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WHO: Schon 932 Ebola-Tote

6. August 2014

Die Virus-Krankheit fordert immer mehr Opfer - und lässt sich längst nicht mehr auf Westafrika begrenzen. Schon erwägt die Weltgesundheitsorganisation, die Ebola-Epidemie als internationale Krise einzustufen.

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Liberianische Kinder legen zum Gedenken an die Ebola-Opfer Blumen nieder (Foto: picture alliance/dpa)
Liberianische Kinder legen zum Gedenken an die Ebola-Opfer Blumen niederBild: picture alliance/dpa

Der Ebola-Epidemie sind nach neuen Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wahrscheinlich bereits mehr als 900 Menschen zum Opfer gefallen. Aus den betroffenen Ländern in Westafrika seien bis zum 4. August insgesamt 1711 Fälle von Ebola sowie Ebola-Verdacht gemeldet worden. 932 dieser Patienten seien gestorben, teilte die WHO weiter mit. Bei 603 der Toten sei Ebola bestätigt, bei den anderen wahrscheinlich, aber noch nicht eindeutig nachgewiesen. Mit fast 700 Fällen ist Sierra Leone am stärksten betroffen. Neun Fälle sind inzwischen für Nigeria gemeldet, das bevölkerungsreichste Land Afrikas.

Erster Ebola-Toter in Saudi-Arabien?

Auch in Saudi-Arabien ist ein wahrscheinlich mit dem Ebola-Virus infizierter Patient gestorben. Der Mann war am Montag in ein Krankenhaus der Hafenstadt Dschidda eingeliefert worden. Er war laut Behördenangaben zuvor von einer Reise nach Sierra Leone zurückgekehrt. Sollte bei dem Mann tatsächlich das Ebola-Virus nachgewiesen werden, wäre er der erste Ebola-Tote in der arabischen Welt.

Saudi-Arabien vergibt derzeit keine Visa mehr an Muslime aus Sierra Leone, Liberia und Guinea, die zur Pilgerfahrt nach Mekka wollen. Diese Regelung solle auf alle Länder ausgedehnt werden, in denen das Ebola-Virus aufgetaucht ist, sagte ein Sprecher des saudischen Gesundheitsministeriums.

In Sierra Leone brachte Präsident Ernest Bai Koroma die Armee im Kampf gegen Ebola in Stellung. Er ordnete die Entsendung hunderter Soldaten in die Krankenhäuser an, um die Einhaltung der Quarantäne-Vorschriften durchzusetzen. Damit sollten Familien und Freunde mutmaßlicher Ebola-Kranker davon abgehalten werden, die Patienten ohne Zustimmung der Ärzte heimzuholen, erklärte ein Präsidentensprecher.

Der an Ebola erkrankte spanische Priester Miguel Pajares (Foto: picture-alliance/dpa)
Der erste mit Ebola infizierte Europäer, der in seinem Heimatland behandelt wird: der spanische Priester Miguel PajaresBild: picture-alliance/dpa

In Madrid startete eine Maschine der Luftwaffe, um einen mit dem Ebola-Virus infizierten Spanier aus Westafrika in sein Heimatland zurückzubringen. Das Flugzeug vom Typ Airbus A-310 sei mit den erforderlichen medizinischen Einrichtungen ausgerüstet worden, verlautete aus dem Verteidigungsministerium. Bei dem Transport des 75 Jahre alten Geistlichen Miguel Pajares würden die strengsten Sicherheits- und Quarantäne-Vorkehrungen der WHO eingehalten. Spanien ist damit nach den USA der zweite westliche Staat, der bei der aktuellen Epidemie in Westafrika einen mit Ebola infizierten Staatsbürger heimholt. Der aus der Gegend von Toledo in Mittelspanien stammende Pajares hatte in Monrovia in einem mittlerweile geschlossenen Krankenhaus gearbeitet. Dort hatte der Spanier den später an Ebola gestorbenen Direktor Patrick Nshamdzea gepflegt.

Fasten und Gebet gegen Ebola

Die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf setzt im Kampf gegen das Virus derweil auch auf göttlichen Beistand. Liberianer sollten drei Tage des Fastens und des Gebets einhalten, "damit Gott Mitleid mit uns hat und unsere Sünden vergibt und unser Land heilt, während wir gegen das tödliche Ebola-Virus kämpfen", erklärte sie. In Liberia erkrankten seit Jahresbeginn bereits mehr als 300 Menschen an Ebola, mehr als die Hälfte der Betroffenen starben. Die Fasten- und Gebetszeit soll bis Freitagabend andauern, Höhepunkt ist ein dreistündiger Gottesdienst in Monrovia, der live im Fernsehen übertragen werden soll. Das Präsidentenamt erklärte, religiöse Würdenträger würden auch gegen "jede Form der Hexerei beten, mit der das Ebola-Virus verbreitet wird" sowie für das Gesundheitspersonal im Kampf gegen das Virus beten.

Die liberianischen Staatschefin Ellen Johnson Sirleaf (Foto: picture alliance / AP Photo)
Die liberianischen Staatschefin Ellen Johnson SirleafBild: picture alliance / AP Photo

Dreitägiges Krisenreffen der WHO

In Genf haben unterdessen Beratungen des Notfall-Komitees der WHO über weitere Dringlichkeitsmaßnahmen zur Eindämmung der Ebola-Epidemie begonnen. Dabei geht es auch darum, ob sie als internationale Krise eingestuft werden soll. Bislang hat die UN-Organisation keine weltweit gültigen Empfehlungen zum Umgang mit der Epidemie wie etwa Reise- und Handelsbeschränkungen herausgegeben. Eine Entscheidung der Experten soll voraussichtlich erst am Freitag bekannt gegeben werden. Derartige Krisensitzungen der WHO sind relativ selten und zeigen das Ausmaß der Sorge angesichts der Ebola-Epidemie.

Das Ebola-Virus wird durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen. Es löst eine fiebrige Erkrankung aus, die mit Erbrechen, Durchfall, Muskelschmerzen und in schweren Fällen mit inneren Blutungen einhergeht. Die Sterblichkeitsrate liegt je nach Erreger-Stamm zwischen 25 bis 90 Prozent. Der aktuelle Erreger-Stamm hat eine Sterblichkeitsrate von etwa 55 Prozent.

sti/uh (afp, dpa, epd, rtr)