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Wer ist schon Darwin?

Matthias von Hellfeld / Constanze Kretzschmar11. Februar 2009

Auch in Deutschland werden die Ideen der Kreationisten diskutiert. Sie sehen in der Schöpfungslehre die korrekte Überlieferung der Geschichte von Tier und Mensch und stellen Darwins Evolutionstheorie zur Diskussion.

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Portait: Charles Darwin von George Richmond (Foto: DPA)
Charles Darwin Gemälde von George RichmondBild: picture-alliance/KPA/TopFoto
Darstellung der Entwicklungsgeschichte des Menschen nach Charles Darwin (Foto: Huxley's book)
Darwin: Vom Affen zum MenschenBild: picture-alliance / KPA/TopFoto

Wie ist die Erde entstanden? Was oder wer war der wirkliche Anfang des biologischen Lebens von Mensch und Tier? Auf diese Menschheitsfragen gibt es eine Fülle von Antworten, die ab einem bestimmten Punkt in Spekulation münden.

Die Evolutionstheorie von Charles Darwin stellt den Menschen in eine Reihe von tierischen Ahnen, von denen der letzte eine bestimmte Affenart gewesen sein soll.

Ein Mann betet (Foto: AP)
Bild: AP

Für Kreationisten ist diese Vorstellung ein Albtraum. Sie sehen in der biblischen Schöpfungslehre die wahre Herkunftsgeschichte der Menschen. Für sie hat Gott die Erde, die Tierwelt und den Menschen - nach seinem Ebenbild - erschaffen. Manche Kreationisten verstehen die sechs biblischen Schöpfungstage wirklich als Tage und gehen davon aus, dass die Erde nicht älter als 6000 Jahre ist. Anhand frühzeitlicher Abbildungen von Lebewesen, deren Äußeres sich bis heute angeblich nicht verändert haben soll, versuchen Anhänger dieser aus den USA stammenden Vorstellung nachzuweisen, dass es eben keine "Entwicklung" gegeben hat, sondern Mensch und Tier von Anfang an so waren, wie wir sie heute kennen.

"Intelligent Design"

George W. Bush, ehemaliger amerikanischer Präsident (Foto: AP)
George W. Bush mag die KreationistenBild: AP

In den USA wird dieser göttliche Plan mit "Intelligent Design" umschrieben - eine Idee, an die 80 Prozent der Amerikaner glauben! Sie sind von der Vielfalt des irdischen Lebens derart beeindruckt, dass sie dahinter einen "intelligenten Planer" vermuten. Die Vorstellung, dass sich Artenvielfalt, geologische Beschaffenheiten oder die Menschen auf Grund von - meistens - nachweisbaren Entwicklungen gebildet haben, weisen sie von sich.

Der ehemalige US-Präsident George W. Bush war überzeugt vom Konzept des "Intelligent Design", er zielte damit auf die erzkonservative Klientel in den USA ab. Er stand aber auch persönlich hinter dieser Idee.

Wendy Wright, Vorsitzende der "Concerned Women for America" (Foto: privat)
Wendy Wright ist Vorsitzende der "Concerned Women for America"Bild: privat

So wie Wendy Wright, die Vorsitzende der "Concerned Women for America", eine Bürgerrechtsgruppe konservativer Frauen: "Ich glaube, dass ein Schöpfer alles Leben geschaffen hat. Dafür gibt es wissenschaftliche Beweise. Etwa, dass das Leben ja von irgendetwas anderem gekommen sein muss. Schon das zeigt aus meiner Sicht, dass jemand oder etwas dieses Leben geschaffen haben muss."

Treffpunkt Studiengemeinschaff

In Deutschland bemüht sich die "Studiengemeinschaft Wort und Wissen" darum, anstelle der Evolutionstheorie die biblischen Schöpfungslehre zur Ursprungsgeschichte von Erde, Mensch und Tier zu machen. Wissenschaftliches Renommee bekommt die Vereinigung durch zahlreiche Hochschulprofessoren, die in ihrem Namen an die Öffentlichkeit treten.

Anders als in den USA vertritt sie allerdings keine radikalen Positionen und erkennt sogar an, dass es ernsthafte Argumente gibt, die ihrer eigenen kreationistischen Sicht der Dinge widersprechen. Dennoch ist es deutschen Kreationisten lange nicht gelungen aus ihrem Nischendasein herauszukommen. Das aber könnte sich ändern.

Raus aus der Nische?

Immerhin lehnen sieben Prozent der zukünftigen Biologielehrer in Deutschland die Gültigkeit der Evolutionstheorie ab - so lautet die Erkenntnis einer Erhebung der Universität Dortmund. Auf der Grundlage dieser Zahl versuchen Kreationisten in Deutschland und anderswo, Einfluss auf die Gestaltung von Lehrplänen zu bekommen. Dabei können sie offenbar auch auf zunehmende Unterstützung aus der Politik hoffen.

Dieter Althaus, Ministerpräsident Thüringens (Foto: AP)
Dieter AlthausBild: AP

Der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus etwa sagte, es gebe verschiedene Theorien über die Entwicklungsgeschichte des Menschen, über deren Berechtigung man trefflich diskutieren könne. Dazu gehöre auch die Frage, so sagte es der studierte Physiklehrer in einem Interview im Jahr 2006, ob sich der christliche Glaube mit der Evolutionslehre vereinbaren lasse. In gleichem Atemzug lobte er ein Darwin kritisches Buch und lud einen einschlägig bekannten Mikrobiologen zu einem Vortrag ein. Kritiker hielten ihm daraufhin vor, fundamental religiöse Positionen von den Rändern der Gesellschaft in die Mitte zu führen.

Auch die frühere hessische Kultusministerin Karin Wolff geriet in die Kritik, als die engagierte Protestantin einen Biologieunterricht befürwortete, in dem neben der Evolutionstheorie auch die biblische Schöpfungslehre behandelt werden sollte. Heftiger Widerspruch auch aus der CDU und der Kirche ließ sie von diesem Plan wieder Abstand nehmen.

Die Beispiele zeigen, dass es offenbar für viele Menschen schwer vorstellbar ist, dass der Mensch - wie viele Biologen es ausdrücken - biologisch betrachtet ein Affe ist.