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Wettlauf zwischen Indien und China um neue Energie

Thomas Bärthlein 5. September 2005

Der Energiebedarf besonders von Indien und China ist einer der Gründe für den hohen Ölpreis. Beide Länder konkurrieren hart um neue Energiequellen. Öl und Gas effizienter einzusetzen, spielt bisher kaum eine Rolle.

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Wohin sprudelt das Öl?Bild: AP

Die Zahlen sind eindrucksvoll: Der Öl-Verbrauch in Asien soll schon 2010 den Nordamerikas übertreffen. In 20 Jahren, rechnen die Experten der Unternehmensberatung McKinsey vor, wird die Hälfte des Welt-Ölverbrauchs auf Asien entfallen. Besonders im Blickpunkt: China und Indien. Die beiden asiatischen Riesen treiben mit ihrem Wirtschaftsboom die Preise jetzt schon in die Höhe. In den vergangenen drei Jahren ging mehr als die Hälfte der zusätzlichen Nachfrage nach Öl auf dem Weltmarkt allein auf das Konto Chinas.

Aufsehen erregende Übernahmen

Japan China Gasfeld Ostchinesisches Meer
Chinesische GasanlageBild: AP/Kyodo News

Die Chinesen kaufen aber nicht nur einfach Öl. Mit spektakulären Übernahme-Angeboten haben chinesische Ölfirmen in den vergangenen Wochen für Aufsehen gesorgt. Beim US-Konzern Unocal waren sie noch aus politischen Gründen gescheitert, obwohl sie das beste Angebot gemacht hatten. Dann kam doch noch eine Erfolgsmeldung: Für mehr als vier Milliarden Dollar wird die China National Petroleum Corporation aller Voraussicht nach PetroKazakhstan übernehmen, ein in Kasachstan tätiges kanadisches Unternehmen. Es ist die bislang größte Übernahme eines ausländischen Unternehmens durch einen chinesischen Konzern.

China investiert und kooperiert bei der Erdöl-Förderung weltweit, von Venezuela bis in den Sudan. Die Strategie, ausländische Produzenten aufzukaufen, um die eigene Versorgung langfristig sicherzustellen, hält Jin Qiang, Professor an der chinesischen Mineralöl-Hochschule in Peking, für logisch: "Schließlich ist unser Land inzwischen die 'Fabrik der ganzen Welt'. Das geht nur, wenn wir auch die Ölvorkommen der ganzen Welt nutzen!"

"Sieg" über die indische Konkurrenz

China Ölförderung CNOOC will Unocal übernehmen
Chinas größter Offshore-Gas- und Öl-Förderer, China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) Ltd., wollte die US-Firma Unocal kaufen. Das scheiterte am amerikanischen Widerstand.Bild: AP

Die chinesischen Medien feierten den Kauf von PetroKazakhstan auch als "Sieg" über die indische Konkurrenz, die nicht ganz so viel geboten hatte. Auch in Indien hat man die Notwendigkeit erkannt, neue Energiequellen zu erschließen. Arvind Mohan, Wirtschafts-Experte bei der indischen Zeitung "Hindustan", sagt warum: "Wir müssen derzeit 70 Prozent unseres Ölbedarfs importieren. Da ist China besser dran als wir, es importiert nur 40 Prozent seines Bedarfs. Also müssen wir jetzt schnell im Ausland neue Gebiete finden, wo wir insbesondere Joint Ventures starten können."

Bei allem Konkurrenzverhalten: In vielen Punkten denken indische und chinesische Analysten ähnlich - sie sehen sich dem Westen und insbesondere den USA gegenüber in der Defensive, sagt Professor Jin Qiang: "Die Amerikaner kontrollieren den gesamten Mittleren Osten. Wir okkupieren die Gebiete immerhin nicht, wir kooperieren mit dem Ausland, um unsere Ressourcen zu steigern. Davon profitieren beide Seiten!"

Indisch-chinesisches Treffen geplant

Indien und China sollten in Energiefragen stärker zusammenarbeiten, anstatt sich in Bietergefechte zu verzetteln - sagte Indiens Ölminister Aiyar nach der "Niederlage" bei PetroKazakhstan. Auf der Suche nach neuen Partnern für Indiens Energieversorgung ist Aiyar in diesem Jahr fast pausenlos rund um den Erdball unterwegs. Im November wird er auch in Peking Station machen.

Arvind Mohan von der Zeitung "Hindustan" sieht allerdings wenige Chancen für eine Öl-Allianz zwischen Indien und China - selbst wenn man sich untereinander einig wäre. "Dass der Weltpolizist USA das geschehen lässt, scheint doch eher unwahrscheinlich. Sinnvoll wäre eine solche Kooperation schon, aber schwierig umzusetzen. Schauen Sie sich nur das Beispiel der geplanten Gas-Pipeline aus dem Iran nach Indien an - nach all den Gesprächen darüber ist die Sache immer noch in der Schwebe, und alles nur wegen des amerikanischen Drucks."

Nahe liegen würden in Asien - wie in den USA - Investitionen, die für mehr Effizienz beim Energie-Einsatz sorgen. Darüber wird bisher aber vergleichsweise wenig nachgedacht. Gut möglich, dass weiter steigende Ölpreise hier zu einem Umdenken führen - denn inzwischen lassen sie auch eine Wachstumsdelle in Asien wahrscheinlich erscheinen.