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Weltweites Entsetzen über Anschlag in Kabul

24. Juli 2016

Mindestens 80 Tote, mehr als 230 Verletzte - der Terror in Afghanistan hat international viel Betroffenheit ausgelöst. In Afghanistan selbst wurde für diesen Sonntag Staatstrauer ausgerufen.

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Angehörige stehen vor der Kleidung der Opfer der Selbstmordattentate in Kabul (Foto: afp)
Angehörige stehen vor Kleidung und persönlichen Gegenständen der Opfer der Selbstmordattentate in KabulBild: Getty Images/AFP/S. Marai

Es war der schwerste Anschlag in der afghanischen Hauptstadt seit Ende der Taliban-Herrschaft 2001 und er war verheerend. Mitten in einer friedlichen Demonstration sprengten sich zwei Selbstmordattentäter in die Luft. 80 Tote und mehr als 230 Verletzte sind zu beklagen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Terroranschlag als "verabscheuungswürdiges Verbrechen", das sich gegen Bürger gerichtet habe, die friedlich für ihre Grundrechte eingetreten seien. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, so eine Stellungnahme der Vereinten Nationen in New York.

Weltweite Solidaritätsbekundungen

Die USA sprachen von einer "feigen Attacke". Dass sie sich gegen friedliche Demonstranten gerichtet habe, mache sie noch verabscheuungswürdiger, hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses. Die USA und die internationale Gemeinschaft stünden im Kampf gegen "Kräfte, die Afghanistans Sicherheit, Stabilität und Wohlstand bedrohen", weiter fest an der Seite des afghanischen Volkes und der Regierung. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sowie weitere EU-Vertreter drückten den Familien und Freunden der Opfer ihr Mitgefühl und ihre Solidarität mit dem afghanischen Volk aus.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte, es sei augenscheinlich das Ziel der Attentäter gewesen, möglichst viele Menschen in den Tod zu reißen und zu verletzen. "Besonders in diesen Situationen ist es wichtig, dass das Land geeint dem Terror die Stirn bietet. Dabei teilen wir die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft des Landes", teilte das Auswärtige Amt mit.

Noch größere Katastrophe verhindert?

Laut der Organisatoren der Demonstration hatten sich mehr als 10.000 Menschen auf einem zentralen Platz in Kabul versammelt. Zwei Attentäter zündeten nach Behördenangaben ihre Sprengstoffgürtel inmitten der Demonstration. Laut einem Geheimdienstmitarbeiter gab es noch einen dritten Selbstmordattentäter in der Menschenmenge. Über dessen Verbleib gibt es derzeit aber noch keine Informationen.

Sicherheitskräfte mit Gewehren in der Afghanischen Hauptstadt Kabul (Foto: AFP)
Haben Sicherheitskräfte einen dritten Attentäter gestoppt?Bild: Getty Images/AFP/W. Kohsar

Ein Demonstrant sagte, er habe beobachtet, dass ein dritter Täter von Sicherheitskräften getötet worden sei, als dieser auf eine Gruppe Frauen zurannte. Auf ihrer Internet-Progagandaseite "Amak" bekannte sich die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu der Tat.

Afghanistans Präsident Ashraf Ghani rief diesen Sonntag zum Tag der nationalen Trauer aus. Der Anschlag mache ihn "tieftraurig", erklärte Ghani. Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah schrieb auf Twitter: "Es zeigt, dass Terroristen und ihre Verbündeten keinen Respekt vor Menschenleben haben."

IS will Hass in Afghanistans Bevölkerung säen

Die Demonstration in Kabul hatte sich gegen die Verlegung einer geplanten Hochspannungsleitung gerichtet, die ursprünglich durch die zentralafghanische Provinz Bamian verlaufen sollte. Viele Demonstranten waren Mitglieder der Hasara, die größten ethnischen Minderheit des Landes, die mehrheitlich die Bevölkerung von Bamian ausmacht. Sie protestierten auch gegen die wirtschaftliche Benachteiligung und fortgesetzte Diskriminierung.

Hazara in Kabul tragen Banner bei einer Demonstration (Foto: DW/H. Sirat)
Zehntausend Menschen hatten in Kabul friedlich für mehr wirtschaftliche Beteiligung demonstriertBild: DW/H. Sirat

Die sunnitische Terrormiliz IS hat wiederholt brutale Anschläge auf Schiiten in Syrien und im Irak verübt. Die Attacke von Samstag ist die erste gegen eine ethnische Minderheit in Afghanistan. Politische Beobachter warnen, mit dem Anschlag wolle der IS in Afghanistan Hass zwischen Schiiten und Sunniten säen.

cw/fab (dpa, afp)