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Weltjugendtag in einer gequälten Welt

26. Juli 2016

Krakau in Polen ist Gastgeber des beliebten katholischen Massenevents. Doch die kommenden Tage werden für die Teilnehmer zum Spagat werden - zwischen dem Wunsch nach inniger Gemeinschaft und der Angst vor neuer Gewalt.

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Teilnehmer des Weltjugendtages in der Innenstadt von Krakau (Foto: picture-alliance/dpa/A. Weigel)
Die Innenstadt von Krakau - fest in den Händen der Teilnehmer des WeltjugendtagesBild: picture-alliance/dpa/A. Weigel

Kurz vor Beginn des katholischen Weltjugendtages in Krakau hat der deutsche Jugendbischof Karl-Heinz Wiesemann junge Leute als "Hoffnung in einer von Terror gequälten Welt" bezeichnet. In der südpolnischen Metropole seien sie "in Frieden und Einheit" versammelt, sagte Wiesemann. "Ich wünsche mir, dass wir das starke Signal der Barmherzigkeit, der Einheit in der Vielfalt und des Friedens ausgehend von diesem Weltjugendtag in alle Länder tragen." Mit Blick auf die jüngsten Attacken und Anschläge sagte der Bischof, der mit deutschen Teilnehmern nach Krakau gereist ist, es sei wichtig, "nicht nur eine Gemeinschaft des Entsetzens, sondern auch eine Gemeinschaft der Hoffnung" zu haben.

Der deutsche katholische Jugendbischof Karl-Heinz Wiesemann (Foto: picture-alliance/dpa/H. Kaiser)
Der deutsche katholische Jugendbischof WiesemannBild: picture-alliance/dpa/H. Kaiser

Am Abend wurde der 31. Weltjugendtag (WJT) vom Krakauer Erzbischof, Kardinal Stanislaw Dziwisz, eröffnet - mit einem großen Gottesdienst unter freiem Himmel im Blonia-Park nahe dem Stadtzentrum. Zehntausende Gläubige strömten zu der Messe. Am Mittwoch reist Papst Franziskus an, der in den nächsten Tagen auch den Pilgerort Tschenstochau (Czestochowa) und das frühere deutsche Vernichtungslager Auschwitz besuchen wird.

Mehr als eine halbe Million Pilger aus 187 Staaten haben sich für das sechstägige Mega-Event der Kirche angemeldet, darunter 15.500 aus Deutschland. Bis zur Abschlussmesse mit dem Papst am kommenden Sonntag könnten es den Angaben zufolge bis zu zwei Millionen Menschen werden.

"Es ist klasse, die verschiedenen Nationen zu erleben"

Die Herkunft der jungen Pilger, die teils singend und laut jubelnd umherziehen, ist an ihren Fahnen zu erkennen: Kolumbien, USA, Irland, Südkorea, Argentinien, Polen, Ukraine, Russland, Libanon - die Welt trifft sich in Krakau. Und die Jugendlichen tauschen sich aus, führen spontan gemeinsam Tänze auf, umarmen sich. "Das ist ein Wahnsinn hier, es ist fantastisch, dieses Gemeinschaftsgefühl zu erleben", sagt Maximilian, der mit der Studentengemeinde aus Dresden angereist ist. "Glaube kann viel bewegen." Die jungen Sachsen sind in Gastfamilien untergebracht und bekommen so noch einmal ganz andere Einblicke in das Leben im Nachbarland.

Eine etwas längere Anreise hatte eine Gruppe aus Speyer, die mit dem Bus 15 Stunden bis Krakau unterwegs war. "Natürlich wollen wir Papst Franziskus erleben", sagt Matthias, der mit seinen 29 Jahren den Altersdurchschnitt der WJT-Teilnehmer etwas hebt. "Aber es ist auch klasse, die verschiedenen Nationen zu erleben, neue Leute kennenzulernen." Eine neue Erfahrung haben die Speyerer schon gemacht, denn sie wohnen in einem Kloster vor den Toren Krakaus.

Der Altar im Blonia Park von Krakau, wo die großen Messen des Weltjugendtages stattfinden (Foto: picture-alliance/dpa).
Der Altar im Blonia Park von Krakau, wo die großen Messen des Weltjugendtages stattfindenBild: picture-alliance/dpa

Für die nationalkonservative Regierung Polens, der die EU wegen umstrittener Reformen einen Abbau von Rechtsstaatlichkeit vorwirft, ist der WJT ein extrem wichtiges Ereignis und eine Chance, Weltoffenheit zu zeigen. "Wir wollen, dass dieses junge, moderne Polen die Welt während des WJT verzaubert", kündigt Regierungschefin Beata Szydlo in Krakau an. Jeder WJT-Teilnehmer solle "fasziniert" von ihrem Land zurückkehren.

"Wir wollen hier ein friedliches Fest feiern"

Dafür investiert Polen eine Menge, vor allem in die Sicherheit. Mindestens 25.000 Polizisten, Soldaten und Rettungskräfte sollen dafür sorgen, dass den WJT-Teilnehmern und dem Papst nichts passiert. Sie zeigen im Getümmel der Pilger sichtbar Präsenz, teils tragen die Beamten automatische Waffen. Die Freigelände für die großen Messen mit Franziskus im Blonia Park oder dem Campus Misericordiae außerhalb Krakaus, auf denen große Altare aufgebaut wurden, gleichen Hochsicherheitszonen. Immer wieder kreisen Hubschrauber über der Stadt. Gerade Pilger aus Frankreich oder Deutschland haben in diesen Tagen natürlich die Bilder aus Nizza, München oder Ansbach im Kopf. "Aber wir lassen das jetzt nicht zu nah an uns ran", sagt Julia (23) aus Dresden. "Wir wollen hier ein friedliches Fest feiern."

sti/kle (dpa, epd, kna)