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Schwieriges Spielfeld für Sportler

14. Oktober 2019

Ist ein "Like" eine politische Meinungsäußerung? Der Wirbel um die deutschen Nationalspieler Ilkay Gündogan und Emre Can zeigt: Sportler stehen im Fokus, auch vermeintlich Politisches löst heftige Reaktionen aus.

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Fussball Laenderspiel -  Deutschland-Peru 2-1 | Joachim Löw und Ilkay  Gündogan
Bild: picture-alliance/SvenSimon/F. Hoermann

Das ging schnell. Ihre "Likes" auf Instagram haben Ilkay Gündogan und Emre Can noch vor dem Anpfiff des Länderspiels gegen Estland zurückgenommen und sich erklärt. Die beiden deutschen Nationalspieler hatten positiv auf Instagram-Einträge reagiert, in denen türkische Spieler den Militärgruß zeigten. Als er merkte, dass es "politisch gewertet" wurde, habe er es entfernt, sagte Gündogan. Die Medienabteilung des DFB legte am Montag mit einem demonstrativen Foto auf Twitter nach.

Bloß kein zweites Özil-Gate, scheint die Devise des Verbandes zu sein. Die Debatte hatte das Team wochenlang beschäftigt und die Vorbereitung auf die WM 2018 belastet. "Eine Geste der Höflichkeit" sei es gewesen, sich mit dem türkischen Staatschef Erdogan ablichten zu lassen, führten damals Mesut Özil und Gündogan aus. Betont unpolitisch also, aus ihrer Sicht. Dass man als Sportler durchaus anders, nämlich betont politisch handeln kann, beweist Megan Rapinoe. Die Weltfußballerin und Kapitänin des US-Teams schlug eine Einladung ins Weiße Haus zu Präsident Trump schon aus, bevor sie überhaupt ausgesprochen wurde.  Ein starkes Signal, ebenso wie der Protest von Football-Profi Colin Kaepernick oder der berühmte Kampf von Tennisspielerin Billie Jean King um Gleichberechtigung.

USA Football NFL Protest Eric Reid und Colin Kaepernick
Knieend gegen Rassendiskriminierung: Colin Kaepernick (m.)Bild: picture-alliance/dpa/M. J. Sanchez

Trauen sich Sportler in den USA also eher, sich politisch zu äußern? "Von einer eigenen Kultur würde ich nicht sprechen, aber es hat in den vergangenen Jahren zugenommen", sagt Prof. Ansgar Thiel, Sportsoziologe der Universität Tübingen. In Deutschland gebe es eher den "Charakter des unpolitischen Sports, was natürlich historisch, durch die Gleichschaltung des Sports in der NS-Zeit, begründet ist."

Ikonischer Protest vs. "Gefällt-mir"

Die Faust erhoben in den Nachthimmel über Mexiko-City: So sorgten Tommie Smith und John Carlos bei Olympia 1968 für das berühmteste politische Statement im Sport. Heute genügen ein paar Klicks. Der Echoraum der Sozialen Medien wird dabei zur Brennkammer für Debatten.

Schon der Unterstützungstweet von Toni Kroos für Bundeskanzlerin Angela Merkel schlug hohe Wellen. Dass nun einfache Likes, beim Durchscrollen von Nachrichten leicht verteilt, zu vergleichbaren Botschaften werden sollen, mutet befremdlich an. Die Grenze zwischen bewusster politischer Positionierung und der von außen interpretierten Einordnung verschwimmen. 

Prof. Dr.  Ansgar Thiel von der Eberhard Karls University Tübingen
Prof. Ansgar Thiel: "Gratwanderung für Sportler"Bild: Uni Tübingen/A. Thiel

Für Spitzensportler, die im Fokus der Öffentlichkeit stehen, sei es eine Gratwanderung, so Thiel: "Einerseits wird erwartet, dass sie selbst in den Sozialen Medien unterwegs sind, sich als "Marke" etablieren. Andererseits kann jede Äußerung, und sei es auch nur ein "Gefällt-mir", politisiert werden. Das ist ein Problem." Einziges Gegenmittel: Sportler und Verbände müssen diesen Kontext mitdenken. Trennen lassen sich Sport und Politik ohnehin nicht. Die Geister der digitalen Medien verschärfen lediglich den Fokus. "Ohne die Sozialen Medien gebe es diese Debatte gar nicht", vermutet Thiel, "man würde wohl sagen: gut gemacht Gündogan, zwei Treffer erzielt und gut gespielt." 

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Jens Krepela Redakteur, Reporter, Autor