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Wie die Götter ihr Gesicht bekamen

16. Februar 2005

Asiatische Religionen sind uralt. Aber ihre Götter nahmen erst allmählich Gestalt an, oder besser: viele Gestalten. Eine Ausstellung in Köln erklärt, warum - sie zeigt Kultbilder der Hindus, Jainas und Buddhisten.

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Shiva und Parvati -<br>verehrte Gestalten in SteinBild: Sasa Fuis Photographie, Köln

Den Blick gesenkt, die linke Hand erhoben, um zu signalisieren: Ich gewähre dir Schutz - so wendet sich die thailändische Buddhafigur aus Bronze dem Gläubigen zu. Einige Schritte weiter breitet eine hinduistisch-tantrische Gottheit ihre 30 Arme aus und schaut mit fünf Köpfen in alle Himmelsrichtungen.

Die Göttergestalten in der Schau "Buddhisten, Jainas, Hindus" des Kölner Rautenstrauch-Joest-Museums sollen einen Einblick in die Spiritualität vermitteln, die große Teile Asiens bis heute prägt. 60 Stein- und Bronzeskulpturen von der Vielfalt und künstlerischen Verwandtschaft von Kultbildern aus etwa 1700 Jahren. Die Bildnisse stammen aus Indien, Pakistan, Nepal, Thailand und Kambodscha.

Buddha-Kopf, Stein, Thailand, Dvaravati, 8.Jahrhundert
Buddhakopf aus Stein, Thailand (8. Jahrhundert)Bild: Sasa Fuis Photographie, Köln

"Die Darstellung asiatischer Gottheiten als menschenähnliche Wesen und die Anbetung solcher Kultbilder entwickelte sich im südasiatischen Raum erst mit der Zeitenwende", erläutert Ulrich Wiesner, Koordinator der Ausstellung.

Am Anfang war die Philosophie

Der Untertitel der Ausstellung, "Auf der Suche nach dem Gottesbild", spiele auf einen grundlegenden Wandel in den Erlöserreligionen Asiens an, erklärt Wiesner. Denn erst im Zuge dieses Wandels hätten die Gläubigen der Gottheit ein menschliches Antlitz gegeben.

Bis zur Zeitenwende waren Buddhismus und Jainismus weniger Religionen, sondern atheistisch-philosophische Strömungen. Dann wurden die im sechsten Jahrhundert vor Christus in Indien wirkenden Religionsstifter - Prinz Siddharta Gautama und Mahavira - zunehmend vergöttlicht. Buddhas, Bodhisattvas und Tirthankaras hießen und heißen die zahlreichen Daseinsformen der Gottheiten im Buddhismus und Jainismus, die in Bildern Ausdruck fanden.

"Bhakti": Erlösung für jedermann

Buddhistische Mönche in Honhkong
Buddhismus hat sich erst allmählich zur Religion entwickeltBild: AP

Auch im Hinduismus wurden Kultbilder wichtiger. Shiva, Vishnu und Devi lösten um die Zeitenwende die alten vedischen Götter ab. Seitdem wurden Statuen der neuen Gottheiten und ihrer zahlreichen Erscheinungsformen im Tempel angebetet. In allen drei Religionen sind die Gottesbilder aber nicht aufgrund einer einmaligen Offenbarung entstanden, sondern entwickelten und entwickeln sich noch immer.

Als Hauptmotiv für die Schaffung von Gottesbildnissen als Kultbilder nennt Ausstellungsmacher Wiesner die wachsende Ausprägung der "Bhakti". Diese Form der persönlichen Hingabe an einen Gott und seine tiefe Verehrung war mit der Idee einer göttlichen Gnade eng verbunden, durch die der Mensch aus dem Kreislauf der Wiedergeburt ausbrechen kann. Die "Bhakti" ebnete erstmals einer breiten Masse den Weg zur Erlösung - und nicht nur der intellektuellen und finanziellen Elite.

Nicht jeder Gott ist ansprechbar

Sand-Elefant in Berlin
Götterstatuen gibt es auch aus Sand: Sudarsan Pattnaik aus Puri, Indien, vor seiner Sandskulptur "The Hindu God Ganeesh visits Berlin"Bild: AP

Mit Hilfe von Attributen, Mimik, verschiedenen Handgesten und Körperhaltungen teilen sich nun etwa seit dem (christlichen) Jahre Null die Gottheiten des Buddhismus, Jainismus und Hinduismus, beziehungsweise ihre Abbilder, den Menschen mit. Geschlossene Augen, gesenkter Blick, verklärtes Lächeln oder dynamische Körperhaltung und Gesichtsausdruck geben den Gläubigen Aufschluss über den "Grad der Abwesenheit oder Ansprechbarkeit" der Gottheit, wie Wiesner erläutert.

Das jahrhundertelange Nebeneinander der drei Religionen im südasiatischen Raum hat sich auch im künstlerischen Stil und in der Bildsprache niedergeschlagen. "Buddhismus, Jainismus und die hinduistischen Religionen warben um dieselben Gläubigen", erläutert Wiesner. Mit attraktiven und allgemein verständlichen Götterdarstellungen sei auch "religiöse Propaganda" betrieben worden. (reh)

"Buddhisten, Jainas, Hindus" im Rautenstrauch-Joest-Museum Köln, bis 2. Oktober 2005. Dienstags bis freitags 10 bis 16 Uhr, samstags 11 bis 16 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr.