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Wer ist der Nächste?

John Blau/ db22. März 2014

Die Krim gehört jetzt zur Russischen Föderation, in der Ostukraine brodelt es. Hat Präsident Putin auch auf andere Länder an seiner Peripherie bereits ein Auge geworfen? Die Deutsche Welle erklärt, wen es treffen könnte.

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Karte ehemaliger Sowjetrepubliken (Grafik DW)
Bild: DW

Das Baltikum

Estland, Lettland und Litauen werden wegen ihrer Lage an der Ostküste der Ostsee, auch Baltisches Meer genannt, als Baltische Staaten bezeichnet. 1940 wurden die drei Länder von der Sowjetunion besetzt. Sie waren mit die ersten Staaten, die sich von der UdSSR 1991 absetzten, ihre Unabhängigkeit erklärten und sich dem Westen zuwandten. Heute sind sie längst EU- und NATO-Mitglieder. Dennoch hängt der lange Schatten Russlands noch über der Region, die stark von russischem Öl und Gas abhängig ist.

Estland: Etwa ein Viertel der 1,3 Millionen Einwohner des Staates am äußersten nordöstlichen Rand Europas sind russischstämmig. Das kleine Land ist reich bewaldet, und es gibt mehr als 1.500 Inseln. Estland gilt als Sprungbrett für Internet-Unternehmer.

Lettland: Das etwas größere Lettland war in Sowjetzeiten hochindustrialisiert und zog wie ein Magnet russische Einwanderer an. Von den zwei Millionen Einwohnern sprechen heute mehr als ein Viertel Russisch. Die lettische Wirtschaft wird vor allem von der Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft geprägt.

Litauen: Litauen mit seinen drei Millionen Einwohnern war das erste Land, das seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion erklärte, aber enge Wirtschaftsbeziehungen mit Russland gibt es noch heute. Russland ist der größte Handelspartner, fast 18 Prozent der litauischen Exporte gehen ins Nachbarland. Auf Litauen hat Russland ein besonders wachsames Auge, da es an die russische Exklave Kaliningrad grenzt.

EU-Nachbarn

Weiter südlich bilden Weißrussland, die Ukraine und die Republik Moldau einen Puffer zwischen Russland und der EU, die seit einigen Jahren ostwärts expandiert. Während Weißrussland der Russischen Zollunion beigetreten ist, werden die Ukraine und die Republik Moldau heftig von der EU umworben.

Karte Moldawien und ehemalige europäische Sowjetrepubliken (Grafik DW)
Bild: DW

Weißrussland: Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde Weißrussland 1991 unabhängig. Seit 1994 regiert mit eiserner Faust Präsident Alexander Lukaschenko, der sich gegen die Privatisierung von staatlichen Betrieben stemmt (Privatwirtschaft gibt es so gut wie gar nicht) und großes Interesse an engeren Beziehungen mit Russland hat. Weißrussland ist stark abhängig von russischem Öl. Der Transport von Öl und Gas aus Russland nach Europa führt auch zu einem großen Teil durch Weißrussland.

Ukraine: Monatelange Proteste, die Amtsenthebung des Präsidenten, eine neue Regierung und die Abstimmung auf der Krim, die die Halbinsel zu einem Teil Russlands machte - die Ukraine ist seit längerem in den Schlagzeilen. Das Land blickt auf eine lange Geschichte der Unterwerfung fremder Mächte zurück, und Gelehrte vermuten, dass sogar der Landesname "Grenzland" bedeutet. Die Ukraine ist in Sachen Sprache, Geschichte und Politik tief gespalten. Etwa ein Drittel der Einwohner sprechen Russisch als Muttersprache und naturgemäß ist der russischsprachige Ostteil des Landes eher prorussisch eingestellt. Hier proben jetzt Separatisten den Aufstand gegen die Regierung in Kiew. Die Ukraine ist wichtig für Russlands Versorgung mit Lebensmitteln und außerdem ein Drehkreuz für russische Energie-Exporte. Das Land ist auch ein wichtiger Wasser- und Stromlieferant für die Krim.

