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Wie funktioniert der Coronavirus-Schnelltest?

3. März 2020

Schnelltests müssen auf Verdachtsfälle beschränkt werden, ein genereller Test ist weder möglich noch sinnvoll. Lesen Sie hier, wer getestet wird, wie die Tests funktionieren und ob es bald einfachere Schnelltests gibt.

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China Coronavirus Symbolbild
Bild: Reuters/D. Ruvic

Gegen das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 gibt es bislang weder Medikamente noch Impfungen. Bis ein entsprechender Impfstoff entwickelt, in allen Testphasen auf Nebenwirkungen geprüft, von den Gesundheitsbehörden zugelassen, dann erst in großen Mengen produziert und schließlich global ausgeliefert werden kann, werden mindestens 18 bis 24 Monate vergehen. Und dann müssen sich die Menschen auch noch impfen lassen.

Deshalb sind verlässliche Tests in den kommenden Monaten die sinnvollste Maßnahme, um die weitere Ausbreitung des Virus zumindest zu verlangsamen. Anhand der Schnelltests können Infizierte und mögliche "Hot Spots" ausfindig gemacht werden. Nur so können Infizierte unter Quarantäne gestellt werden – sei es in einer medizinischen Einrichtung oder bei einem milden Verlauf isoliert zuhause. 

Allerdings stoßen die medizinischen Einrichtungen und Labore selbst in gut entwickelten Ländern bei einer akuten Infektionswelle schnell an Kapazitätsgrenzen. Deshalb müssen sich die Schnelltest auf echte Verdachtsfälle beschränken, ein genereller Test aller ist weder möglich noch sinnvoll.

Wer wird getestet?

Allein der Aufenthalt in einem Risikogebiet reicht nach gegenwärtiger Einschätzung nicht aus, einen Test zu rechtfertigen. Und nicht jeder mit Schnupfen oder Husten hat sich gleich mit SARS-CoV-2 infiziert.

Wer aber Anzeichen einer virusbedingten Lungenentzündung "unklarer Ursache" hat, wer auffällige Symptome wie Husten, Fieber und Atemnot zeigt und zudem entweder Kontakt zu einem Infizierten hatte oder sich in einer besonders betroffenen Risiko-Region aufgehalten hat, ist ein begründeter Verdachtsfall.

Letztlich liegt es im Ermessen des Arztes, ob ein Coronavirus-Test durchgeführt wird oder nicht. Stichprobenartig werden aber auch Patienten mit Grippesymptomen nach Angaben des Robert-Koch-Instituts auch auf das neuartige Coronavirus untersucht.

Die Kosten (ca. 200 €) werden in Deutschland von den Krankenkassen übernommen, aber nur wenn der Patient vom Arzt tatsächlich als Verdachtsfall eingestuft wird.

Südkorea Gwangju | Menschen werden in Autos auf Covid-19 getestet
Südkorea hat in mehreren Städten "Corona-Drive-Ins“ für Schnelltests eingerichtetBild: picture-alliance/dpa/YNA

Wie wird getestet?

Bei dem Test werden dem Patienten in den meisten Fällen ein Rachenabstrich oder ein Rachen-Nasenabstrich entnommen. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt bei einem begründeten Verdacht zudem, nicht nur Proben aus den oberen Atemwegen zu entnehmen, sondern auch aus den tiefen Atemwegen, also zum Beispiel ausgehustetes Sekret aus den Bronchien bzw. der Lunge.

Was geschieht mit den Proben?

Die Proben werden in Diagnostiklaboren auf das Coronavirus untersucht. Das Verfahren basiert auf einer sogenannten Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Solche Tests dauern rund fünf Stunden und gehören mittlerweile zu den Standardverfahren in Laboren. Sie werden auch zur Abklärung von Erbkrankheiten oder zur Feststellung der Vaterschaft eingesetzt.

Bei der PCR wird ein gezielt ausgewähltes DNA-Stück in einem Thermocykler kopiert und vervielfacht, um nach speziellen DNA-Stücken zum Beispiel des Coronavirus zu suchen. Das Verfahren zeigt dann, ob und wie viele Erreger im Körper sind. Bei Virus-Infektionen nennt man das die "Viruslast". 

Wir werden die Betroffenen informiert?

Der eigentliche Test dauert rund fünf Stunden, hinzukommen die Transportzeiten zum Testlabor. Die Ergebnisse liegen meist nach ein bis zwei Tagen vor, der Arzt informiert dann die Patienten.

Liegt ein positives Testergebnis vor, werden neben dem Patienten auch das jeweilige Gesundheitsamt umgehend informiert. Es folgt dann gegebenenfalls die Stationäre Einweisung mit speziell dafür vorgesehenen Isolierzimmern und Schutzmaßnahmen.

Bei leichteren Krankheitsverläufen können die Patienten aber auch zuhause in der Isolation bleiben, solange sichergestellt ist, dass sie keine Dritten anstecken können. 

Deutschland | DNA Analyse | Landeskriminalamt
Auch ein negativer Test schließt eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus nicht vollständig ausBild: picture-alliance/dpa/Bildfunk/S. Hoppe

Sind die Test eindeutig?

Die Tests schon, aber auch ein negativer Test schließt eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus nicht vollständig aus.

Denn wenn die Proben falsch entnommen wurden, wenn die Proben falsch transportiert oder die Proben zu einem falschen Zeitpunkt entnommen wurden, kann es fälschlicherweise ein negatives Ergebnis geben. Auch deshalb werden mutmaßlich infizierte Patienten mehrfach getestet.

Gibt es auch einfachere und schnellere Test-Möglichkeiten?

Wie beschrieben braucht die Diagnose mittels Polymerase-Kettenreaktion sehr spezielle Labormaschinen und hochqualifizierte Techniker, die in vielen Teilen der Welt nicht vorhanden sind. Selbst im gut entwickelten China waren die Laborkapazitäten angesichts der zahlreichen Fälle schnell erschöpft. Auch in Europa und den USA gibt es zuweilen Lieferschwierigkeiten bei Tests, bei einzelnen Komponenten des Tests oder bei medizinischem Equipment.  

Spätestens seit den tragischen Ebola- und Zika-Krisen wollen Forscher deshalb eine tragbare Version dieser molekularen Diagnosegeräte entwickeln, um Menschen auch in weniger gut ausgestatteten Kliniken oder irgendwann dezentral in ihrer Heimat oder daheim testen zu können. 

Weltweit wird geforscht und erste vielversprechende Ansätze für einen vereinfachten Schnelltest, ähnlich einem Blutzucker-Test, gibt es bereits. So soll der von Chinas Nationalen Gesundheits-Kommission vorgestellte Schnelltest  durch den Test eines Bluttropfens in nur 15 Minuten Immunglobuline nachweisen können, das sind jene Antikörper, die der menschliche Körper als erstes bei einer neuen Infektion bildet. 

Einen ähnlichen Antikörpertest hat auch die Duke-NUS Medical School in Singapur entwickelt, der bereits vom dortigen Gesundheitsministerium erfolgreich getestet worden sei.

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund