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Weltwirtschaft in Gefahr?

Karl Zawadzky10. August 2007

Was als Krise am US-Hypothekenmarkt begann, hat zur globalen Vertrauenskrise in die Stabilität der Finanzmärkte geführt. Setzt sich die Entwicklung fort, ist der weltweite Aufschwung in Gefahr, warnt Karl Zawadzky.

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Bild: DW

Die Krise auf dem amerikanischen Hypothekenmarkt könnte sich zu einer Krise des weltweiten Finanzsystems ausweiten. Nicht zuletzt bei den Banken selbst droht das Vertrauen in das System verloren zu gehen. Anders ist nicht zu erklären, dass die Notenbanken rund um den Globus Liquidität in das System pumpen müssen. Die Finanzwelt stand kurz vor einem Crash, was die Zentralbanken mit der Bereitstellung von Geld in beliebiger Höhe verhindert haben. Die Dimension der Aktion wird durch die dabei bewegten Summen deutlich. Immerhin haben sich die Banken in der Euro-Zone am Donnerstag (9.8.07) 95 Milliarden Euro und am Freitag weitere 61 Milliarden Euro von der Europäischen Zentralbank geliehen, um ihre Liquidität zu sichern.

Zuletzt griffen Notenbanken nach dem 11. September 2001 ein

Die Europäische Zentralbank (EZB) versucht die Märkte mit der Versicherung zu beruhigen, sie werde auch weiterhin bei Engpässen in der Geldversorgung mit den nötigen Summen zur Hilfe eilen. Offensichtlich war die Stützung des Finanzsystems international koordiniert, denn auch in den USA, Japan sowie in anderen Ländern haben die Notenbanken eingegriffen.

Noch aussagekräftiger für die zunehmende Vertrauenskrise ist der Vergleich mit dem 11. September 2001, als direkt nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington ebenfalls die Notenbanken weltweit mit massiver Bereitstellung von billigem Geld einen Crash verhinderten. Damals wurden von den Banken in der Euro-Zone 69 Milliarden Euro abgerufen, diesmal waren es an zwei Tagen zusammen 156 Milliarden Euro.

Zittern und Bangen – bei Anlegern wie Banken

Die Angst vor einem weltweiten Crash der Börsen und Banken hat nicht nur die kleinen Anleger erfasst, sondern die Angst geht offensichtlich auch in den Banken um. In der zweiten Wochenhälfte drohte der ganz normale Geldmarkt der Banken untereinander auszutrocknen. Und warum waren die Banken so zögerlich, ihr gerade nicht benötigtes Geld bei anderen Banken zinsbringend anzulegen? Warum verlangten sie beim kurzfristigen Kreditgeschäft untereinander hohe Risikoprämien? Weil sie Angst um ihr Geld haben.

Angst schadet der Weltkonjunktur

Angst ist der Vorbote von Panik. Wie schnell eine Situation umschlagen und Schlimmeres nur mit massiver Hilfe der Zentralbanken verhindert werden kann, haben die letzten Tage gezeigt. Dabei ist nur zu begrüßen, dass den leichtsinnigen Finanzakrobaten die Luft ausgeht. Ein Bewusstsein für Risiken kehrt zurück, das Geld wird teurer. Doch Finanzmärkte neigen zu Übertreibungen. Bislang wurden nur die Chancen gesehen und mit vielen Milliarden Dollar oder Euro finanziert. Das war häufig wenig seriös. Doch fatal wäre, würden die Banken nun vor lauter Angst vor dem normalen Geschäft zurückweichen. Dann wäre es nämlich bald weltweit mit der schönen Konjunktur vorbei. Dies zu verhindern, war Sinn und Zweck der Intervention der Zentralbanken.