Republik Moldau: Hier leben etwa vier Millionen Menschen. Das Land gehörte zu Rumänien, bis es 1940 von der Sowjetunion annektiert wurde. Die Republik Moldau hat mit Spaltungstendenzen im eigenen Land zu kämpfen, vor allem in den Regionen Transnistrien und Gagausien. Das abtrünnige Transnistrien liegt im Osten des Landes an der Grenze zur Ukraine und hat etwa 200.000 Einwohner, ein ethnischer Mix aus Moldauern, Ukrainern und Russischstämmigen. 1990, ein Jahr vor dem Zerfall der Sowjetunion, erklärte es seine Unabhängigkeit von der Republik Moldau, da es Befürchtungen gab, Moldau könne sich wieder mit Rumänien vereinigen. Russland subventioniert die Renten in Transnistrien und unterhält Truppen in der Region. In einem umstrittenen Referendum 2006 sprachen sich 97 Prozent der Bevölkerung für den Beitritt zur Russischen Föderation aus.

Gagausien ist das andere autonome Gebiet in der Republik Moldau, das unter russischem Einfluss steht. Etwa 155.000 Menschen leben in der Region, die Mehrheit gehört dem Volk der Gagausen an. In einem Referendum Anfang 2014 ging es um engere Beziehungen zu Russland sowie die Eingliederung in Präsident Wladimir Putins Eurasische Union. Fast 99 Prozent der Wähler sprachen sich gegen ein Assoziationsabkommen mit der EU aus.

Im Rahmen der Bemühungen um engere Kontakte zur Republik Moldau verhandelt die EU auch über ein Assoziationsabkommen mit dem Land. Russland versucht umgekehrt die Republik Moldau in seine Zollunion zu drängen, indem es unter anderem moldauische Weinlieferungen und landwirtschaftliche Produkte boykottiert.

Kaukasus

Die Kaukasus-Region, an der Nahtstelle zwischen Europa und Asien, gilt als eine der sprachlich und kulturell vielfältigsten Regionen der Welt, aber auch als Brutstätte von Konflikten. Mit der Ausnahme von Aserbaidschan mit seinem Ölreichtum haben die meisten Staaten der Region in post-sowjetischen Zeiten wirtschaftlich kein Bein auf die Erde bekommen, was zu großen sozialen Unruhen führte. Der russische Einfluss auf die Region ist noch immer enorm. Die größten Krisenherde: Abchasien, Süd-Ossetien, Inguschetien, Tschetschenien und Dagestan.

Karte Kaukasus (Grafik DW)
Bild: DW

Abchasien: 1999 erklärte Abchasien seine Unabhängigkeit von Georgien, das die Region nach wie vor als abtrünniges Gebiet ansieht. Im Kampf um die Autonomie blieb allerdings die Wirtschaft Abchasiens auf der Strecke. Russland versucht seinen Einfluss stärker geltend zu machen und investiert seit kurzem stärker in Abchasien mit seinen etwa 250.000 Einwohnern. Seit 2010 sind russische Flugabwehrraketen in Abchasien stationiert.

Süd-Ossetien: Von Russland nach dem Georgien-Krieg 2008 als unabhängiger Staat anerkannt, ist Süd-Ossetien heute eine isolierte, extrem von russischen Geldern abhängige Enklave. Die Arbeitslosenquote ist hoch, genau wie die Preise. Seit Jahren setzt sich Süd-Ossetien für die Aufnahme in die Russische Föderation ein. Das Gebiet hat etwa 70.000 Einwohner.

Inguschetien: Inguschetien ist eine autonome Republik innerhalb der Russischen Föderation. Die Mehrheit der etwa 400.000 Inguschen sind Moslems. Stammeszugehörigkeiten spielen eine wichtige Rolle in der Gesellschaft.

Tschetschenien: 1991 erklärte Tschetschenien nach dem Ende der Sowjetunion seine Unabhängigkeit von Russland. Drei Jahre später schickte der Kreml Truppen, um seine Autorität wiederherzustellen. Es folgte der erste Tschetschenienkrieg, der mit einer vernichtenden Niederlage Russlands 1996 endete. 1999 kehrten russische Truppen zurück nach Tschetschenien. Arbeitslosigkeit und Armut sind im Land weit verbreitet - trotz russischer Finanzspritzen zum Wiederaufbau. In Tschetschenien leben etwa 1,25 Millionen Menschen.

Dagestan: Auch Dagestan ist, wie Inguschetien und Tschetschenien, eine autonome Republik innerhalb Russlands, mit einer mehrheitlich muslimisch geprägten Bevölkerung von fast drei Millionen Einwohnern. Obwohl nur 3,5 Prozent der Bevölkerung russischstämmig ist, ist Russisch die erste Amtssprache. Öl- und Gasförderung zählen zu den wichtigen Wirtschaftszweigen, ebenso die Fischerei. Die Behörden des Landes werden weitestgehend als Moskau-treu eingeschätzt, aber auch als enorm korrupt.