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Ifo-Index steigt überraschend deutlich

24. November 2022

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im November unerwartet stark verbessert. Wichtiger Grund dafür ist, dass die erwartete Rezession weniger tief ausfallen könnte als gedacht.

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Deutschland Konjunktur BIP
Bild: picture-alliance/dpa/W. Rothermel

Die Stimmung in den Chefetagen deutscher Firmen hat sich im November überraschend deutlich aufgehellt. Das Ifo-Geschäftsklima stieg zum Vormonat um 1,8 Punkte auf 86,3 Zähler, wie das Ifo-Institut am Donnerstag mitteilte. Außerdem wurde der Wert für den Vormonat nach oben revidiert. Demnach war das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer bereits im Oktober erstmals seit Mai gestiegen.

Ökonomen hatten mit einer besseren Unternehmensstimmung gerechnet, waren aber für November von 85 Punkten ausgegangen. Mit den laufenden Geschäften waren die Unternehmen zwar weniger zufrieden, aber der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate ließ merklich nach.

Experten geben vorsichtige Entwarnung

"Die Rezession dürfte weniger tief ausfallen als viele erwartet haben", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Das bislang milde Klima, volle Gasspeicher und die sich konkretisierenden Pläne für LNG-Terminals sprechen aus Sicht des Top-Ökonomen für eine leichte Aufhellung des Konjunkturbildes.

Erstes Schiff zur Flüssigerdgas-Umwandlung in Deutschland erreicht das Terminal in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern).
Erstes Schiff zur Flüssigerdgas-Umwandlung in Deutschland erreicht das Terminal in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern).Bild: picture alliance/dpa

"Hurra, der Weltuntergang bleibt aus!", reagierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP-Bank, in einer ersten Stellungnahme. Gasmangellage, Blackout, fehlende Materialien und Finanzmarktkrise seien die Schlagworte der vergangenen Wochen gewesen. Doch zum allgemeinen Erstaunen habe die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal ein besser als erwartetes Wachstum verzeichnet. "Die aktuelle Lage ist also weit weniger schlimm als die allgemeine Stimmung. Dies reflektiert auch der Ifo-Geschäftsklimaindex." Es klaffe ein großes Loch zwischen der Einschätzung der Unternehmen zur aktuellen Lage und den weiteren Geschäftsaussichten.

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, erwartet "weiter eine Rezession, mehr denn je aber keinen wirtschaftlichen Kollaps." Man rücke vor aus der Zone der Untergangsangst in den Bereich normaler Rezessionssorgen, meint Jen-Oliver Niklasch von der LBBW. "Die Erwartungen waren katastrophal, jetzt sind sie nur noch düster." Angesichts der erwarteten Rezession bestehe aber ungeachtet des deutlichen Anstiegs des Ifo-Geschäftsklimaindex für Erleichterung wenig Anlass. "Dass Deutschland in eine Rezession abrutscht, ist unstrittig, aber es wird nicht der befürchtete Absturz werden", sagte Andreas Scheuerle von der Deka-Bank.

Talfahrt der Wirtschaft flacht ab

Deutschland steht laut der Bundesbank zwar eine Winter-Rezession ins Haus. Doch eine Gasmangellage könne wahrscheinlich vermieden werden. Und aktuelle Umfragedaten des Finanzdienstleisters S&P Global lassen darauf schließen, dass sich die Talfahrt der Wirtschaft wegen nachlassenden Preisdrucks im November bereits abgeschwächt hat. Im Sommerquartal war die Wirtschaft angesichts der Aufhebung vieler Corona-Maßnahmen noch gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt legte von Juli bis September um 0,3 Prozent zu.

ul/hb (rtr, dpa)