WHO: Zivilisationskrankheiten sind "Epidemie"
19. Januar 2015Nach Einschätzung von UN-Experten sterben jedes Jahr Millionen Menschen unnötigerweise an Zivilisationskrankheiten. Im Jahr 2012 seien 38 Millionen Menschen etwa durch Herzinfarkte oder Diabetes ums Leben gekommen, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf mit. Fast die Hälfte davon - etwa 16 Millionen - starben noch vor dem 70. Lebensjahr. Viele dieser Fälle seien vermeidbar, sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan. Die Staatengemeinschaft müsse entschlossener gegen diese "Epidemie" vorgehen.
WHO fordert mehr Prävention in Entwicklungsländern
Laut WHO nahm die Zahl vorzeitiger Todesfälle durch nicht übertragbare Krankheiten in den vergangenen Jahren deutlich zu. Im Jahr 2000 waren noch rund 14,6 Millionen Menschen vor dem 70. Lebensjahr durch Krebs, Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Diabetes ums Leben gekommen. Betroffen seien vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer, in denen Präventionsmaßnahmen fehlten. Nach WHO-Angaben sterben dort mehr Menschen an den Folgen dieser Zivilisationskrankheiten als an Infektionskrankheiten.
Tabak, Alkohol und Salz sind die größten Killer
In Deutschland ist das Risiko, frühzeitig an Zivilisationskrankheiten zu sterben, nach Einschätzung der Experten verhältnismäßig gering. Am höchsten ist es unter anderem in Russland und den ehemaligen Sowjetrepubliken, sowie in asiatischen Ländern wie Afghanistan, der Mongolei, Indien, Nordkorea oder den Philippinen. Chan rief die Staatengemeinschaft auf, mehr in Aufklärungskampagnen zu investieren. Zudem müssten Rahmenbedingungen geschaffen werden, durch die Tabakkonsum, Alkoholmissbrauch und Bewegungsmangel eingeschränkt werden könnten. Nach WHO-Angaben sterben allein durch Tabakkonsum jedes Jahr sechs Millionen Menschen vorzeitig, Alkohol ist für 3,3 Millionen vorzeitige Todesfälle verantwortlich. Auch hoher Salzkonsum ist einer der Gründe für frühzeitige Todesfälle.
Großer wirtschaftlicher Schaden
Die UN-Experten wiesen zudem auf wirtschaftliche Folgen hin. Bis zum Jahr 2025 bezifferten sie die Einbußen für die Volkswirtschaften in weniger entwickelten Ländern auf etwa sieben Billionen US-Dollar (rund 6 Billionen Euro). Diese Summe ergebe sich aus Produktivitätsausfällen in der Wirtschaft sowie Kosten für die Gesundheitssysteme, hieß es.
cr/qu (dpa, afp)