Coronavirus bedroht Fußball außerhalb Europas
10. April 2020Koffi Gueli ist Stürmer, er spielt für Gobhloé-su des Lacs im togolesischen Championat National, der höchsten Spielklasse des Landes. Die Saison des 26-Jährigen wurde unterbrochen, doch im Gegensatz zu Lionel Messi oder Marco Reus hat sich der Wegfall des Fußballs unmittelbar auf seine Finanzen ausgewirkt. "Für diesen Monat sind wir noch nicht bezahlt worden", sagte Gueli gegenüber der DW. "Aber sie haben versprochen, dass dies sehr bald geschehen wird."
Gueli und seine Teamkollegen hatten gerade eine Pause in der Saison 2019/20 eingelegt, als die Pandemie ihren Höhepunkt erreichte. Geplant war, dass er bis April mit Togo bei der nun auch verschobenen Afrikameisterschaft der Afrikanischen Nationen antritt. Anschließend sollte er zu seiner Klubmannschaft zurückkehren, um die laufende Spielzeit abzuschließen. Jetzt ist unklar, ob die wenigen verbleibenden Spiele jemals ausgetragen werden.
"Wir wissen, dass es bei dieser Meisterschaft unweigerlich schwierige Situationen geben wird", sagte Gueli. "Die Direktoren müssen sich hinsetzen, einigen, die Situation verstehen und sich einen Plan B ausdenken, damit diese Meisterschaft stattfinden kann, wenn sie es wirklich wollen, oder aber eine neue Saison beginnen.“
Planungssicherheit ist für die Spieler, von denen einige bereits finanzielle Schwierigkeiten haben, von entscheidender Bedeutung. Steven Lavon, der Chefredakteur von Africa Top Sports, sagt, dass viele einfach nicht warten können, bis die Krise vorbei ist. "Es gibt Fußballer, die mit dem Rücken zur Wand stehen, die kein Geld haben... Einige Spieler, die uns Reporter kennen, kommen und fragen 'Bruder, kannst du mir etwas besorgen? Und wir tun es aus Freundschaft."
Extreme Lösungen in Südamerika
In der Corona-Zeit wurde in Südamerika bereits zu verzweifelten Maßnahmen gegriffen, die zu nicht unerheblichen Kontroversen geführt haben. In Kolumbien, wo die Saison seit Mitte März unterbrochen ist, sehen sich mehrere Spitzenklubs wegen ihrer Versuche, ihre Rechnungen auf Kosten der eigenen Spieler und des eigenen Personals zu reduzieren, einer Gegenreaktion ausgesetzt.
Lokale Berichte besagen, dass der Spitzenklub Alianza Petrolera seine Angestellten beurlaubt hat. Ein anderer Klub steckt in Schwierigkeiten, weil er 13 Spielerverträge ausgesetzt hat, ohne die Akteure persönlich darüber zu informieren. Der Spitzenklub Independiente Santa Fe erhielt vom Bürgermeister der Hauptstadt Bogota eine Rüge, nachdem er die Verträge seiner Spielerinnen, nicht aber die der Herrenmannschaft aufgehoben hatte.
In Brasilien, wo die Top-Liga erst Anfang Mai beginnt, wurden die Landesmeisterschaften erst gestoppt, nachdem die Spieler gegen den Zwang zur Teilnahme protestiert hatten. Die Stars des Klubs Grêmio aus dem südlichsten Bundesstaat Brasiliens machten deutlich, was sie von der Fortsetzung der Spiele hielten, indem sie mit Mundschutz-Masken auf das Spielfeld gingen. Nachdem man kurz versucht hatte, die Spiele ohne Zuschauer fortzusetzen, wurde die Saison dann schließlich doch von den Behörden ausgesetzt.
"Für diejenigen, die bereits zuvor zu kämpfen hatten, bedeutet das: Wenn dies noch viel länger andauert, wird der Schaden unermesslich sein", sagte die brasilianische Kommentatorin Luciana Zogaib gegenüber der DW.
Vertrauen auf die Männer mit den Geldkoffern
Dort, wo der Fußball von einzelnen Investoren abhängig ist, bedrohen die Verluste der Unternehmen auch die Existenz der Vereine.
Auf den Philippinen ist der Fußball sowieso in einem fragilen Zustand. Lange bevor die Pandemie ausbrach, wurden mehrere Vereine geschlossen. Da der Vereinsfußball hier allerdings noch nicht so weit entwickelt ist, könnte der Corona-Schlag tatsächlich nicht ganz so schlimm ausfallen.
"Es ist hier anders als vielleicht in Großbritannien, wo die Finanzierung von TV-Einnahmen und Ticketverkäufen abhängt", sagte Flügelspieler James Younghusband, der über 100 Länderspiel-Einsätze für die Philippinen absolviert hat. "Mit der derzeitigen Struktur sind die Spieler meiner Meinung nach entspannt.“
In einer Liga, die noch nicht über Fernseh- und Rundfunkverträge verfügt, tun Menschen, die Vereine finanzieren, dies, um das Spiel zu unterstützen, nicht um Geld zu verdienen. "Viele der Klubs hier werden von Menschen finanziert, die sich leidenschaftlich für das Spiel einsetzen, und sie erwarten keine Gegenleistung", sagte Cedelf Tupas, ein Reporter des Philippine Daily Inquirer. "Hier geht es nur um Prestige und Stolz."
Der Fußball leistet seinen Beitrag
Diese Leidenschaft ist es vielleicht, die den Fußball auf den Philippinen und in vielen anderen Ländern rettet. Überall auf der Welt zeigen Menschen, die sich für das Spiel engagieren, dass der Fußball in Zeiten großer Not Gutes tun kann.
"Die Spieler helfen mit Videobotschaften, mit Spenden an Menschen, deren Einkommen ins Stocken geraten sind, und mit dem Kauf von Lebensmitteln für das Personal und die Mitarbeiter in der ersten Reihe", sagte Younghusband.
In Kolumbien haben sich Atlético Nacional aus Medellin und Independiente Medellin - normalerweise die schärfsten Rivalen - zusammengeschlossen, um Geld für Menschen zu sammeln, die normalerweise an den Spieltagen ihren Lebensunterhalt verdienen.
Unterdessen wird in Togo ein Konterfei von Koffi Gueli verwendet, um die Menschen zu informieren, wie sie sich nicht mit dem Coronavirus anstecken. Auf dem Foto fordert der Stürmer die Menschen auf, seinen Empfehlungen zu folgen. Zitiert wird Gueli mit den Worten: "Wir wollen uns wieder treffen, um das fortzusetzen, was COVID-19 unterbrochen hat."
Wie das Leben nach der Coronavirus-Krise aussieht, ist kaum abzusehen und derzeit in weiten Teilen der Welt kaum beeinflussbar. Und obwohl sich viele Fußballer plötzlich in einer extremen Situation befinden, bleibt der Optimismus, den das Spiel aussendet, unerschütterlich.