Wen man kennen sollte, um rund um den Karl-May-Kult mitzureden
Winnetou, Old Shatterhand, Nscho-Tschi: Wir stellen die Hauptfiguren aus Karl Mays Wildwest-Welt vor. Damit Sie mitreden können, wenns drum geht, historische Winnetou-Filme von der RTL-Neuverfilmung zu unterscheiden.
Winnetou & Old Shatterhand: Worum es geht
Ein Foto, das Herzen höher schlagen lässt: Generationen junger Deutscher haben die Romane verschlungen, in denen der deutsche Ingenieur Karl und der Apachen-Häuptling Winnetou von Gegnern zu Blutsbrüdern werden. "Cowboy und Indianer" spielten Kinder hierzulande als "Winnetou und Old Shatterhand". Mit dem Leben amerikanischer Ureinwohner haben die Geschichten wenig zu tun, es sind moderne Märchen.
Winnetou, der Häuptling der Apachen
Winnetou - das war über 50 Jahre das Gesicht des 2015 verstorbenen französischen Schauspielers Pierre Brice. Er spielte den Apachen nicht nur in den erfolgreichen Kinofilmen der 1960er Jahre, sondern auch auf den beliebten deutschen Freilichtbühnen Espe und Bad Segeberg. Das war die Rolle seines Lebens. Ob der neue Darsteller sich so in die Herzen vieler Deutscher spielen wird wie Pierre Brice?
Neuverfilmung: Ein Winnetou aus Albanien
Seit 2016 gibt es in dem TV-Dreiteiler von RTL einen neuen Darsteller des Indianerhäuptlings: Nik Xhelilaj (sprich: Tschellilai). Wie Pierre Brice hatte auch er vorher noch nie von Winnetou gehört. Xhelilaj war 2011 als European Shooting Star ausgezeichnet worden, in seiner Heimat Albanien ist er berühmt. Der "neue Winnetou" spricht neben Albanisch Türkisch, Englisch, Italienisch und Deutsch.
Old Shatterhand: Von Tarzan zum Westmann
Als Blutsbruder von Winnetou wird Old Shatterhand in den Stamm der Apachen aufgenommen - ihn spielte früher der Amerikaner Lex Barker (1919-1973), den der Rest der Welt aus seinen Tarzan-Filmen kannte. Old Shatterhand heißt eigentlich Karl und ist ein aus Deutschland eingewanderter Ingenieur. Seinen Kampfnamen verdankt er einer schlagkräftigen Rechten, mit der er Gegner zu Boden schmettert.
Ein TV-Kommissar im Wilden Westen
Winnetou nennt seinen Blutsbruder übrigens "Scharlih" (von Karl), in der Neuverfilmung von RTL spielt ihn Wotan Wilke Möhring. Hierzulande ist der deutsche Schauspieler auch als Hamburger Kommissar in der Kult-Krimireihe "Tatort" bekannt. Im einzigen "Tatort" mit Winnetou-Bezug war er 1999 allerdings nicht dabei. Damals war ein Wachmann im Karl May-Museum mit einem Tomahawk erschlagen worden.
Der Autor: Schriftsteller Karl May (1842-1912)
Ausgedacht hat sich die Winnetou-Geschichten Karl May, Sohn armer Weber aus Sachsen. Als Ich-Erzähler Old Shatterhand träumte er sich aus seiner tristen Realität, in der er wegen Betrügereien auch im Gefängnis saß. 1875 erschien die erste Winnetou-Geschichte, den "Wilden Westen“ kannte Karl May da nur aus Büchern. Auch in den Orient führten ihn seine Fantasiereisen - dort hieß er Kara Ben Nemsi.
Liebesgeschichte mit Nscho-Tschi
Nscho-tschi ist Winnetous Schwester, in der Neuverfilmung die selbstbewusste Schamanin der Apachen. In die Fußstapfen der Französin Marie Versini tritt die Mexikanerin Iazua Larios. Sie pflegt Old Shatterhand gesund, als er bei den Apachen verletzt in Gefangenschaft gerät. Anders als im Buch und den alten Filmen gibt es diesmal mehr als sehnsuchtsvolles Schmachten...
Intschu-Tschuna, Winnetous Vater
Intschu-Tschuna ist Winnetous und Nscho-Tschis Vater. Der deutsch-serbische Schauspieler Gojko Mitic war schon in den Filmen der 1960er Jahre in Nebenrollen dabei, in der RTL-Neuverfilmung spielt er nun den Vater. Der Vorname des Schauspielers wurde anfangs als "Georg" eingedeutscht, Gojko wollte man dem damaligen Kinopublikum offenbar nicht zumuten.
Die Schurken: Santer ist der Schlimmste
Bei so vielen Guten dürfen die Bösen nicht fehlen. Als Fiesling Santer senior ist Mario Adorf auch im neuen TV-Film 2016 dabei. Vor über 50 Jahren spielte er den Schurken schon einmal. Jedes Kind kannte ihn damals als den Mörder von Winnetous Schwester (im Buch meuchelt er zudem den Vater). Adorfs wichtigster Film und Oscar-gekrönt: "Die Blechtrommel“, worin er einen Nazi-Mitläufer spielte.
Skrupellos: Jürgen Vogel als (Joseph) Rattler
Im Buch ermordet der gemeine Trinker Rattler den Weißen Klekih Petra, der bei den Apachen lebt. Dafür wird er zu Tode gemartert, was in den beliebten Winnetou-Hörspielen der 1970er Jahre mit qualvollem Gejammer nachdrücklich umgesetzt wurde. Die neue Fernseh-Verfilmung ersparte das 2016 dem weihnachtlichen Feiertagspublikum - und geben diesem Bösewicht erstmals einen Vornamen: Joseph.
Hawkens: "Wenn ich mich nicht irre"
Sam Hawkens (Milan Peschel) ist im TV-Film Old Shatterhands schrulliger Mentor, der dem unerfahrenen "Greenhorn" Old Shatterhand im Wilden Westen zur Seite steht. Hawkens Lieblingssatz: "Wenn ich mich nicht irre..." Weil er sich doch immer wieder irrt, sorgt er für Lacher beim Zuschauer. Die Figur Hawkens ist Sachse wie Old Shatterhand und trägt Perücke - einst wurde er von Indianern skalpiert.
Morgentoilette statt Mythos
Die Blutsbrüder beim Synchron-Zähneputzen? Davon ist weder in Karl Mays Büchern noch in den Winnetou-Filmen die Rede. Das gibt es nur im "Schuh des Manitu" (2001). Die Klamauk-Komödie von und mit Michael "Bully" Herbig nahm den Mythos kräftig auf die Schippe und wurde zu einem der erfolgreichsten deutschen Nachkriegsfilme. Winnetou und Old Shatterhand mal ganz anders - sollte man auch kennen.