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Wie fair ist Fairtrade?

Jennifer Fraczek1. Juni 2014

Eine Studie hat ergeben, dass Fairtrade in Uganda und Äthiopien zumindest für Hilfsarbeiter nicht funktioniert. Der Verein Transfair hält dagegen: Fairer Handel habe sehr wohl positive Effekte auf die Arbeitsbedingungen.

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Eine Arbeiterin auf einer Fairtrade-Blumenfarm in Tansania, einem Nachbarstaat Ugandas (Foto: Transfair)
Bild: TransFair e.V.

Wer etwas mehr Geld für Fairtrade-Rosen aus Äthiopien oder Fairtrade-Kaffee aus Uganda bezahlt, kauft damit auch ein Versprechen: dass auch die Ärmsten der Armen, also etwa die Erntehelfer, von dem Geschäft profitieren. Eine Studie der School of Oriental and African Studies (SOAS), die zur University of London gehört, hat herausgefunden, dass dem nicht so ist.

Die Forscher sind nach Uganda und Äthiopien gefahren und haben sich die Arbeitsbedingungen von Lohnarbeitern in der Schnittblumen-, Kaffee- und Teeproduktion angesehen. "Wir haben mit viel Sorgfalt Gegenden ausgesucht, in denen etablierte Fairtrade-Produktion dominiert und sie dann mit Gegenden ohne Fairtrade-Produktion verglichen", sagte Bernd Müller, Koautor der Studie, im Gespräch mit der Deutschen Welle. In vier Jahren wurden mehr als 1800 Interviews geführt. Unter anderem wurden Arbeiter zu ihrem Lebenslauf und ihren derzeitigen Arbeitsumständen befragt.

"Keine besseren Bedingungen durch Fairtrade"

Das Ergebnis: Die Löhne der Arbeiter in den Fairtrade-Gegenden waren durchweg geringer. "Es ist dabei wichtig zu betonen, dass wir daraus nicht den Schluss ziehen, dass Fairtrade aktiv zu schlechteren Bedingungen beiträgt, denn dafür können auch andere Faktoren mitverantwortlich sein. Was wir aber mit großer Sicherheit und Repräsentativität sagen können ist, dass Fairtrade es versäumt hat, für bessere Bedingungen zu sorgen."

Der Verein Transfair zur Förderung des fairen Handels mit Entwicklungsländern, der das Fairtrade-Siegel vergibt, liest daraus die Botschaft "Fairtrade funktioniert nicht" - und widerspricht heftig: Es gebe viele Studien, die belegten, dass in Fairtrade-Betrieben bessere Arbeitsbedingungen herrschten und bessere Löhne bezahlt würden als in konventionellen Betrieben, so Transfair-Sprecherin Claudia Brück im DW-Gespräch. Als Beispiel nennt sie eine Studie des Centrums für Evaluation (CEval) aus dem Jahr 2012. Dort wurde untersucht, welche Wirkung Fairtrade auf die ländliche Entwicklung in Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika hat. Das Ergebnis: Fairtrade-zertifizierte Kleinbauern verfügen über leicht höhere und vor allem stabilere Einkommen als nicht-zertifizierte Produzenten.

Zwei Kaffeebohnen auf Kaffeepulver (Foto: Fotolia)
Der Anteil fair gehandelter Produkte ist immer noch gering: Beim Kaffee sind es weltweit 2,5 ProzentBild: Fotolia

Transfair bessert nach

Auf die Situation der Lohnarbeiter, also etwa der saisonal beschäftigten Erntehelfer, geht diese Studie nicht explizit ein. Dass sie "strukturell weniger von Fairtrade profitieren", räumt auch Claudia Brück ein. Um den Arbeitern entgegenzukommen, hat Transfair unter anderem seinen "Standard for Hired Labour", also für Lohnarbeiter, überarbeitet. Sie können sich nun einen Teil der sogenannten Fairtrade-Prämie auszahlen lassen, die sonst nur für Gemeinschaftsprojekte wie etwa den Bau von Schulen verwendet wird. Zudem arbeite Transfair daran, die in seinen Standards festgelegten Mindestlöhne für Hilfsarbeiter zu "existenzsichernden Löhnen" zu machen. "Das heißt, dass jede Plantage zeigen muss, wie sie in den nächsten Jahren das Lohnniveau schrittweise anhebt, bis sie wirklich zu existenzsichernden Löhnen kommt." Wie hoch diese in jedem Land sein sollen, wird gerade ermittelt.

Kritik an der Studie

An der SOAS-Studie stört Transfair vor allem der Vergleich der kleinbäuerlichen Fairtrade-Betriebe mit Großplantagen. "Kleinbauern kämpfen ums Überleben und wenn man sie mit einer gut funktionierenden, zum Teil mit ausländischem Kapital ausgestatteten Großplantage vergleicht, ist die Schlussfolgerung, dass Fairtrade nicht funktioniert, daraus aus unserer Sicht schlecht ableitbar", sagt Brück.

Viele Kleinbauern, gerade in Uganda, müssten ihre Erträge auf einer Fläche erwirtschaften, die kleiner als ein Fußballfeld sei. Dass sie geringere Löhne zahlen als Großbetriebe ist aus Brücks Sicht wenig überraschend - zumal die wenigsten von ihnen alleine vom Verkauf von Fairtrade-Produkten leben können. "Es stimmt, dass wir auch Groß- und Kleinbetriebe, jeweils sowohl mit und ohne Fairtrade-Zertifikat verglichen haben", sagt Bernd Müller. Allerdings seien bei der statistischen Auswertung und dem Vergleich der Löhne und Arbeitsbedingungen die Größe der Betriebe stets berücksichtigt worden und zum Teil seien auch ausschließlich Kleinbetriebe miteinander verglichen worden.

Bauern bearbeiten ein Feld in Malawi. (Foto: dpa)
Transfair: Kleinbauern in Afrika kämpfen ums wirtschaftliche ÜberlebenBild: dpa

Dass die Forscher in den Großbetrieben höhere Löhne festgestellt haben, ist für ihn durchaus auch ein Ergebnis, das beim Kampf gegen Armut helfen könnte. "Denn es zeigt, dass die Chance auf faire Löhne und Bedingungen in einem Großbetrieb vielleicht eher besteht als in kleinbäuerlichen Betrieben und Vereinigungen", sagt Müller, der mittlerweile bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) arbeitet. Transfair setzt aber eindeutig auf Kleinbauernbetriebe, denn sie seien die nachhaltigste Form der Landwirtschaft.