Wetter und Landwirtschaft: Wie Bauern mit der Kälte kämpfen
Der späte Kälteeinbruch lässt Landwirte zittern. Die Obsternte in Deutschland ist massiv bedroht. Aber auch anderswo in Europa sorgt die Kälte für Probleme.
Schrecklich schön
Hübsch anzusehen, aber für Landwirtinnen und Landwirte wenig erfreulich: Schnee liegt Ende April auf einer Apfelbaumblüte in Baden-Württemberg. Der späte Kälteeinbruch im April stellt Obst- und Weinbauern in ganz Europa vor Probleme - denn bei Temperaturen unter Null Grad steht die Ernte auf dem Spiel.
Erste Opfer
Diese Rebe auf einem Weinberg des Weinguts Hoflößnitz im sächsischen Radebeul hat den strengen Frost der vergangenen Tage nicht überlebt. Der Deutsche Weinbauverband (DWV) befürchtet Ernteausfälle. "Die jungen, fruchtbaren Triebe erfrieren jetzt, und nachwachsende sind gegebenenfalls nicht fruchtbar", sagte DWV-Präsident Klaus Schneider den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Hitzerekorde im März, Frost im April
Mitte April ist ein Winzer mit Traktor in seinen Weinbergen unterwegs. Der späte nächtliche Frost sei gerade deshalb so verheerend für die Ernte, weil der Wuchs der Weinpflanzen nach den Hitzerekorden in vorangegangenen Monaten schon sehr weit gewesen sei, erklärte DWV-Chef Schneider. Insbesondere in Rheinland-Pfalz hätten Nachtfröste von bis zu minus 2,5 Grad Celsius für schwere Schäden gesorgt.
Gut verpackt ist halb gewonnen
Kreativer Rettungsversuch: Bayrische Winzer spannen Frischhaltefolie an Weinreben entlang, um die frischen Triebe vor dem angekündigten Nachtfrost zu schützen. Denn die zarten Triebe, an denen die Trauben gerade angefangen haben zu wachsen, können bei Frost komplett erfrieren.
"Absolut verheerend"
Für diese Reben in Sachsen kommt hingegen jede Hilfe zu spät. Auch die Bischöflichen Weingüter in Trier berichten von Verwüstungen in den Weinlagen: "Die Schäden sind absolut verheerend und werden zu starken Ertragsausfällen führen", sagte Güterdirektorin Julia Lübcke der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Wir reden hier sicherlich insgesamt von 90 Prozent Ausfall an Saar und Ruwer."
Bedrohtes Obst
Der Obstbauer Steffen Schönemeyer begutachtet Mitte April seine blühenden Kirschbäume. Nach den milden Temperaturen im März und der daraus resultierenden frühen Blüte tragen die Kirschbäume inzwischen bereits kleine grüne Früchte, die immer noch erfrieren können. Im schlimmsten Fall kann der Frost die Ernte des gesamten Jahres ruinieren.
Heiße Luft für mehr Frucht
Doch die Landwirte wissen sich zu helfen: Beispielsweise mit so genannten Frostboostern. Die Geräte erzeugen mit einer Gasflamme warme Luft, die hier durch Kirschbaumreihen geblasen wird. Dadurch erwärmt sich die Umgebungsluft und die empfindlichen Blüten werden vor den eisigen Temperaturen geschützt. Diese Frostschutzmethode kostet allerdings viel Geld und funktioniert nur auf kleinen Flächen.
Bettdecke für Erdbeerpflanzen
Kostengünstiger ist da diese Methode: Eine Bäuerin deckt im tschechischen Olomouc-Slavonin ein Erdbeerfeld mit einem Fließ ab - so haben es die Früchte warm wie unter einer Bettdecke und sind vor dem Frost geschützt. Die Kältewelle sorgt nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern für Stress bei Bäuerinnen und Bauern.
Feuer gegen den Frost
Keine Freudenfeuer: Auf einem Weingut im Südwesten Frankreichs versuchen Winzerinnen und Winzer mit so genannten Anti-Frost-Kerzen für Temperaturen über dem Gefrierpunkt zwischen ihren Weinstöcken zu sorgen. Die gesamte Region von Var bis Burgund, eines der bekanntesten Weinanbaugebiete der Welt, zittert während der späten Kältewelle Ende April um die diesjährige Ernte.
Verzögerte Spargelernte
Rumänische Erntehelfer stechen Spargel auf einem Feld in Mecklenburg-Vorpommern. Zumindest beim Spargel ist die Lage entspannt: Das weiße Gemüse hat zwar ebenfalls seine Probleme mit der Kälte, denn es braucht mindestens 13 Grad Bodentemperatur zum Gedeihen. Da Spargel aber ohnehin unter Planen angebaut wird, ist die Ernte nicht gefährdet - der "König der Gemüse" wird nur später reif.