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Welttag der Feuchtgebiete: Die "Nieren der Welt"

2. Februar 2024

Oft unterschätzt: Moore und andere Feuchtgebiete sind ganz besondere Ökosysteme. Sie beherbergen 40 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten. Und sie sind riesige CO2-Speicher. Dabei bedecken sie nur wenig Landfläche.

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Mangrovenbäume wachsen an einem See
Mangrovenwälder, wie diese in Oman, helfen, Küsten zu schützen und Kohlenstoff zu binden Bild: Karim Sahib/AFP

Feuchtgebiete bezeichnen eine Reihe von Ökosystemen, bei denen die Böden entweder dauerhaft oder saisonal feucht sind. Sie sind auf allen Kontinenten außer der Antarktis zu finden. Und sie sind sehr verschieden, wie etwa bemooste Torf-Sümpfe, trockenere Binsengras-Moore oder Sümpfe, in denen große Bäume wachsen. Manche liegen an Flüssen, wie die Auenlandschaften, andere an der Küste, zum Beispiel tropische Mangrovenwälder, deren Bäume im Salzwasser überleben können.

Feuchtgebiete kann man sich als biologische Supermärkte vorstellen. Denn das flache Wasser enthält viele Nährstoffe und Biomasse, und das bietet vielen Pflanzen- und Tierarten reichhaltige Nahrung. Und sie zählen zu den produktivsten Ökosystemen der Welt. Obwohl sie nur sechs Prozent der Landmasse unserer Erde bedecken, tummeln sich in ihnen erstaunliche 40 Prozent der weltweiten Artenvielfalt.

Warum sind Feuchtgebiete so wichtig? 

Die Bedeutung von Mooren, Sümpfen und anderen Feuchtgebieten wurde lange Zeit unterschätzt. Sie galten als unproduktives Ödland, das Menschen entwässerten und in Brennstoffe und Ackerland umwandelten. Oder sie füllten die nassen Gebiete mit Sedimenten auf, um festen Boden für Gebäude und Straßen zu schaffen.

Mittlerweile sind sie nicht nur als Hotspots der biologischen Vielfalt anerkannt, sondern auch als wichtige Kohlenstoffsenken, die jedes Jahr Millionen von Tonnen Kohlenstoff binden. Feuchtgebiete enthalten etwa ein Drittel des weltweiten Kohlenstoffs. Er ist in den Pflanzen sowie in Böden, Sedimenten und Torf gebunden, die sich über Tausende von Jahren gebildet haben. Sümpfe und Moore speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Welt.

Menschen gehen auf einem erhöhten Pfad im Viru-Moor in der Harju-Region in Estland spazieren.
Moore und andere Feuchtgebiete gelten als "Nieren der Welt", da sie Schadstoffe aus dem Kreislauf filternBild: Pavel Golovkin/AP Photo/picture alliance

Wenn Feuchtgebiete zerstört oder geschädigt werden, setzen sie starke Treibhausgase frei, wie Kohlendioxid (CO2), Methan oder Lachgas. Das treibt den weltweiten Temperaturanstieg an. Entwässerte und abgebrannte Moore sind jedes Jahr für vier Prozent der vom Menschen verursachten Emissionen verantwortlich.

Feuchtgebiete gelten außerdem auch als "Nieren der Welt": Die Pflanzen, Pilze und Algen in diesen Ökosystemen tragen dazu bei, Wasser von Chemikalien, Schwermetallen und anderen Schadstoffen zu filtern und zu reinigen. Sie sind auch ein natürlicher Schutz gegen Überschwemmungen: Wie Schwämme saugen sie schwere Regenfälle auf und schützen Küsten vor Erosion bei Stürmen. 

Wie steht es um die Zukunft von Feuchtgebieten?

Feuchtgebiete sind die am stärksten bedrohten Ökosysteme der Welt und verschwinden dreimal schneller als Wälder. Ein Drittel aller Feuchtgebiete ist in den letzten 50 Jahren verloren gegangen, vor allem, weil sie für landwirtschaftliche Zwecke und Baumaßnahmen trockengelegt wurden. In Europa, den USA, Indien, Japan und China ist seit 1700 mehr als die Hälfte aller Feuchtgebiete verschwunden. 

Doch die Wiederherstellung und Erhaltung von Mooren, Fluss-Auen, Sümpfen oder Mangrovenwäldern wird inzwischen als wichtige naturbasierte Lösung auf dem Weg zur Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 °C anerkannt, die im Pariser Klimaabkommen festgelegt wurde.

Ein Pferd grast in einem Flussgebiet
Der Erhalt und die Wiederherstellung von Feuchtgebieten helfen dabei, CO2-Emissionen zu verhindernBild: Julian Peters/Zoonar/picture alliance

Fast 70 Prozent der Länder, die das Abkommen unterzeichnet haben, haben inzwischen den Schutz von Feuchtgebieten in ihre nationalen Klimaschutzverpflichtungen aufgenommen. Der 2022 auf dem UN-Biodiversitätsgipfel in Montreal geschlossene Weltnaturvertrag sieht unter anderem vor, dass bis zum Jahr 2030 ein Drittel der Binnengewässer und Süßwasserökosysteme geschützt sein soll.

Viele Länder bemühen sich, Feuchtgebiete wiederherzustellen. In Argentinien läuft ein ehrgeiziges Naturschutzprojekt zur Wiederherstellung von Tausenden von Kilometern der Ibera-Feuchtgebiete. In Indonesien haben Maßnahmen zur Wiederbefeuchtung von Torfmooren dazu beigetragen, die Ausbreitung von Waldbränden zu stoppen.

Einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vertreten inzwischen die Auffassung, dass Feuchtgebiete für das menschliche Wohlergehen und das Leben auf der Erde so wichtig sind, dass ihnen sogar eigene gesetzliche Rechte eingeräumt werden sollten.

Wie Feuchtgebiete den Klimawandel stoppen

Redaktion: Sarah Steffens

Adaption aus dem Englischen: Jeannette Cwienk

Holly Young Holly Young ist Klimareporterin bei der DW Umweltredaktion in Berlin.@holly_young88