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"Willen zum Widerstand"

Astrid Prange14. November 2015

Nach dem Blutbad versucht Frankreich, sich selbst Mut zuzusprechen. In den französischen Medien überwiegen kämpferische Kommentare. Doch zwischen den Zeilen schwingt Angst vor weiteren Anschlägen mit.

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Titelseiten nach Anschlägen (Foto: DW / Andy Valvur)
Bild: DW/A. Valvur

"Wir werden uns zu wehren wissen", schreibt François Régis Hutin von der Tageszeitung "Ouest France". Frankreich werde sich durch diese Gewalt keinen politischen Kurswechsel aufzwingen lassen. Im Gegenteil: "Die Anschläge werden unseren Willen zum Widerstand verstärken."

Tapferkeit statt Trauer, Vernunft statt Verzweiflung, Solidarität statt Sicherheitswahn - Frankreich gibt sich vereint im Willen zum Widerstand. Auch Laurent Joffrin von der Tageszeitung "Libération" appelliert an die Standfestigkeit seiner Mitbürger: "Die französische Gesellschaft muss sich mit Mut bewaffnen, um nicht einen Schritt vor den Mördern zurückzuweichen. Sie muss ihre Stärke und ihren Willen zum Widerstand beweisen, in dem sie sich auf Recht und Solidarität stützt."

"Wir sind alle Paris"

In den sozialen Medien setzen die User dem grausamen Blutbad symbolträchtige Bilder entgegen. Unter dem Hashtag "#notafraid" finden sich bei Twitter erneut Fotos von den Pariser Massendemonstrationen nach den Anschlägen auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" im Januar 2015.

Die Botschaft ist eindeutig: Auch dieses Mal muss Frankreichs Gesellschaft geschlossen an der Seite der Opfer stehen und die eigenen Werte verteidigen. "Wir sind alle Paris", lautet das aktuelle Motto.

Doch neben Aufrufen zu Mut und Standfestigkeit fürchten viele um ihre eigene Sicherheit. "Ich wünschte, ich könnte sagen, ich habe keine Angst", kommentiert ein Nutzer. "Doch ich arbeite als Barkeeper, und es hätte auch mich treffen können."

Frankreich Polizei vor dem Eiffelturm (Foto: Reuters/ Y. Hermann)
Nichts scheint mehr sicher vor dem Terror des IS: Polizisten patroullieren vor dem EiffeltumBild: Reuters/Y. Hermann

Im Visier der Dschihadisten

"Le Monde" verknüpft Frankreichs Einsätze im Irak, Syrien und Afrika mit den Terroranschlägen. "Frankreich befindet sich im Visier der Terroristen, weil es beim Kampf gegen den Dschihadismus in erster Reihe steht", schreibt Jérôme Fenoglio von "Le Monde". Frankreich habe zweifellos die malische Hauptstadt Bamako vor einem islamistischen Angriff gerettet und mit anderen Ländern dazu beigetragen, dass eine große Wüstenfläche in der Subsahara nicht in die Hand von Kriminellen gefallen sei. Die Interventionen in Syrien wiederum hätten zu zahlreichen Versuchen des IS geführt, das französische Territorium zu verletzen. Fenoglios Fazit: "Dieser Kampf exponiert Frankreich."

Frankreich Terroranschläge Trauer (Foto: Reuters/Ch. Hartman)
Im Angedenken an die Opfer legt ein Mann vor dem Pariser Restaurant "Le Carillon" einen Kranz niederBild: Reuters/Ch. Hartman

Nur zwei Wochen vor Beginn des Klimagipfels fragen sich nun viele Medien, wie Paris angesichts der angespannten politischen Lage die öffentliche Sicherheit garantieren will. Zum UN-Klimagipfel vom 30. November bis 11. Dezember werden mehr als 30 Staatsoberhäupter erwartet. Zeitgleich finden in Frankreich Regionalwahlen statt.

Jérôme Fenoglio von "Le Monde" fasst die allgemeine Unruhe zusammen: "Seit dem Attentat auf Charlie Hebdo wissen wir, dass Frankreich sich im Terror-Krieg befindet. Doch trotz der gewaltigen Mobilisierung des französischen Volkes und der weltweiten Solidarität aller Demokratien ist die Gefahr nicht verschwunden. Die Frage war nicht, ob es in Frankreich zu neuen Anschlägen kommen wir, sondern nur noch wann."