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Deutschland setzt weniger Treibhausgase frei

2. April 2019

Erstmals seit vier Jahren hat Deutschland beim Klimaschutz wieder substanzielle Fortschritte erzielt. Nach Angaben des Umweltministeriums sank die Emission von Treibhausgasen im Vorjahr um 4,2 Prozent.

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Symbolbild | Deutschland | CO2 | Klimawandel
Bild: Getty Images/AFP/T. Schwarz

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 868,7 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt, das waren rund 38 Millionen Tonnen weniger als im Vorjahr. Das geht aus einer Prognoseberechnung des Umweltbundesamtes (UBA) hervor. Damit sei nach vier Jahren Stagnation erstmals wieder eine nennenswerte Reduzierung im Vergleich zum Vorjahr erreicht worden, teilte das Bundesumweltministerium mit.

Deutliche Emissionsrückgänge gab es demnach in der Energiewirtschaft und bei privaten Haushalten. Ein leichter Rückgang sei aber auch im Verkehrssektor zu verzeichnen gewesen. Als Ursachen für die Minderung insgesamt nannte das Umweltbundesamt einen sinkenden Verbrauch fossiler Energien sowie die außergewöhnlich warme Witterung. Neben dem Ausbau von Wind- und Solarstrom machte sich der heiße Sommer und der milde Winter bemerkbar: So wurde zum einen weniger geheizt. Zum anderen verteuerte das Niedrigwasser vieler Flüsse die Transportkosten für Kohle, Heizöl oder Benzin. Dadurch wurde weniger gefahren und auch weniger Kohle in Kraftwerken verbrannt.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze
Sie drückt aufs Tempo: Bundesumweltministerin Svenja SchulzeBild: picture-alliance/dpa/C. Soeder

"Deutschland hat 2018 deutlich mehr Energie aus Wind und Sonne gewonnen und zugleich weniger Kohle, Öl und Gas verbrannt", erklärte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Der Rückgang der Emissionen liege zwar zum Teil an Witterungs- und anderen Sondereffekten, er zeige aber auch, dass "Klimaschutzmaßnahmen wie Ökostromausbau, Kohleausstieg und Emissionshandel wirken".

Klimaschutzziel in weiter Ferne

Im Vergleich zum Jahr 1990 habe Deutschland seine Emissionen um 30,6 Prozent gesenkt, betonte das Ministerium. Eigentlich hatte sich die Bundesregierung darauf festgelegt, die Emissionen in Deutschland bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent zu verringern. Prognosen sagen bis dahin jedoch allenfalls einen Rückgang um 32 bis 33 Prozent voraus. Dieses 40-Prozent-Ziel gilt daher seit einiger Zeit schon als nicht mehr erreichbar.

Damit wenigsten das international verbindliche Ziel für 2030 von 55 Prozent erreicht wird, hat die Umweltministerin den Entwurf eines Klimaschutzgesetzes vorgelegt. Er ist allerdings in Koalition und Regierung umstritten und liegt auf Eis. "Dieses Gesetz muss dieses Jahr beschlossen werden, ebenso wie Maßnahmenpakete in allen Bereichen, damit Deutschland wieder auf Zielkurs kommt", erklärte die SPD-Politikerin nun.

Kanzlerin für "radikalen Wandel"

Unterdessen machte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel für deutliche Veränderungen im Verkehrsbereich stark, damit Deutschland seine Klimaschutz-Ziele bis 2030 einhalten kann. "Das können wir nur durch einen radikalen Wandel zu Elektromobilität oder Wasserstoff oder ganz anderen Dinge erreichen", sagte Merkel in einer Diskussion mit Schülern in Berlin. Von 1990 bis heute habe der Verkehrsbereich nichts zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes beitragen können. Denn alle Verbesserungen beim Benzinverbrauch pro Auto seien durch mehr Verkehr in Deutschland - auch durch Transitverkehr - zunichte gemacht worden. Nun müsse man bis 2030 den CO2-Ausstoß im Verkehrsbereich um 40 Prozent senken. Kommende Woche tage erstmals das Klimakabinett der Regierung, kündigte Merkel an.

"Fridays for Future"

Merkel lobte ausdrücklich die Schülerprotestbewegung "Fridays for Future". "Für mich als Politikerin ist diese Bewegung wichtig", sagte sie. Denn es sei etwas in Gang gekommen, das zeige, dass sich die Menschen über die Zukunft sorgten. Allerdings könne man auf Dauer sicher nicht jeden Freitag zum schulfreien Tag erklären. "Aber dass dieses Signal gesetzt wird, 'da gibt es Sorge' - das ist für uns gut." Denn die Politik habe die schwierige Aufgabe, sowohl für Klimaschutz zu sorgen, Arbeitsplätze etwa in der Autoindustrie zu erhalten und sich auch darum zu kümmern, dass es keine neuen sozialen Probleme gebe, wenn Verkehr teurer werde sollte. 

kle/fab (afp, rtr, dpa)