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Wettlauf um Freihandelsabkommen

Oliver Pieper28. Mai 2004

Erstmals kommt die erweiterte EU an diesem Freitag (28.5.) und Samstag mit 25 Delegationen zu einer internationalen Konferenz zusammen. In Mexiko treffen sie Vertreter Lateinamerikas. Ein Thema: Wirtschaftsbeziehungen.

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Vorbereitungen auf den dritten EU-Lateinamerika-Gipfel in GuadalajaraBild: AP

Mindestens 40 der 58 Teilnehmerländer sind mit Staats- oder Regierungschefs im mexikanischen Gudalajara präsent. Aus Deutschland kommt Bundeskanzler Gerhard Schröder. Bei dem Gipfel geht es auch wieder um Handelsfragen. Die EU und der südamerikanische Handelsblock Mercosur wollen bis Oktober die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen abschließen. Darin kamen Vertreter beider Seiten am Donnerstag, einen Tag vor dem Beginn des Gipfels, überein. Die Verhandlungen laufen bereits seit vier Jahren und waren zuletzt nur mühsam vorangekommen.

Auf der Zielgeraden

"Uns fehlen vielleicht noch die letzten fünf Kilometer und das bedeutet, dass wir den größten Teil hinter uns gebracht haben und dass wir vielleicht die letzten fünf Kilometer noch einen Berg vor uns haben." Für Ingo Plöger, den Vizepräsidenten des EU-Mercosur-Wirtschaftsforums sind die Verhandlungen über eine transatlantische Freihandelszone wie ein Marathonlauf. Vor fünf Jahren wurde das Forum beim ersten Gipfel in Rio de Janeiro gegründet. Plöger hofft jetzt, dass den Delegierten aus Europa sowie Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay am Ende nicht doch noch die Puste ausgeht.

Deutschland läuft in diesem Rennen um einen Freihandelsraum von 675 Millionen Verbrauchern mit einem Bruttoinlandsprodukt von mehr als zehn Billionen Euro vorneweg und hat die Funktion des Antreibers übernommen. Etwas langsamer lassen es dagegen die zehn neuen Mitglieder der EU angehen, die viel stärker auf die Landwirtschaft setzen.

Konkurrent USA

Die Europäische Union befindet sich im Wettlauf mit den Vereinigten Staaten, die bis zum 1. Januar 2005 die weltgrößte Freihandelszone von Alaska bis Feuerland errichten wollen - bisher stößt dies noch auf Widerstand in Staaten wie Brasilien, Argentinien oder Venezuela. Doch Plöger bleibt realistisch: "Kontinente haben einen natürlichen Drang, zusammenzukommen. So wie Europa einen Drang hat, zusammenzukommen, hat auch Amerika einen Drang, zusammenzukommen. Früher oder später wird es ein Vereinigtes Amerika geben." Die Frage sei nur, in welcher Geschwindigkeit und in welcher Form dies passieren werde. So habe man bis vor kurzem noch nicht gedacht, dass das Kyoto-Protokoll ratifiziert werde und plötzlich seien die Chancen ganz schnell da gewesen. Daher glaube Plöger auch, dass die USA in diesen Verhandlungen sehr schnell einen Wandel hervorbringen könne, wenn der politische Wunsch da sei.

EU als Vorbild

Der Wandel könnte laut Plöger schon mit John Kerry kommen, sollte der Präsidentschaftskandidat der Demokraten die Wahlen in den USA am 2. November für sich entscheiden. Doch dem Trumpf der unmittelbaren Nähe Lateinamerikas zu den Vereinigten Staaten haben die Europäer einen Joker entgegenzusetzen: Die Europäische Union hat nicht nur die wirtschaftspolitische Seite im Auge, sondern auch die politische Integration, Sicherheitsfragen und den Bildungsbereich. "Wir wollen mit der Europäischen Union ein breites Netz aufbauen", sagt Plöger. Der brasilianische Präsident Lula habe in seiner Wahlkampagne gesagt, sein Traum sei es, in Südamerika ein Modell aufzubauen wie die Europäische Union. Das Assoziationsabkommen zwischen dem Mercosur und der Europäischen Union ist dafür ein entscheidender Schritt.