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Wer verhindert Hamiltons Hattrick?

Andreas Sten-Ziemons (mit sid, dpa)18. März 2016

Am Sonntag startet in Melbourne die Formel-1-Saison. Favorisiert ist Titelverteidiger Lewis Hamilton, der zum dritten Mal in Serie Weltmeister werden könnte. Doch zwei Deutsche wollen ihm in die Quere kommen.

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Vettel, Hamilton und Rosberg bei Siegerehrung (Foto: REUTERS/Ahmed Jadallah)
Bild: Reuters/Ahmed Jadallah

Nach 112 Tagen Winterpause tritt die Formel 1 wieder aufs Gaspedal. Auf dem Albert Park Circuit von Melbourne, wo seit Jahren traditionell der Saisonauftakt stattfindet, geht es für die Favoriten am Sonntag (Start 6:00 Uhr MEZ, im DW-Liveticker) um die ersten WM-Punkte des Jahres - und darum, direkt ein Zeichen an die Konkurrenten zu senden. Besonders wird von Anfang an wieder das Duell der beiden Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton und Nico Rosberg im Fokus stehen. Titelverteidiger Hamilton peilt seinen dritten WM-Titel in Serie an, Rosberg will als zweimaliger Vize-Weltmeister endlich sein Image als ewiger Zweiter ablegen.

Schenken werden sich die beiden Piloten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, nichts. Während Hamilton sein Jet-Set- und Singleleben in vollen Zügen genießt - und darüber in allen möglichen sozialen Medien berichtet - erfreut sich Rosberg am entspannten Familienglück. Seit vergangenem August ist er Vater einer Tochter.

Schon bei den vorsaisonalen Sponsorenterminen würdigten sich die beiden keines Blickes, meist traten sie gar nicht gemeinsam, sondern nacheinander auf. Bei einer Veranstaltung von Mercedes entspann sich auf der Bühne zwischen Hamilton und Rosberg ein Wortgefecht, das auf rassige Duell auch auf der Piste hoffen lässt. Beide werden - das steht zu erwarten - komplett auf eigene Rechnung fahren und dem anderen keinen Millimeter breit Platz machen - zumindest nicht freiwillig.

Vettel in Lauerstellung

Nutznießer der sich duellierenden Mercedes' könnte Sebastian Vettel im Ferrari sein. Das ist zumindest der sehnliche Wunsch von Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone: "Ich hoffe inständig, dass Ferrari wieder dorthin zurückkehrt, wo sie hingehören. Das würde die WM attraktiver machen", sagte er vor dem Auftakt. Der 85-jährige Brite wünscht sich für sein Premium-Produkt eine spannendere Show als in den vergangenen Jahren - und Sebastian Vettel soll der zentrale Akteur sein. Nur der WM-Dritte konnte den Silberpfeilen 2015 gefährlich werden.

Auch im Team Mercedes hat man Ferrari als Hauptkonkurrenten ausgemacht und auf ungewöhnlich deutliche Weise stark geredet - möglicherweise, um den Erwartungsdruck auf die "Roten" zu erhöhen. "Ganz ehrlich, ich denke, dass wir einen echten Kampf haben werden. Ferrari hat echt aufgeholt. Das ist meine Meinung", warnte Hamilton vor einigen Tagen. Für echte Rückschlüsse über die wahren Kräfteverhältnisse sei es vor dem ersten von 21 Grand Prix zwar zu früh, so der Titelverteidiger, aber "Ferrari war zum Ende des vergangenen Jahres stark und sie haben sich beträchtlich verbessert vom vergangenen bis zu diesem Jahr."

Sebastian Vettel bei Pressekonferenz (Foto: picture-alliance/dpa/M. Hitij)
Sebastian Vettel genießt seine Rolle als Mercedes-Verfolger und hat gleichzeitig hohe ZieleBild: picture-alliance/dpa/M. Hitij

Vettel gibt sich seinerseits ganz entspannt und formuliert hohe Ziele. Seinen Rennwagen taufte er mit "Margherita" auf den Namen einer italienischen Königin aus dem vergangenen Jahrhundert und erklärte dazu: "Die Königin trägt ja eine Krone und wir hoffen, dass wir dem Auto am Ende der Saison auch eine Krone aufsetzen können." Sollte Vettel das tatsächlich gelingen, würde er sein großes Vorbild Michael Schumacher ein weiteres Mal übertreffen. Schumacher, der 1996 zu Ferrari wechselte, durfte erst in seiner fünften Saison bei der Scuderia den WM-Titel feiern.

Wer kann überraschen?

Doch nicht nur vorne bei den Favoriten, sondern auch im Hinterfeld dürfte es in dieser Saison spannend zugehen. Mit dem US-amerikanischen Rennstall Haas ist ein kompletter Newcomer, mit dem Renault-Werksteam und dem Team Manor - 2015 noch Manor Marussia - sind zwei halbe Neulinge dabei. Die Briten von Manor bieten ein spannendes Paket: Im Heck brummt ein Mercedes-Motor, der zwar mit den Silberpfeil-Aggregaten nicht mithalten kann, aber deutlich besser ist als die alten Ferrari-Motoren, mit denen Marussia im Vorjahr nur hinterher fuhr.

Mit Aerodynamiker Nikolas Tombazis und dem technischen Berater Pat Fry hat der Rennstall zwei erfahrene Ex-Ferrari-Mitarbeiter ins Boot geholt. Und mit dem deutschen Formel-1-Debütanten Pascal Wehrlein sitzt ein Fahrer im Cockpit, der schon bei seinen ersten Testfahrten beweisen konnte, dass er schnell ist. So soll Lewis Hamilton sich stets erkundigt haben, wie Wehrlein seine Zeiten herausgefahren hat.

Pascal Wehrlein im Manor (Foto: picture alliance/LAT Photographic/A. Staley)
Was ist drin für den deutschen Formel-1-Neuling Pascal Wehrlein und seinen Rennstall Manor?Bild: picture alliance / LAT Photographic/A. Staley

Der 21-jährige Deutsche bleibt realistisch und will in seinem Premierenjahr zunächst einmal regelmäßig ins Ziel kommen. Überraschungen schließt er aber ausdrücklich nicht aus: "Ich glaube, dass ich sehr schnell lerne und mich schnell an neue Gegebenheiten anpasse", meinte Wehrlein.

Neues Qualifying - wenig Vorfreude

Neue Gegebenheiten bringt auch das reformierte Qualifying mit sich. In allen drei Qualifikationsrunden scheidet ab sofort nach einer bestimmten Zeit der jeweils langsamste Fahrer sofort aus. Alle 90 Sekunden folgt der nächste. Die Piloten sollen dadurch gezwungen werden, früher auf die Strecke zu gehen und länger draußen zu bleiben. Die Meinungen zum neuen Modus sind aber eher zurückhaltend: "Das war es nicht, was ich wollte", schimpfte Formel-1-Boss Ecclestone. "Ich habe das Format in den vergangenen Jahren gemocht, deshalb ergibt es für mich derzeit keinen Sinn", räumte Hamilton ein. "Vielleicht werden wir aber auch positiv überrascht."

Vettel ist noch skeptischer. "Jeder Fan, der auf der Tribüne sitzt und vorm Fernseher, sieht seinen Fahrer. Mal öfter, mal weniger. Mit dem neuen Format wird das alles nicht besser, im Gegenteil", kritisierte er. Ob der neue Modus tatsächlich die erwünschte Verbesserung bringt und öfter als bisher einer der Außenseiter in eine der vorderen Startreihen schafft, wird sich zeigen. Vielleicht ja schon gleich beim ersten Rennen der Saison in Australien.