Westafrika vereint gegen Ebola
4. Juli 2014Für Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf hat die Bekämpfung der Ebola-Epidemie oberste Priorität: Am Dienstag (02.07.2014) rief sie den nationalen Notstand aus. Ihre Sorge ist berechtigt - laut Aussagen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind bereits mehr als 100 Liberianer von der meist tödlichen Krankheit infiziert. Noch mehr Fälle gibt es im Nachbarland Sierra Leone, am meisten in Guinea: Dort zählt die WHO bereits über 300 Tote. Die neue Infektionswelle ist die schlimmste, seit die Krankheit 1976 in der heutigen Demokratischen Republik Kongo entdeckt wurde.
Um die Epidemie aufzuhalten, lud die WHO zu einer zweitägigen Konferenz in Ghanas Hauptstadt Accra. Gesundheitsminister aus elf Ländern folgten der Einladung. Liberias stellvertretende Gesundheitsministerin Bernice Dahn zeigte sich erfreut: "Das Treffen ist für uns sehr wichtig, um eine gemeinsame Strategie zur Bekämpfung der Krankheit zu entwickeln", sagte sie der DW am Rande der Konferenz. "Der politische Wille ist da. Jetzt brauchen wir finanzielle Unterstützung", so Dahn. "Wir haben schon einige Partner, aber wir brauchen noch mehr."
Fonds und Forschung
Nach Abschluss der Konferenz stand fest: Die Krise lässt sich nur mit vereinten Kräften bezwingen. "Die WHO-Afrikagruppe hat entschieden, dass es einen Fond für Maßnahmen zur Bekämpfung der Epidemie geben soll", sagte Ebenezer Appiah Denkyiah, der Leiter des ghanaischen Gesundheitsamtes. "Die Länder der Region sind aufgerufen, dazu Gelder beizutragen." Ghanas Gesundheitsminister Sherry Aryittey machte seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit deutlich. "Uns Vertretern aus Ländern, die noch keine Ebola-Fälle verzeichnen, ist deutlich geworden, wie nah uns diese Krise ist", sagte er und versicherte: Guinea, Liberia und Sierra Leone seien in ihrem Kampf nicht allein.
Sein Land wolle helfen, den Virus weiter zu erforschen, sagte Aryittey. "Das Noguchi-Institut für medizinische Forschung wird Unterstützung bieten, um die Krise einzudämmen und den dringend nötigen Impfstoff zu entwickeln, um weiteren Epidemien vorzubeugen." Auch Benin treffe Vorkehrungen, sagte die beninische Gesundheitsministerin Dorothée Gazard im Gespräch mit der DW. "Wir haben an den Grenzen, Häfen und Flughäfen Teams von Epidemiologen aufgestellt, die alle Einreisenden aus den direkt betroffenen Ländern erfassen."
Viele unterschätzen die Gefahr
Ebola ist eine der ansteckendsten Krankheiten weltweit. Besonders gefährdet sind Krankenpfleger, Familienangehörige und andere Menschen, die mit Kranken in Kontakt kommen. Da es viel Verkehr über die Grenzen in der betroffenen Region gebe, habe sich die Krankheit in den drei westafrikanischen Ländern noch schneller verbreiten können, sagte WHO-Afrikadirektor Luis Gomes Sambo. Es sei wichtig, dass die betroffenen Länder ihre Anstrengungen besser koordinieren - mit Unterstützung der Nachbarländer.
Eine Priorität müsse sein, die Patienten zu isolieren, sagt Tankred Stöbe, der Deutschland-Leiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF). Viele Menschen seien sich nicht bewusst, welche Gefahren von Ebola ausgehen. Stöbe sieht ein Hauptproblem darin, dass die Krankheit zunächst sehr allgemeine Symptome aufweise: Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen ließen schließlich nicht immer auf Ebola schließen.
Umdenken nötig
Nicht nur im Umgang mit Kranken ist Vorsicht geboten: Auch Begräbnisse können zur Gefahr werden. Denn selbst nach ihrem Tod können Infizierte noch ansteckend sein, warnt Stöbe. Das sei besonders problematisch im Zusammenhang mit der lokalen Trauerkultur, bei der die Trauernden die Leiche berühren oder auch umarmen. In solchen Fällen mahnt MSF zur Vorsicht. "Es kann ja ein Abschied von den Angehörigen erfolgen, nur sollte Körperkontakt vermieden werden", so Stöbe im DW-Interview. Kulturelle Praktiken mit einem effektiveren Schutz in Einklang zu bringen: Diese Absicht äußerten auch die Teilnehmer der Konferenz in Accra. Dafür sollten Bildungsmaßnahmen intensiviert werden, hieß es zum Abschluss.
Auch wenn es bislang keinen Impfstoff und kein Heilmittel gegen die Krankheit gibt: Der stellvertretende WHO-Generalsekretär Keija Fukuda gibt sich optimistisch. "Wir haben mit so vielen Krankheiten zu tun, für die das bestmögliche Mittel noch nicht gefunden ist", sagt Fukuda. "Was wir dabei gelernt haben, ist, dass man derartige Ausbrüche in den Griff bekommen kann. Diese Situation ist nicht einzigartig. Ich bin zuversichtlich, dass wir den Kampf gewinnen können."