Wer wird Frankreichs nächster Präsident?
Jetzt hat auch der Amtsinhaber seinen Hut in den Ring geworfen. Staatspräsident Emmanuel Macron bewirbt sich für eine zweite Amtszeit. Von den Herausforderern können ihm vor allem Frauen gefährlich werden. Ein Überblick.
Viele Hürden vor dem Einzug in den Élysée
Mehr als ein Dutzend Kandidaten wollen Emmanuel Macron im Frühjahr im Elysée-Palast ablösen. Ob sie alle tatsächlich zur ersten Runde am 10. April antreten dürfen, entscheidet sich aber erst Anfang März. Bis dahin muss jeder Kandidat 500 Unterstützer-Unterschriften von Mandatsträgern (Abgeordneten, Bürgermeistern etc.) vorweisen.
Große Hürde für kleine Kandidaten
Vor allem für Kandidaten von Splitterparteien oder Politiker, die keiner Partei angehören, können die Unterstützer-Unterschriften zur unüberwindbaren Hürde werden. Bei jeder Präsidentenwahl lichtet sich das Feld zu dem Zeitpunkt, wenn die Unterschriften eingereicht werden müssen. Wer ab Mai der neue Chef im Elysée-Palast wird, entscheidet sich aber ohnehin erst in der Stichwahl am 24. April.
Amtsinhaber Emmanuel Macron: der Favorit
Emmanuel Macron führt in den Umfragen seit Monaten mit einem Abstand von bis zu zehn Prozentpunkten. Ihm dürfte der Einzug in die Stichwahl kaum zu nehmen sein. Im Vergleich zu seinen Vorgängern genießt der 44-Jährige zum Ende seiner Amtszeit gute Sympathiewerte. Dass Macron erst wenige Wochen vor der Wahl seine Kandidatur verkündete, hatte taktische Gründe…
Staatsmann bis zum Wahlkampf
…bis zur Kandidatur konnte Macron noch als Präsident wirken – ohne auf die Regeln für die Medienpräsenz der Kandidaten in Frankreich Rücksicht nehmen zu müssen. Macrons Reformbilanz gilt als durchwachsen. Nach den Gelbwesten-Protesten erlahmte sein Reformeifer. Bei den Wählern punkten will der Präsident unter anderem mit der zuletzt positiven wirtschaftlichen Entwicklung.
Marine Le Pen: dritter (und letzter) Anlauf?
Marine Le Pen vom rechtsextremen Rassemblement National stand Macron schon vor fünf Jahren in der Stichwahl gegenüber. Die Rechtspopulistin, die sich um ein gemäßigteres Auftreten bemüht, war nach einem verpatzten TV-Duell Macron deutlich unterlegen. Nur 34 Prozent der Wähler stimmten 2017 für sie. Der dritte Anlauf für den Elysée könnte für Le Pen die letzte Chance sein, Präsidentin zu werden.
Valérie Pécresse: die unbequeme Gegnerin
In den Umfragen kämpft Valérie Pécresse mit Marine Le Pen um den zweiten Platz hinter Macron. Die 54-Jährige gewann im Dezember die parteiinterne Vorwahl der Sarkozy-Partei Les Républicains. Pécresse amtiert seit 2015 als Präsidentin des Regionalrats der Hauptstadtregion und diente dem Land auch schon als Ministerin. In einer Stichwahl gegen Macron hätte die Bürgerliche bessere Chancen als Le Pen.
Eric Zemmour: der Polemiker
Mit dem rechtsextremen Publizisten Eric Zemmour kommt neben Marine Le Pen ein weiterer Bewerber vom rechten Rand auf zweistellige Umfragewerte. Zemmour zeichnet ein düsteren Bild der Lage Frankreichs und ist vor allem bekannt für seine islamfeindlichen Thesen. Im Januar wurde der 63-Jährige zum wiederholten Male von einem Gericht wegen Volksverhetzung verurteilt.
Jean-Luc Mélenchon: der Wortgewaltige
Wie Marine Le Pen unternimmt auch Jean-Luc Mélenchon bereits den dritten Anlauf für den Elysée. Vor fünf Jahren hatte der 70-Jährige mit Platz vier einen Achtungserfolg erzielt. Der wortgewaltige Politiker sieht sich als eigentlicher Oppositionsführer im Parlament. Ursprünglich stammt Mélenchon aus der Sozialistischen Partei, doch mit La France Insoumise führt er heute seine eigene Bewegung.
Yannick Jadot: der Pragmatische
Bei Kommunalwahlen konnten die Grünen zuletzt in Frankreich mehrere Rathäuser in großen Städten erobern. Doch auf nationaler Ebene hat die Partei aktuell keinen bestimmenden Einfluss. Mit Yannick Jadot schicken die Grünen nach einer Urwahl einen Pragmatiker ins Rennen. Der 54-Jahre alte Europaabgeordnete genießt auch bei sozialdemokratischen Wählern Unterstützung.
Christiane Taubira: die linke Ikone
Die frühere sozialistische Justizministerin erweiterte unlängst das ohnehin schon breite Feld an linken Bewerbern. Schon 2002 kandidierte die heute 69-Jährige für den Elysée-Palast. Die Politikerin ist den Franzosen vor allem dadurch bekannt, dass sie die Ehe für Homosexuelle öffnete. Trotz ihres Status als "linke Ikone" liegt sie in Umfragen aktuell unter fünf Prozent.
Anne Hidalgo: Kandidatin in der Krise
Was der Konservative Jacques Chirac 1995 geschafft hat, soll auch Anne Hidalgo gelingen: Die sozialistische Bürgermeisterin von Paris will vom Rathaus der Hauptstadt direkt in den Elysée-Palast wechseln. Noch 2021 galt die in Spanien geborene Politikerin als aussichtsreichste Bewerberin des Parti Socialiste, doch mit Umfragewerten von unter fünf Prozent ist sie im Bewerberfeld weit abgeschlagen.
Fabien Roussel: Tradition verpflichtet
Wie bei fast allen Präsidentenwahlen der V. Republik schicken die Kommunisten auch 2022 wieder einen eigenen Kandidaten ins Rennen. Die Pläne des 52-jährigen Abgeordneten gleichen denen seiner Vorgänger: Er will die Vermögenssteuer erhöhen und die Kaufkraft der Franzosen mit staatlicher Unterstützung steigern. Der französische KP-Chef dürfte am 10. April am unteren Ende des Bewerberfelds landen.