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Flug-Katastrophen im vergangenen Jahr

Henrik Böhme24. März 2015

Auch wenn 2014 als das sicherste Jahr der zivilen Luftfahrt gilt: Die Umstände der Unglücke ließen aufhorchen. Der Absturz der Germanwings-Maschine ist eines der schwersten Unglücke in Europa seit langer Zeit.

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Ukraine MH17-Absturz Wrackteil vom Flugzeug
Bild: picture-alliance/AA

Im vergangenen Jahr zählte der Internationale Luftfahrtverband IATA nach eigenen Angaben insgesamt zwölf tödliche Flugzeugunglücke mit insgesamt 641 Opfern. Zwischen 2009 und 2013 waren es demnach durchschnittlich 19 Abstürze mit 517 Opfern pro Jahr.

Laut IATA-Bericht ereignete sich im Jahr 2014 ein Flugzeugunglück auf 4,4 Millionen Flüge. Die Quote liege bei 0,23 Unglücken pro einer Million Flüge und befinde sich damit auf dem tiefsten Stand in der Geschichte der Luftfahrt. 2013 habe die Quote bei 0,41 gelegen.

Die Tragödie von Malaysian Airlines

"Obwohl sich das Thema Flugsicherheit einen guten Teil des Jahres auf den ersten Seiten der Zeitungen wiedergefunden hat, ist es sicher, das Flugzeug zu nehmen", sagte IATA-Chef Tony Tyler am 9. März in Hongkong. Die Industrie sei sich darüber seit dem mysteriösen Verschwinden des Flugs MH370 der Malaysian Airlines auch einig, dass die Nachverfolgbarkeit von Flugzeugen verbessert werden müsse.

Malaysian Airlines war im vergangenen Jahr von einem zweiten schweren Flugzeugunglück betroffen. Der Absturz des Flugs MH17 im Juli im Osten der Ukraine wurde in dem IATA-Bericht aber nicht berücksichtigt, weil es sich dabei nicht um einen Unfall handelte. Die ukrainische Regierung und der Westen gehen davon aus, dass die Maschine von prorussischen Rebellen abgeschossen wurde. Moskau sieht die Verantwortung hingegen bei Kiew.

Frage nach der Flugsicherheit

Doch eben genau wegen dieser beiden Ereignisse war das Jahr 2014 auch ein tragisches Ausnahmejahr. Auch wenn die IATA-Zahlen anderes suggerierten, fragte das renommierte Fachmagazin Aero International: "Sind die sicheren Zeiten nun vorbei?" Es hatte die jährliche JACDEC-Unfallbilanz analysiert, die auf andere Zahlen als die IATA kommt. Weltweit gab es demnach 970 Tote in der Verkehrsfliegerei - die Zahl ist fast viermal so hoch wie im Vorjahr (251). JACDEC steht für Jet Airliner Crash Data Evaluation Centre. Die Webseite wird von den Autoren Jan-Arwed Richter und Christian Wolf betrieben, beide bieten unter diesem Namen ein Flugsicherheits-Ranking von Fluglinien als Dienstleistung an.

Das ebenfalls auf Flugunfälle spezialisierte Aviation Safety Network (ASN) kommt in seiner Statistik aufgrund einer anderen Zählweise sogar auf 990 Toten; dennoch nennt es das Jahr mit Hinweis auf die insgesamt 33 Millionen Flüge eines der sichersten der Geschichte und liegt damit auf einer Wellenlänge mit dem Weltluftfahrtverband IATA. Auf 4,1 Millionen Flüge, so die ASN-Analytiker, kommt ein tödlich verunglückter Passagier. Von 2011 bis 2013 lag die Zahl der jährlichen Unfalltoten im Weltluftverkehr konstant unter 500.

Geringes Risiko

Zwar schätzen die Unfallforscher das Risiko, bei einem Flugunfall ums Leben zu kommen, ebenfalls als extrem gering ein. Dennoch weisen sie auf Besonderheiten hin, die nach Aufarbeitung verlangen. Denn die Branche versucht, jeden noch so kleinen Zwischenfall aufzuklären, um Ähnliches künftig zu vermeiden.

Die drei Unglücke mit den meisten Toten standen 2014 im Zusammenhang mit malaysischen Airlines: erst im März der bis heute spurlos verschwundene Malaysia-Airlines-Flug MH370 mit 239 Menschen an Bord, dann der Unglücksflug MH17, der im Juli auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur mit 298 Menschen an Bord über dem umkämpften Osten der Ukraine wahrscheinlich nach Raketenbeschuss abstürzte. Und dann wenige Tage vor dem Ende des Jahres die dritte Tragödie für Malaysias Luftfahrt: der Absturz eines AirAsia-Airbusses auf dem Weg nach Singapur. Hier gilt ein Zusammenhang mit Extremwetter als wahrscheinlich - ebenso wie im Falle einer von der Fluggesellschaft Air Algérie geleasten und im Juli über Westafrika abgestürzten McDonnell Douglas MD-83.

Europa selten betroffen

Das letzte große Flugzeugunglück in Europa liegt viele Jahre zurück: Am 27. März 1977 kollidierten auf der Startbahn des Airports von Teneriffa eine startende Boeing 747 der KLM mit einer auf der Startbahn stehenden 747 der Pan Am. Damals kamen 583 Menschen ums Leben, das Unglück gilt als schwerste Katastrophe der zivilen Luftfahrt ohne terroristische Beteiligung.

Eines der folgenschwersten Flugunglücke über dem deutschen Luftraum ereignete sich am 1. Juli 2002. Damals kam es über der Ortschaft Überlingen zu einem Zusammenstoß in der Luft zwischen einer DHL-Frachtmaschine und einem Flugzeug der Bashkirian Airlines. 79 Menschen starben, 49 davon Kinder.

Die Zahl der Fluggäste hat im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Rund 3,3 Milliarden Passagiere sind nach IATA-Zahlen von Anfang Februar weltweit befördert worden. Es wurden etwa 170 Millionen Flugtickets mehr verkauft worden als im Vorjahr. Zuwächse seien vor allem im Nahen Osten (13 Prozent), im asiatisch-pazifischen Raum sowie in Lateinamerika (jeweils 5,8 Prozent) erzielt worden. Knapp dahinter lagen die europäischen Fluggesellschaften mit einem Plus von 5,7 Prozent. Der IATA gehören nach eigenen Angaben 250 Fluglinien an, die zusammen 84 Prozent des internationalen Luftverkehrs abwickeln.