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Studie zur Homophobie in Afrika

Nadina Schwarzbeck16. Februar 2013

In vielen afrikanischen Ländern werden Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert und verfolgt. Eine neue deutsche Studie hat ergeben, dass Homophobie in Afrika oft auch politische Gründe hat.

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Homosexuelle in Nigeria Eingereicht von: Christine Harjes - Bildautor: Katrin Gänsler
Heimliches Händchenhalten in NigeriaBild: Katrin Gänsler

Am 12.02.2013 stimmte die französische Nationalversammlung für die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern. Auch in Afrika gibt es ein Land, das die sogenannte Homo-Ehe erlaubt: Südafrika. Trotzdem kommt es dort immer wieder zu Gewalt gegen Schwule und Lesben. Homophobie - also die Feindseligkeit gegenüber Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen - ist und bleibt in den meisten afrikanischen Ländern ein großes Problem. In 38 der 54 afrikanischen Staaten gilt gleichgeschlechtliche Liebe sogar als Straftat.

Aber was sind die Ursachen für diese Homophobie in Afrika? Die Wissenschaftlerin Dr. Rita Schäfer suchte zusammen mit einer Kollegin nach Antworten. Heraus kam eine Studie mit überraschenden Ergebnissen: "Homophobie wird politisch instrumentalisiert, vor allem in Situationen, in denen die Regierungen wegen Machtmissbrauch, Korruption oder Veruntreuung von Entwicklungsgeldern unter Druck von Seiten der Zivilgesellschaft geraten", erklärt Rita Schäfer. In solchen Situationen würden Politiker dazu übergehen, homophobe Reden zu schwingen, Medien zu mobilisieren und so ihre Stimmungsmache in die Bevölkerung hineinzutragen, so die Wissenschaftlerin im Gespräch mit der DW.

Lesbisches Paar in Afrika (Foto: EPA/DAI KUROKAWA)
Homosexuelle Paare werden in Afrika diskriminiertBild: picture-alliance/dpa

Drakonische Gesetzgebung und harte Strafen

Die Studie, deren Auftraggeber aus Zeugenschutzgründen nicht genannt werden möchte, nimmt vor allem die Länder Südafrika, Nigeria und Uganda in den Fokus. Uganda zum Beispiel machte vor wenigen Wochen noch mit Diskussionen über strengere Gesetzesvorlagen Schlagzeilen, die ein drakonisches Vorgehen bis hin zur Todesstrafe fordern. Dies ist nur ein Beispiel. "Solche Gesetzesentwürfe sehen langjährige Haftstrafen vor, nicht nur für die Homosexuellen selbst, sondern eben auch für ihre Familienmitglieder, wenn sie einen Homosexuellen aus dem familiären Umkreis nicht der Polizei melden", erklärt Rita Schäfer.

Schwule Aktivisten bei der erste Gay Pride in Kampala, Uganda im August 2012. (Foto: Anne Ackermann)
Aktivisten bei der ersten "Gay Pride" in Uganda (2012)Bild: anneackermann.com

Die Ablehnung von Homosexualität nutzt laut der Studie den Machthabern. Simbabwe habe Anfang der 1990er Jahre die Ausgaben für das Gesundheitswesen und zur HIV/AIDS-Bekämpfung drastisch gekürzt - die HIV-Infektionen stiegen. Um von diesen gesundheitspolitischen Problemen abzulenken, habe Präsident Mugabe in homophoben Reden Schwulen die Schuld an AIDS gegeben, erklärt Rita Schäfer.

Wachsender Protest von allen Seiten

Trotz aller Unterdrückungsversuche gebe es aber in Afrika immer mehr Gruppen, die sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzen, so die Studie. Und auch außerhalb Afrikas setzen sich Aktivisten für Schwule und Lesben in Afrika ein. Der gebürtige Nigerianer Godwyns Onwunchekwa ist einer von ihnen. Er ist stellvertretender Direktor von "Justice for Gay Africans", einer Nichtregierungsorganisation, die von Großbritannien aus agiert. "Wir sehen uns als Sprachrohr und fordern westliche Staaten dazu auf, mit afrikanischen Regierungen über das Thema zu reden". Außerdem stehe "Justice for Gay Africans" im ständigen Kontakt mit Aktivisten in Afrika: "So finden wir heraus, wie wir ihnen helfen und sie weiter unterstützen können ", sagt Godwyns Onwunchekwa der DW. Wegen seines Engagements für die Rechte von Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen macht er sich in seinem Heimatland Nigeria keine Freunde: "Wenn ich dahin reise, gehe ich ein großes Risiko ein - nicht nur weil ich attackiert werden könnte. Auch von meiner Familie könnte viel Gegenwind kommen".

Schwule und Lesben demonstrieren für mehr Anerkennung - Gay Pride March in Johannesburg (Foto: gay centre Johannesburg)
Schwule und Lesben demonstrieren im südafrikanischen Johannesburg für mehr AnerkennungBild: Gay Centre

Trotzdem tritt Godwyns Onwunchekwa weiter für die Rechte Homosexueller ein. Er war dabei, als die Studie in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Sie sucht nicht nur nach Ursachen für Homophobie, sondern will auch mit Vorurteilen aufräumen, so die Initiatoren: Sie wollen zeigen, dass Homophobie kein rein afrikanisches Problem ist. Viel mehr wird sie von Politikern geschürt - und muss deshalb auch mit politischen Mitteln angegangen werden.