Weltweite Inventur für den Artenschutz
29. April 2019Schon jetzt steht fest: In der jüngsten Vergangenheit sind viele Arten verloren gegangen. Und auch die Ursachen sind klar: die intensive Landwirtschaft, Verschmutzung, Überfischung, Wilderei, die Zerstörung natürlicher Lebensräume und der Klimawandel.
Unklar ist allerdings, wie schlimm es tatsächlich um die weltweite Artenvielfalt steht und ob die Schutzmaßnahmen etwas bewirkt haben. Zuletzt hatte das "Millennium Ecosystem Assessment" im Jahr 2005 gezeigt, wie massiv die Ökosysteme in den davorliegenden 50 Jahren belastet wurden und wie notwendig eine Umkehr ist.
Feilschen am finalen Wortlaut
Eine Woche lang arbeiten ab diesem Montag Regierungsvertreter und Wissenschaftler an einem neuen Bericht über die Artenvielfalt. Grundlage sind Forschungsergebnisse, die 150 Experten aus 50 Ländern in den vergangenen drei Jahren zusammengetragen und analysiert hatten. Fast 15.000 Quellen haben die Experten analysiert, 250 weitere Fachleute lieferten Wissen direkt zu.
Erstmals wurden auch Erkenntnisse und Interessen indigener Bevölkerungen sowie spezifisches Lokalwissen aufgenommen. Am 6. Mai will der Weltbiodiversitätsrat IPBES diese Zusammenfassung veröffentlichen. Dieser Weltbiodiversitätsrat wird oftmals mit dem Weltklimarat IPCC verglichen, der Wissen zum Stand und den möglichen Folgen des Klimawandels bereitstellt.
Grundlage für politische Entscheidungen
Diese Woche ist also entscheidend, denn jetzt wird an den Kernaussagen gefeilt. Die Einzelheiten sind noch vertraulich. Der finale Bericht dient dann als Handlungsgrundlage etwa für Politiker. Entsprechend hoffen die beteiligten Forscher, nicht nur dem Artenschutz neuen Aufwind zu verschaffen, sondern auch einen Wandel Richtung nachhaltige Entwicklung anzustoßen.
Der IPBES-Bericht soll auch eine Grundlage für die nächste Vertragsstaatenkonferenz der Biodiversitätskonvention (CBD) 2020 im chinesischen Kunming sein.
Aus Sicht der Forscher kann von Entwarnung keine Rede sein. Die aktuelle Fachliteratur zeige, dass der Rückgang der Artenvielfalt noch nicht gestoppt sei, sagt auch Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Halle, einer der drei Hauptautoren des IPBES-Berichts.