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Technik

Wer braucht Fußball spielende Roboter?

Natalia Smolentceva ah
19. Dezember 2018

Die Deutschen sind immer noch Weltmeister im Fußball - zumindest im Roboterfußball. Aber warum bringen Menschen Maschinen den Sport überhaupt bei? Wir waren an der Universität Bonn, um das herauszufinden.

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Universität Bonn Fußball-Roboter
Bild: DW

Er ist 135 Zentimeter groß, steckt in einem weißen Hartschalenkörper und hat große schwarze Augen: Roboter NimbRo OP2X ist der ganze Stolz der Forscher an der Universität Bonn. Und das zu Recht: In diesem Jahr kickten sich NimbRo und sein Team auf den ersten Platz in der AdultSize League im RoboCup - dem Weltfußballwettbewerb für Roboter. Im Finale setzte sich NimbRo gegen einen weiteren deutschen Roboter namens Sweaty von Wissenschaftlern der Universität Offenburg durch.

Geboren wurde NimbRo in der Abteilung für autonome intelligente Systeme, die sich auf einem brandneuen Campus der Universität Bonn befindet. Die Hälfte des Büros der jungen Forschergruppe wird von einem neun mal vierzehn Meter großen Fußballplatz mit Kunstrasen und Toren eingenommen.

Im Rest des Raumes stehen auf Arbeitstischen dicht an dicht Monitore, liegen bündelweise Kabel und Wechselbatterien für die Roboter herum. Das Team besteht aus Forschern aus der ganzen Welt und bringt Robotern bei, wie man Fußball spielt. 

Grzegorz Ficht kniet neben dem Fußball-Roboter GNimbRo auf dem Boden in dem Büro der Wissenschaftler
Der Stolz der Forscher an der Universität Bonn: NimbRo, der Fußball-RoboterBild: DW

Kein einfaches Spiel

Fußball mag für uns Menschen nur ein Spiel sein, aber für einen Roboter und die Programmierer, die ihn bedienen, ist es harte Arbeit. "Gehen ist für den Menschen natürlich, aber Roboter brauchen sehr komplexe Algorithmen, um herumzulaufen und das Gleichgewicht zu halten", sagt Grzegorz Ficht, einer der Forscher, die an dem Projekt arbeiten. 

Ficht drückt behutsam einen Knopf am Körper von NimbRo und das rote Licht im Kopf des Roboters beginnt zu leuchten. Eine Festplatte surrt laut und heiße Abluft wird aus dem Spalt in NimbRos Hinterkopf gepustet. Im Inneren des Roboter-Körpers befindet sich ein Standard-PC, hinter den Augen liegt eine Kamera. Ficht hievt den Roboter von seinen Knien in eine aufrechte Position. NimbRo steht ohne Hilfe.

Jede Bewegung, die der Roboter ausführt, ist vorprogrammiert. Aber er ist auch in der Lage, selbstständig Entscheidungen zu treffen. "Er analysiert die Bilder und segmentiert die interessanten Teile", sagt Ficht. "Er kann Teile des Feldes, den mittleren Kreis und die Kugel selbst erkennen und sich dann darauf aufbauend auf das Feld ausrichten." Und am wichtigsten: er weiß, wohin er treten muss.

Unabhängiges Denken

Nur selbstständig lernen kann NimbRo nicht - zumindest noch nicht. "Es gibt bereits Roboter, die Semantik verstehen können", sagt Ficht. "Aber damit Roboter selbstständig lernen können, braucht man viel weiter entwickelte Algorithmen, die erst heute entstehen."

Technologien wie künstliche Intelligenz, visuelle Datenverarbeitung und Gesichtserkennung haben in der Robotik bereits Anwendung gefunden. Vor kurzem sorgte ein sozialer humanoider Roboter namens Sophia für Schlagzeilen auf der ganzen Welt:

Sophia wurde von der in Hongkong ansässigen Firma Hanson Robotics entwickelt und ist in der Lage, menschliche Gesten nachzuahmen. Sie kann einfache Gespräche zu führen und mehr als 50 Gesichtsausdrücke vermitteln.

Gesicht des humanoiden Roboters Sophia
Hat viel Aufsehen erregt: Der humanoide Roboter SophiaBild: picture-alliance/Photoshot/L. Muzi

Mehr als ein Spiel

Der jährliche RoboCup-Wettbewerb ist ein guter Maßstab für die Beweglichkeit und die Koordinationsfähigkeit humanoider Roboter, sagt Ficht. Das ultimative Ziel der beteiligten Forscher ist es, ein Team von Robotern zu bilden, das bis 2050 die menschlichen Weltmeister schlagen kann.

Roboter mit Fähigkeiten auszustatten, die denen eines Menschen nahe kommen, oder sogar besser sind, ist nicht nur ein Spaßprojekt: Diese Technologie kann letztendlich unser Leben verbessern.

"Die Idee ist, dass wir teilautonome Roboter an Orten einsetzen können, an die wir keine Menschen schicken wollen", sagt Ficht. Eine erneute Nuklearkatastrophe wie die von Fukushima 2011 wäre eine solche Situation.

Naturkatastrophen und Weltraumforschung - das sind nur ein paar der Bereiche, in denen humanoide Roboter in Zukunft die menschlichen Arbeitskräfte ersetzen können. Die japanische Regierung beispielsweise finanziert seit Jahren, die Entwicklung von Robotern, die als Sozialarbeiter und Begleiter für Menschen mit Handicap eingesetzt werden.

Eine alte Dame sitzt neben einem Kuscheltier-Roboter in Form einer Robbe
Sind zwar nicht lebendig, aber trotzdem niedlich: Kuschel-Robotertiere in Japan Bild: picture alliance/dpa/L. Nicolaysen

Aber.... sie werden mir den Job klauen!

Viele befürchten, dass solche hoch entwickelten Roboter dem Menschen in Zukunft die Jobs stehlen. Ficht findet diese Idee absurd. Er ist optimistisch, dass Roboter Aufgaben erledigen werden, die die Menschen ohnehin nicht machen wollen und dass sie neue Arbeitsplätze für Menschen wie ihn schaffen werden - für die Bediener, Programmierer und Hersteller von Robotern. 

Auf dem  Minifußballplatz im Büro beobachten wir NimbRo in Aktion. Der Roboter bewegt sich eher langsam und ungeschickt. Ficht begleitet ihn auf Schritt und Tritt, um zu verhindern, dass er umfällt. Und das ist aktuell der beste humanoide Fußballroboter der Welt!

Es ist schwer zu glauben, dass er in etwa 30 Jahren in der Lage sein soll, Cristiano Ronaldo zu übertreffen. Oder sonst irgendjemandem den Job klauen könnte.