Johannes Paul II. in Russland katholische Bistümer errichtete. Dieser Streit ist nicht ausgestanden. Dass Benedikt XVI. hier irgendwelche Rückzieher machen könnte, ist nicht anzunehmen.

Die Jahrtausend-Formel

Grundlegende Übereinstimmungen zwischen Rom und den Orthodoxen Kirchen gibt es in Fragen der Lehre, so im Verständnis der kirchlichen Ämter und der Sakramente. Strittig ist allerdings die Rolle des Papstes und die Stellung der mit Rom unierten, also dem Papst unterstellten orthodoxen Kirchen.

Die orthodoxen Kirchen lehnen eine Unfehlbarkeit des Papstes in Lehrfragen ab. Sie wollen ihm auch keine gesetzgeberischen Befugnisse einräumen. Wird Benedikt XVI. hier Zugeständnisse machen? "Ratzinger hatte vor vielen Jahren gesagt, dass Rom vom Osten, also von den Orthodoxen, nicht mehr verlangen wird, als tatsächlich im ersten Jahrtausend praktiziert wurde", sagt Athanasios Basdekis. "Diese Formel wird immer wieder auch von ihm selbst zitiert und es wäre sicherlich gut, dass er das jetzt als Papst mal präzisiert."

Dass Benedikt XVI. grundlegende katholische Lehraussagen, auch wenn sie erst - wie die Unfehlbarkeitslehre - im 19. Jahrhundert formuliert wurden, einfach über Bord wirft, kann sich aber auch der orthodoxe Theologe nicht vorstellen: "Was ich vermute ist in der Tat eine Stärkung der Beziehungen zu den Orthodoxen, weil wir sehr, sehr viele grundlegende Gemeinsamkeiten haben, vor allem auch im liturgisch-sakramentalen Leben, im Bereich der Tradition der Kirche." Von einer Allianz "Orthodoxie/Katholizismus gegen Protestantismus" halte er allerdings nichts.

Verbündete gegen den Liberalismus

Es gibt Vermutungen, dass Benedikt XVI. die besondere Nähe zu den orthodoxen Kirchen auch deshalb sucht, weil er in ihnen verlässliche Verbündete gegen liberale Tendenzen in den westlichen Gesellschaften bis hinein in die protestantischen Kirchen sieht. Denn die orthodoxen Kirchen sind genauso wie die römisch-katholische Kirche gegen die so genannte Homo-Ehe, eine Überbetonung der Gewissensfreiheit des Einzelnen in Fragen der Lebensführung und innerkirchlich gegen das Frauenpriestertum.

Hinzu kommt, dass die theologischen Streitfragen zwischen Rom und den protestantischen Kirchen augenscheinlich schwerer zu lösen sind. Als Joseph Ratzinger noch Chef der römischen Glaubenskongregation war, hat er in einem Lehrschreiben zur Ökumene geurteilt, dass die protestantischen Kirchen gar keine Kirchen im eigentlichen Sinne seien. Diese Sicht hat dem deutschen Theologen viel Kritik eingetragen - auch in der eigenen Kirche.

Katholische Kirche Symbolbild Kreuz
Bild: dpa - Bildarchiv

Wird sich Benedikt XVI. in dieser Frage beweglicher zeigen? Georg Schütz, katholischer Kollege von Athanasios Basdekis in der Frankfurter Ökumenischen Centrale, gibt sich optimistisch: "Im größeren Kirchenverständnis sind natürlich auch die protestantischen Kirchen erfasst als kirchliche Gemeinschaften oder Kirchen oder wie auch immer man sie bezeichnet. Was Ratzinger meint, ist die große Fülle des Kircheseins, die in der katholischen Kirche wesentlich stärker vorhanden ist als in den einzelnen reformatorischen Kirchen."

Grundlegender Konsens?

Georg Schütz setzt auf den Theologen Ratzinger und verweist auf dessen Engagement für die Verabschiedung der gemeinsamen Erklärung zwischen Vatikan und lutherischen Kirchen über die Rechtfertigungslehre: "Ratzinger hat das Prinzip der Rechtfertigungslehre als solches vorangetrieben und hat das auch durch die Methode des differenzierten Konsenses zur Vollendung und zur Reifung geführt."

Könnte sich der Papst nicht in ähnlicher Weise dafür einsetzen, dass das evangelische Verständnis des Amtes integriert wird in das sakramentale Amtsverständnis der katholischen Kirche, fragt Georg Schütz. Im Sinne eines grundlegenden Konsenses also, der kleine Unterschiede einschließt, aber das gemeinsame Abendmahl ermöglichen würde? - Fortschritte in der Ökumene unter Benedikt XVI.?

Die ökumenischen Fachleute formulieren Hoffnungen. Es ist am Papst selbst, konkrete und vorwärts weisende Schritte in Richtung einer größeren Einheit der christlichen Kirchen zu gehen.